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Für sie bleibt die Leichtathletik die reinste Freude

Von Marlies Czerny   17.Juli 2013

In  Italien  wird die Leichtathletik-Welt auf den Kopf gestellt (und auch das Hotelzimmer von Ex-100-m-Weltrekordler Asafa Powell – was dort gefunden wurde, siehe unten, Anm.). Es wird aber auch wettgekämpft. 600 Kilometer südlich von Lignano, wo das Dopingbeben rund um die jamaikanischen Sp(r)itzensportler ein Epizentrum hatte, waren die Erschütterungen noch zu spüren. In Rieti startet morgen die Leichtathletik-Junioren-EM. Sportliche Akzente wollen dort vier Oberösterreicher setzen: Läufer Nikolaus Franzmair (ULC Linz), Weitspringer David Göttlinger (ÖTB OÖ), Hürdensprinter Martin Kainrath (ULC Linz) und Hochspringer Josip Kopic (Zehnkampf-Union). Für Kopic ist es das erste internationale Großereignis, „und in den Juniorenklassen hoffe ich ja doch, dass nicht gedopt wird“.

Naiv?

Keinesfalls, wenn es nach dem Umfeld Kopics geht. Der 19-jährige Schwanenstädter gehört der erfolgreichen Trainingsgruppe der Werthner-Brüder Roland, Ulrich und Georg, dem Zehnkampf-Olympia-Vierten von 1980, an. Den Glauben, dass es die Leute von heute auch ohne Doping an die Weltspitze schaffen können, haben ihnen die schwarzen Schafe der Szene noch nicht gestohlen. Zum Glück.

Kein sturer Tunnelblick

Roland Werthner schaut in Rieti auch selbst nach dem Rechten. Was der Trainingswissenschafter und Vereinsobmann der Linzer Zehnkampf-Union seiner Truppe mit auf den Weg gibt? Keinen sturen Tunnelblick zur Weltspitze, sondern eine gesunde und saubere Einstellung. „Selbst auf die Gefahr hin, dass man dann nicht so weit nach vorne kommt“, sagt Werthner. „In einer Nachwuchsgruppe passieren so viele schöne Dinge, die einen für das Leben lang prägen.“ Für den einen sei das der Landesmeistertitel, für den anderen die Staatsmeisterschaft, „und fünf bis sechs unserer Talente könnten die Olympische Spiele erreichen“. Kontraproduktiv sei aber eines: „Wenn am Ende die Botschaft steht von ,Olympia-Touristen’.“ Wie nach den medaillenlosen Spielen in London – von der damals höchsten sportpolitischer Stelle des Landes.

Was es bei jungen Sportlern auslöst, wenn die Bevölkerung der Meinung ist, „dass eh alle dopen“? „Von uns glaubt das keiner“, antwortet Werthner, der keinen Zweifel an zweifelsfreien Weltklasse-Leistungen aufkeimen lässt. In den meisten Disziplinen zumindest. Er dürfte froh sein, dass es sich keiner seiner Athleten zum Ziel gesetzt hat, im Sprint die Weltspitze anzupeilen.

Einen Generalverdacht spricht er aber nicht aus. „Wenn ich mir Usain Bolt anschaue mit seinen perfekten körperlichen Voraussetzungen und wie er von klein auf immer schneller wurde, ist diese Leistung sogar nachvollziehbar“, sagt Werthner, der die genetischen Vorteile der Jamaikaner analysierte. Dass einige von ihnen auf der schiefen Bahn unterwegs sein sollen, „da bricht auch bei mir etwas zusammen“, sagt Werthner. „Das heißt jetzt nicht, dass ein ganzes Land verseucht ist. Aber die Jamaikaner sind eh so gesegnet mit ihren Genen, da brauchen sie nicht zusätzlich etwas nehmen.“

 

Eine Razzia in Powells Hotelzimmer

Sprintstar Asafa Powell schiebt die Schuld seinem Fitnesstrainer zu. 

