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Thomas Musters größte Sternstunde

Von Dominik Feischl   10.Juni 2020

Um 17.22 Uhr des 11. Juni 1995 sank Thomas Muster im altehrwürdigen Stade Roland Garros jubelnd rücklings auf den Sand. Ein Kindheitstraum war mit dem Triumph beim Tennis-Grand-Slam-Turnier in Paris für den Steirer wahr geworden.

"Der Boom damals war enorm. Ich finde es schade, dass man daraus zu wenig Kapital geschlagen hat", sagte Muster nun fast auf den Tag genau 25 Jahre nach seinem größten Karriere-Erfolg in einem Interview bei ServusTV.

Spätestens mit seinem Sieg bei den French Open hatte sich aber Muster selbst ein Denkmal gesetzt. Insgesamt 44 ATP-Turniere gewann der Steirer in seiner einzigartigen Laufbahn, als bisher einziger Österreicher triumphierte er bei einem der vier großen Tennis-Majors und stand auch an der Spitze der Weltrangliste. Bis er am 11. Juni 1995 jubeln durfte, musste er allerdings lange warten.

Denn Muster war als ausgewiesener Sandspezialist oft genug zum Favoriten auf den Sieg auserkoren worden. 1990, nur ein Jahr nach seinem Unfall in Key Biscayne, als er von einem Betrunkenen angefahren und am Knie schwer verletzt worden war, verlor er im Paris-Semifinale gegen Andres Gomez, 1991 unterlag er trotz Zweisatz-Führung Pete Sampras, 1992 und 1993 war gegen Jim Courier Endstation, 1994 wurde Muster schon in Runde drei von Patrick Rafter gestoppt. Sein Traum schien sich nicht zu erfüllen wollen.

Der große Durchbruch

Doch 1995 gelang der späte Durchbruch des Leibnitzers. Es folgte eine Siegesserie, die in die Tennisgeschichte eingehen sollte. 28 Erfolge in Serie auf seinem Lieblingsuntergrund bescherten ihm unter anderem Turniererfolge in Mexiko City, Estoril, Barcelona, Rom und Monte Carlo. Der Druck vor dem Sandplatzhöhepunkt in Paris wuchs ins Unermessliche. Aber diesmal hielt Muster ihm stand. Mit seinem unermüdlichen Kampfgeist drang er bis ins Endspiel vor.

Erst da kamen ihm wieder Gedanken des Scheiterns. "Da waren so viele Sorgen, Verlustängste, auch die Angst davor, zu gewinnen, weil was passiert danach? Die zwei Nächte vor dem Finale habe ich nicht unbedingt gut geschlafen", beschrieb es Muster Jahre später. Die Nervosität war so groß, dass er im Endspiel Probleme hatte, das Griffband um den Schlägergriff zu wickeln. Auf dem Platz war der Steirer aber einmal Herr im Sandkasten: 7:5, 6:2, 6:4 schlug er den US-Amerikaner Michael Chang.

Heute lebt Österreichs bislang erfolgreichster Tennisspieler zurückgezogen. Für das Wiener Tennisturnier fungiert der 52-Jährige als Botschafter, ein Engagement als Berater der nunmehrigen heimischen Nummer eins Dominic Thiem endete heuer im Jänner nach nur wenigen Tagen.

Der Weg zum Paris-Triumph

  • 1. Runde: Der französische Qualifikant Gerard Solves war erster Gegner Musters und hatte nichts zu verlieren, prompt gewann er den ersten Satz. Endstand aber: 3:6, 6:4, 6:2, 6:1.
  • 2. Runde: Muster kam auf Betriebstemperatur. 16.000 Fans auf dem Centre Court staunten, als der Steirer mit Cedric Pioline einen weiteren Lokalmatador 6:1, 6:3, 6:3 vom Platz fegte.
  • 3. Runde: Der Spanier Carlos Costa war ebenso ohne Chance: 6:3, 7:5, 6:2.
  • Achtelfinale: Am Pfingstsonntag ging es gegen Andrej Medwedew. Mehrere Regenpausen hatten die Partie verzögert. Der Ukrainer war beim 6:3, 6:3, 6:0 aber keine schwere Prüfung.
  • Viertelfinale: Gegen Albert Costa schien Musters Siegesserie zu reißen: 6:2, 3:6, 6:7 lag der Steirer zurück. Doch wieder einmal konnte die Kämpfernatur ein Spiel drehen und mit 7:5, 6:2 noch als Sieger vom Platz gehen.
  • Halbfinale: Das 6:4, 6:0, 6:4 gegen den 21-jährigen Russen Jewgeni Kafelnikow, ein Jahr später dann der große Paris-Triumphator, war eine flotte Angelegenheit.
  • Finale: Michael Chang hatte die French Open bereits gewonnen und legte vor: 5:2. Muster holte sich trotzdem den ersten Satz mit 7:5. In der Tonart ging es weiter: 6:2, 6:4. Der Triumph war perfekt.
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