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"Ich fühle mich nicht einmal menschlich"

12.April 2021

Am "Grand National" der Galopper in Aintree bei Liverpool scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite gehört dieses Traditions-Hindernisrennen nicht zuletzt wegen millionenschwerer Wetteinsätze und hoher Einschaltquoten – mehr als 500 Millionen in 140 Ländern sind via TV live dabei – zu den populärsten Sportveranstaltungen Englands, auf der anderen ruft es regelmäßig Tierschützer auf den Plan.

Die 6900 Meter lange und mit 30 "Fallen" gespickte Strecke fordert immer wieder Opfer. Besonders krass war es 1989, als vor laufenden Kameras ein Pferd eingeschläfert wurde und ein weiteres um ein Haar im Wassergraben ertrunken wäre. Auch bei der diesjährigen Auflage kamen nur 15 von 40 Protagonisten ins Ziel, das macht nachdenklich. Der Tod springt mit – vielleicht ist es dieser "Kick", der die Massen anzieht. Normalerweise pilgern 75.000 in die Arena, nach der coronabedingten Absage im Vorjahr fand das Event heuer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dafür war der Ausgang umso spektakulärer – geradezu historisch. Mit der Irin Rachael Blackmore auf Minella Times triumphierte erstmals eine Frau.

Bis 1975 nur Männer am Start

"Ich fühle mich gerade weder weiblich noch männlich, ich fühle mich nicht einmal menschlich. Es ist schlicht und einfach unglaublich", sagte die 31-Jährige nach ihrem sensationellen Ritt, der Trainer Henry de Bromhead höchsten Respekt abrang: "Rachael war brillant", sagte er.

Blackmore – Tochter eines Farmers und einer Lehrerin – ist erst die 20. Frau, die seit der Premiere des "Grand National" im Jahr 1839 angetreten war. Das ist wenig überraschend, weil dieser Klassiker bis 1975 eine reine Männer-Domäne war. Frauen hatten bis dahin ein explizites Startverbot. Das weiß auch Blackmore: "Ich konnte mir früher nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorstellen, hier in Aintree an den Start zu gehen. Geschweige denn einmal diese Trophäe mit meinen eigenen Händen zu fassen zu bekommen." Die Siegerin toppte die Leistung von Katie Walsh, die 2012 als Dritte in den Ergebnislisten auftauchte.

Mit 860.000 Euro dotiert

Wie nah Freud und Leid beieinanderliegen, wurde beim gefährlichsten Pferderennen der Welt – so heißt es – auch am Samstag deutlich. Jockette Bryony Frost landete nach einem Sturz im Krankenhaus, das von Luke Dempsey gerittene Pferd "Long Mile" verstarb.

Die Show wird weitergehen, das verlangt die Tradition. An Sponsoren mangelt es nicht, auch wenn die Dotation heuer wegen der Pandemie von über einer Million auf 860.000 Euro reduziert wurde.

Rund 432.000 fließen in die Kasse des siegreichen Ensembles, wobei der Jockey (oder in diesem Fall die Jockette) keineswegs auf dem längsten Ast sitzt. Ein "National Hunt Rider" kassiert überschaubare 195,65 Euro pro Rennen. Blackmore darf wie jeder andere Sieger mit einem Acht- bis Achteinhalb-Prozent-Anteil am Preisgeld-Kuchen rechnen – das wären dann rund 40.000. Das Gros geht an den Eigentümer des Pferdes, einen stattlichen Anteil erhält auch der Trainer. (alex)

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26. April 2024