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"Keiner geht für den anderen durchs Feuer"

Von Harald Bartl   28.März 2019

Insgesamt jeweils 22 Jahre lang waren Hans Kondert (74) als Spieler und Trainer beim LASK sowie Ferdinand Milanovich (72) als Spieler, dreimaliger Trainer und Manager beim SK Vöest Linz tätig. Beim Besuch bei den OÖN in den Linzer Promenaden Galerien sprachen sie über die Nationalteam-Krise, Linzer Europacup-Sternstunden und die "verspätete" Fusion.

 

OÖNachrichten: Woran krankt es nach dem 2:4 in Israel im österreichischen Nationalteam?

Ferdinand Milanovich: Ich sehe keine Homogenität, da geht kein Spieler für den anderen durchs Feuer. Vielleicht auch deshalb, weil der Konkurrenzkampf der Spieler viel geringer als etwa bei ihren Klubs in der deutschen Bundesliga ist. Hans Kondert: Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Spieler alles für die Nationalelf geben. Wenn ich sehe, wie die polnischen Spieler schon beim Singen der Hymne vor lauter Motivation fast explodieren, dann ist das schon ein großer Unterschied. Wir hatten in Israel auch Pech. Aber das passiert, wenn man einen Gegner zu leicht nimmt.

OÖNachrichten: Lacht Ihnen das Herz bei den Erfolgen des LASK?

Hans Kondert: Und wie! Ich habe schon vor dem Aufstieg gesagt, dass der LASK niemanden fürchten muss. Vielleicht knickt ja jetzt Salzburg sogar ein. Präsident Siegmund Gruber dürfte wirklich Ordnung in den Klub gebracht haben, das Netzwerk von Jürgen Werner ist top und Oliver Glasner ein optimaler Trainer mit großer Zukunft. Ferdinand Milanovich: Eigentlich muss man sagen, die Fusion hat erst jetzt stattgefunden. 1997 war ja bei der echten Fusion nichts vom FC Linz übriggeblieben. Jetzt haben mit Jürgen Werner und Fredi Schill (Sportvorstand nach der Übernahme 2015) zwei Blau-Weiße die Fäden beim LASK gezogen.

Wie stehen Sie zur Stadionthematik in Pasching und Linz?

Kondert: Da habe ich zu viel in Linz erlebt. Trotz des Heimvorteils: Bevor ich in Pasching spiele, würde ich lieber in Linz bleiben und vor 15.000 Fans gegen Rapid spielen. Milanovich: Da muss ich schon einhaken. Wir haben uns schon beim Meistertitel der Vöest gewünscht, einmal in einem richtigen Fußballstadion zu spielen. Das war 1974, also vor 45 Jahren. Damals wie heute hat der Klub nicht einmal die Gastronomierechte im Stadion.

Ihre Erinnerung an die Meistertitel mit LASK und Vöest?

Kondert: Ich war beim Entscheidungsspiel 1965 Ersatz, habe aber im Frühjahr öfter getroffen. Der Erfolgsgarant war für mich nicht Neo-Trainer Frantisek Bufka, der nicht einmal gut deutsch sprechen konnte, sondern die Gruppe der Führungsspieler. Für mich ist der Herbstmeistertitel 1972 sportlich ähnlich viel wert. Die Mannschaft damals war einfach sensationell. Milanovich: Die schönste Belohnung war natürlich das Spiel gegen den FC Barcelona. Das 0:0 daheim ist unvergesslich. Barça hat gemerkt, dass es bei uns nicht leicht ist, und war mit dem Remis zufrieden. Beim Rückspiel sind wir nach dem 0:5 aber nicht ausgelaufen, sondern haben uns ausdrehen müssen, nachdem uns Cruyff, Neeskens und Co. 90 Minuten lang ,eindraht’ håb’n. Das Nou-Camp-Stadion hat uns richtig erdrückt.

Sie sind als Trainer unweigerlich mit dem 1:0 des LASK über Inter Mailand verbunden.

Kondert: Ein Erfolg, der mich nicht überrascht hat und den ich der Mannschaft auch ankündigte. Speziell als uns die Zeitungen in Italien als "dilettanti" bezeichnet hatten. Das bedeutete in Wahrheit zwar nichts anderes als "Amateure, die einer Arbeit nachgehen", aber ich habe das der Mannschaft dennoch mit "Dilettanten" übersetzt.

Wie kam es, dass Hans Kondert 1987 dann Ihr Trainer-Nachfolger beim SK Vöest wurde?

Milanovich: Ich habe ihn selber geholt, weil ich Klubmanager wurde. Transfers bei den Lokalrivalen waren damals tabu. Aber der Hans war erfolgreich und kannte die Szene, deshalb habe ich ihn geholt. Kondert: Ich hatte beim LASK schon immer wieder gehört, dass ich mich als Trainer abgenützt hätte. Deshalb habe ich schon im Winter der Vöest zugesagt. Dann haben wir mit dem LASK im Frühjahr praktisch kein Spiel mehr verloren und sind zum vierten Mal in Serie in den Europacup gekommen. Präsident Rudolf Trauner war damals ziemlich sauer auf mich, aber ich hätte mir mehr Schutz erwartet.

 

70 Jahre Sportzeitung

Dass sich die Trainerlegenden Hans Kondert und Ferdinand Milanovich zum Doppelinterview bei den OÖN in Linz einstellten, hatte einen besonderen Grund: Mit der „Sportzeitung“ feiert diese Woche die einzige noch verbliebene Wochen- beziehungsweise Monatspublikation Österreichs ihren 70. Geburtstag. Viele andere Sportblätter sind im Laufe der Zeit (oft mit großem Trara) gegründet worden und ebenso schnell wieder verschwunden. Die Sportzeitung, früher auch als „Sport & Toto“ oder „Sportfunk“ bekannt, hat sie alle überlebt. Die beiden Chefredakteure Horst Hötsch und Gerhard Weber schaffen es Woche für Woche mit „der etwas anderen Geschichte“ sowie Schwerpunkten, die treue Leserschaft zu überraschen. Der dreiseitige OÖN-Beitrag in der 88 Seiten starken Jubiläumsausgabe (die obenstehende Interview-Version ist stark gekürzt), ist quasi ein Geschenk zum Siebziger. Alles Gute!

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26. April 2024