Jamaikas Sprint-Stars sehen sich nach der positiven Doping-A-Probe nicht als schwarze Schafe – der Manager von Asafa Powell macht Fitnesstrainer Christopher Xuereb für den positiven Dopingtest des Ex-100-Meter-Weltrekordlers verantwortlich. Der Kanadier habe Powell eine Mischung aus mehreren Nahrungsergänzungsmitteln und Spritzen verabreicht, sagte sein Agent Paul Doyle den „New York Times“. Doyle: „Wir wissen immer noch nicht, was den positiven Test verursacht hat. Die meisten Ergänzungsmittel, die er verabreicht hat, dienten der Erholung oder Energiezufuhr während des Trainings.“ Auch Powells Teamkollegin Sherone Simpson, die Sprint-Olympia-Zweite von 2008, sei von Xuerebs Behandlungen betroffen. Überführt wurden sie wegen des verbotenen Stimulanzmittels Oxilofrin.

Folgt noch mehr? Bei einer Razzia am Montag während des Trainingslagers in Lignano wurden im Hotelzimmer Powells und Xuerebs 50 Schachteln mit Tabletten, Ampullen, Sprays und Salben ohne Etiketten und Angaben gefunden, gab die italienische Staatsanwaltschaft bekannt. Die Polizei lässt die Fundstücke im Labor analysieren und ermittelt offiziell gegen Powell, Xuereb und Simpson „wegen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz“.

 

Was sagen Oberösterreichs Talente zu den Dopingfällen von Gay, Powell & Co.?

Nikolaus Franzmair, 18 Jahre aus Linz, will bei der Junioren-EM über 800 Meter ins Finale laufen: „Diese Geschichte lässt mich nicht kalt, sie betrifft uns alle, weil sie die Leichtathletik in ein schiefes Licht rückt. Mich ärgert es sehr, wenn die Leute glauben, dass eh ein jeder dopt. Und wenn ich jetzt einen Rekord laufe, dann wird hinter meinem Rücken getuschelt, obwohl ich einen Blut-Pass habe und heuer schon acht Mal kontrolliert wurde. Ich würde nie im Leben dopen.

Susanne Walli, 17 Jahre aus Linz, wurde über 400 Meter 14. bei der U18-WM: „Einerseits ist es gut, wenn die Dopingfälle aufkommen. Denn wir Jungen orientieren uns nun mal an den Besten – nur ist dieses Niveau in manchen Disziplinen scheinbar nicht sauber zu erreichen. Ich will nicht sagen, alle sind gedopt. Aber ich bin enttäuscht. Wir kämpfen für positive Nachrichten, und die wenigen Schlagzeilen, die die Leichtathletik bekommt, sind meist negativ.“

David Göttlinger, 18 Jahre aus Bad Hall, startet bei der Junioren-EM im Weitsprung: „Ich finde es schade, das Vertrauen ist wieder weg – an der Weltspitze hängen in gewissen Disziplinen scheinbar alle mit drin. Das nimmt mir den Glauben, dass man auch sauber ganz nach vorne kommen kann. Weil der Weitsprung sehr technisch ist, erhoffe ich mir gute Chancen, dass ich es sauber schaffen kann. Es ist nicht unmöglich, dass ich durch harte Arbeit über acht Meter springen kann.“

Josip Kopic, der 19-jährige Schwanenstädter springt bei der U20-EM nicht weit, aber hoch: „Ich war nicht überrascht, als die Dopingfälle im Sprint aufkamen, aber zornig. Ich bin sauer, denn die sauberen Athleten können so nicht den Erfolg erreichen, den sie haben könnten. In den Juniorenklassen hoffe ich ja doch, dass nicht gedopt wird – ich glaube daran, dass man ohne Doping an die Weltspitze gelangen kann. Den Spaß am Training werden wir in unserer Gruppe aber nicht so schnell verlieren.“

Ivona Dadic, die 19-jährige Welserin startete bei Olympia und wurde bei der U23-EM Vierte: „Ich will mich mit dem Thema Doping gar nicht so beschäftigen – wäre ich ein gedopter Athlet, würde ich mich sowas von schämen. Wenn mir Talent und Training nicht reichen, dass ich sportlich erfolgreich bin, sollte ich es lassen. Ich glaube nicht, dass Doping unbedingt erforderlich ist, wenn man an die Weltspitze will. Ich bin im letzten halben Jahr achtmal kontrollierten worden – das finde ich gut so.“

 

 

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