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Bei der SV Ried brennt wieder einmal der Hut

Von Thomas Streif   03.November 2020

Am gestrigen Montag hatte Rainer Wöllinger seinen ersten Arbeitstag als neuer Geschäftsführer der SV Guntamatic Ried. "Erfolg ist nur möglich, wenn es einem gut geht. Dabei ist für mich – neben einer soliden Basis – eine gute Stimmung im Verein und im Umfeld eine der wichtigsten Funktionen", sagte Wöllinger im September, als er in einer Presseaussendung der SV Ried als neuer Geschäftsführer vorgestellt wurde.

Ein sportliches "Einstandsgeschenk" am vergangenen Wochenende blieb Wöllinger verwehrt, im Gegenteil: Die Rieder blamierten sich beim 0:4 in St. Pölten. Sechs Pflichtspielniederlagen in Folge bringen den Verein unter Druck. Dass darunter auch die Stimmung leidet, ist nur logisch.

Kein Schönreden mehr

Die Situation ist angespannt. Am Samstag gingen die Rieder gegen St. Pölten sang- und klanglos mit 0:4 unter, zuvor war man beim 0:2 gegen Sturm völlig chancenlos.

Dass die coronabedingten Ausfälle die SVR hart treffen, steht außer Frage, allerdings spielte die Mannschaft zuletzt mutlos, Akzente nach vorne gibt es kaum.

Trainer und Sportdirektor Gerald Baumgartner stellt sich in den Interviews nach den Spielen vor die Mannschaft und versucht, positive Ansätze zu finden. Die zuletzt gezeigten Leistungen dürfen aber eigentlich nicht mehr schöngeredet werden. Ausfälle hin oder her, wenn Ried so auftritt wie gegen Admira, Sturm oder St. Pölten, dann hat man im Kampf um den Klassenerhalt keine guten Karten.

Schicksalsspiel für Baumgartner?

Nach außen hin gibt es vom Vorstand derzeit keine Trainerdiskussion. Lautstark ist die Kritik der Fans, viele fordern einen Trainerwechsel, vor allem in den sozialen Netzwerken gehen die Wogen hoch. Im Heimspiel gegen Hartberg am kommenden Samstag, das erstmals in dieser Saison wieder ohne Fans über die Bühne gehen wird, steht die Mannschaft in der Pflicht, endlich wieder einmal abzuliefern. Die vier Spieler, die zuletzt wegen positiver Corona-Tests zwei Spiele fehlten, sind wieder dabei. Allerdings können weitere "Corona-Ausfälle" nicht ausgeschlossen werden, schließlich wird die Mannschaft mindestens einmal pro Woche getestet.

Auf die Frage, ob das Hartberg-Spiel für ihn möglicherweise bereits ein "Schicksalsspiel" sein könnte, antwortete Baumgartner am Samstag im Interview mit dem Fernsehsender Sky: "Ja, kann natürlich sein, das müssen die anderen entscheiden, mich interessiert eher der Auftritt unserer Mannschaft und was wir verbessern können." Mit den "anderen" meint Baumgartner den Vorstand.

Der 55-Jährige ist lang genug im Fußballgeschäft, um zu wissen, dass es bei weiteren Niederlagen schnell eng werden könnte. Das Verhältnis zu Teilen des Vorstandes dürfte dem Vernehmen nach eher unterkühlt sein. Bei aller Kritik darf man aber die vergangenen Monate nicht vergessen. Nach dem Last-Minute-Aufstieg blieb Baumgartner, der neben seiner Tätigkeit als Trainer auch als Sportdirektor fungiert, nur sehr wenig Zeit, um mit wenig finanziellen Mitteln einen bundesligatauglichen Kader zu formen.

Bei der SV Ried brennt wieder einmal der Hut
Gerald Baumgartner führte die SV Guntamatic Ried in die Bundesliga.

Ziel kann nur Platz elf sein

Das einzig realistische Ziel in dieser ersten Saison nach dem Aufstieg kann nur der elfte Platz, also der Klassenerhalt, sein. Weil man Spieler mit laufenden Verträgen wie Canillas oder Arne Ammerer nicht von einem Wechsel "überzeugen" konnte, blieb Baumgartner die dringende Bitte nach einem zusätzlichen Defensivspieler, die er auch öffentlich wiederholte, wohl aus budgetären Gründen (bisher) verwehrt.

Patrick Möschl, der seit Monaten mittrainiert, dürfte wohl erst dann eine Chance auf einen Vertrag haben, wenn ein Verkauf von Shooting-Star Marco Grüll unter Dach und Fach ist. Diese Personalien zeigen, dass die Möglichkeiten des Sportdirektors Baumgartner beschränkt sind. Drei Jahre in der zweiten Liga haben Spuren hinterlassen, der Unterschied zur Bundesliga ist in dieser Zeit größer geworden, zumal Ried drei Jahre lang auf das üppige Fernsehgeld verzichten musste. Durch die Corona-Krise wird der finanzielle Spielraum noch enger, das trifft aber auch die anderen Vereine. Dass in der Josko-Arena bis auf Weiteres keine Zuschauer erlaubt sind, ist für Ried aufgrund des leidenschaftlichen Publikums wohl ein größerer Nachteil als für den einen oder anderen Konkurrenten. Die sportliche Talfahrt gibt Anlass zur Sorge, aber noch sind erst sechs Spiele ausgetragen. Entschieden wird der Abstiegskampf im Frühling, denn nach dem Grunddurchgang werden die Punkte halbiert. Hätte Ried theoretisch acht Punkte Rückstand auf den Vorletzten, würde sich dieser vor der entscheidenden Phase auf nur noch vier Punkte halbieren. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen, denn mit dem Rücken zur Wand spielt es sich doppelt schwer.

Für die SV Ried und Baumgartner zählt am Samstag gegen Hartberg wohl nur ein Sieg, sonst könnte es in der zweiwöchigen Länderspielpause im Innviertel wohl sehr ungemütlich werden.

Video: Training am Dienstagabend

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26. April 2024