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Thomas Reifeltshammer: Ein Fußballerleben für die SV Ried

Von Thomas Streif   19.Juni 2021

Cupsieg, Europacup, sportliche Krisen, Abstieg, Aufstieg, Klassenerhalt und hartnäckige Verletzungen: Thomas Reifeltshammer hat in seiner Profikarriere viel erlebt – und das alles im Trikot eines einzigen Vereins, der SV Guntamatic Ried. Kaum jemand steht im österreichischen Fußball so für Vereinstreue wie der 32-Jährige, der am Montag das Ende seiner aktiven Karriere bekannt gab, die OÖN haben berichtet.

Das Ende ist für Reifeltshammer gleichzeitig ein Anfang. Dass er seiner SV Ried treu bleibt und ins sportliche Management wechselt, überrascht nicht, der Zeitpunkt schon. Ein Jahr Vertrag hätte der Innenverteidiger noch gehabt, in der vergangenen Saison war er als Kapitän in der Startelf gesetzt und hatte wesentlichen Anteil am Klassenerhalt in der Bundesliga.

"Der Zeitpunkt mag überraschend sein, aber ich merke, dass ich gemeinsam mit Sportkoordinator Wolfgang Fiala und Geschäftsführer Rainer Wöllinger etwas bewegen kann. Ich habe mir die Entscheidung sehr gut – auch nach Rücksprache mit meiner Frau Doris – überlegt. Die Wehmut beim Trainingsauftakt der Mannschaft hat sich noch in Grenzen gehalten. Bei den ersten Spielen wird es sich aber sicher komisch anfühlen, nicht mehr auf dem Platz zu stehen."

Ein Fußballerleben für die SV Ried
Seine Zweikampfstärke zeichnete Reifeltshammer als Spieler aus.

Mitfiebern vor dem Teletext

Die SV Ried begleitet Reifeltshammer seit seiner Kindheit, sein Vater spielte selbst im Verein, der leider im Jahr 2020 verstorbene Opa Manfred Grasl war 70 Jahre Mitglied bei den Riedern und die gute Seele im VIP-Club. "Ich war als kleiner Bub im alten Stadion schon bei den Heimspielen dabei, die Auswärtsspiele habe ich daheim vor dem Teletext verfolgt", erinnert sich Reifeltshammer mit einem Lächeln.

Seine ersten Einsatzminuten für die Profis absolvierte Reifeltshammer im November 2009 gegen Mattersburg. Der Weg dorthin war alles andere als leicht. "Ich bin mit 15 Jahren von der Rieder Fußballakademie nach Neuhofen zurückgegangen, weil ich keinen Weg mehr gesehen habe, dort weiterzukommen. Das Thema Profikarriere war für mich erledigt."

Es kam anders: Die SV Ried und Neuhofen gingen eine Kooperation ein, Trainer Michael Angerschmid fand schnell Gefallen an seinen fußballerischen Qualitäten, die Karriere ging plötzlich wieder in die andere Richtung, ohne Hindernisse ging es aber nicht: Als er am Sprung zu den Profis war, verschleppte er eine Lungenentzündung, sein Gesundheitszustand war kritisch, mehr als drei Wochen lag er im Spital.

Nach 316 Spielen für die SV Ried hört Reifeltshammer auf
Thomas Reifeltshammer (rechts) im Duell mit Nikica Jelavic im April 2010.

Nach einem halben Jahr kehrte er auf den Platz zurück und absolvierte in den folgenden zwölf Jahren 316 Pflichtspiele für die SV Ried. Nach sensationell erfolgreichen Saisonen mit Cupsieg, Cupfinale und Europacup folgten schwere Jahre. Abstieg und drei Jahre zweite Liga. Reifeltshammer hielt seinem Verein die Treue. "Es waren unglaublich schwere Zeiten dabei, in denen man nicht wusste, wie es weitergeht. Die SVR zu verlassen, stand für mich aber niemals zur Debatte. Der Aufstieg war ein Wahnsinn und unglaublich emotional. Als ich die Meisterschale in der Hand gehalten habe, war das nach diesen sportlich schweren Jahren auch eine große Genugtuung", sagt der 32-Jährige, der im Jänner 2020 Vater von Lukas wurde. Als die zweite Liga wegen der Corona-Pandemie nicht nur einmal vor dem Abbruch stand, ergriff Reifeltshammer auch außerhalb des Platzes das Wort und forderte eine Liga-Fortsetzung – mit Erfolg.

Perfekter sportlicher Abschluss

Als Kapitän führte er die SVR zum Bundesliga-Klassenerhalt. "Es war für mich der perfekte sportliche Abschluss", sagt der 32-Jährige. Sein Karriereende bezeichnet er als "eine Entscheidung für die Zukunft". Der Fußball und die SV Ried, die Reifeltshammer als "Herzensverein" bezeichnet, werden weiterhin eine tragende Rolle spielen.

"Bedanken muss ich mich vor allem bei meiner Frau Doris und der Familie für die unglaubliche Unterstützung in den vergangenen Jahren", sagt Reifeltshammer. Ab sofort wird er abseits des grünen Rasens mithelfen, um die SV Ried wieder langfristig in der Bundesliga zu etablieren. "Wenn wir eine längerfristige Strategie verfolgen, dann glaube ich, dass wir an die Erfolge von früher anknüpfen können", ist Reifeltshammer überzeugt.

Vor Rieds Trainingsstart verließ der Langzeit-Kapitän das Wikinger-Schiff
Thomas Reifeltshammer unterstützt ab sofort Geschäftsführer Rainer Wöllinger (rechts)

Eine schwarz-grüne Karriere:

2009, die Anfänge: Sein Bundesliga-Debüt für die SV Ried feiert Reifeltshammer am 27. November 2009. Im Heimspiel gegen Mattersburg wird er kurz vor Schluss eingewechselt.

2011, der  Durchbruch: In der Saison 2011/2012 gelingt dem Innenverteidiger endgültig der Durchbruch. Er spielt in allen Spielen, nur einmal fehlt er wegen einer Sperre.

2017, Abstieg: Nach vielen erfolgreichen Jahren steigt Reifeltshammer mit der SV Ried nach einer Heimniederlage gegen Mattersburg aus der Bundesliga ab. Er hält „seinem“ Verein aber die Treue und bleibt in Ried.

Schwarz-Grüne Karriere
Abstieg 2017

2020, Aufstieg: Nach drei Saisonen schafft die SV Ried in der Saison 2019/2020 mit Kapitän Reifeltshammer endlich den Aufstieg. In der Bundesliga führt der 32-Jährige die SVR als Kapitän zum vorzeitigen Klassenerhalt. Am 14. Juni 2021 erklärt er seinen Rücktritt.

SV Ried: Ein kleines Fußballwunder und der rasche Blick nach vorne
Meistertitel in der Zweiten Liga 2020
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