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Reichel spielt seinen letzten Trumpf aus

Von Günther Mayrhofer   02.Mai 2011

Zwei Stunden vor dem Anpfiff des letzten Derbys gegen Ried ließ LASK-Präsident Peter Michael Reichel die Bombe platzen. Er überlegt, den LASK hochgehen zu lassen und auf einen Protest gegen die Lizenzverweigerung zu verzichten. Er droht, im Unterhaus neu zu beginnen. Als LASK neu, oder, indem er einem anderen Klub die „Marke LASK“ überlässt. Diese gehört der LASK-GmbH, an der er, Vizepräsident Helmut Oberndorfer und der Verein die Anteile halten.

Damit spielt er seinen letzten Trumpf aus. Denn Reichel hat den LASK vollkommen in der Hand. Er kann beschließen, in der zweiten Klasse neu zu beginnen – und niemand kann ihn aufhalten, weil er allein die Macht hat. Reichel erpresst mit dem Horrorszenario Politik und Wirtschaft, damit diese ihm finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Die Sponsoren sind ihm davongelaufen, selbst Freund Oberndorfer will sich zurückziehen, die Bundesliga nimmt ihm sein Budget für die kommende Saison in der Ersten Liga nicht ab.

Reichel ist nicht dumm, sein Vorgehen ist geplant. Er benennt die Probleme des LASK richtig – zieht allerdings die falschen Schlüsse.

Er behauptet, dass der Spitzenfußball in Linz nicht gewollt ist und argumentiert es damit, dass er seit dem Wiederaufstieg keinen wesentlichen Sponsor gewinnen konnte. Das liegt allerdings nicht am LASK. Denn es gibt in Oberösterreich unzählige Player, die zum Traditionsklub stehen. Spitzenfußball ist gewollt, allerdings nicht mit Reichel als Führungsspieler. Doch er hat zu viele Wirtschaftstreibende in den vergangenen Jahren gefoult, niemand will ihm jetzt Geld zuspielen.

Er behauptet, dass viele Mitglieder gegen die Führung arbeiten. Als Konsequenz droht er mit dem Neuanfang, anstatt der berechtigten Kritik wegen seines Führungsstils mit Veränderungen zu begegnen.

 

Der Geschäftsmann ist in einem Dilemma. Sein Investment vor elf Jahren hat sich nicht rentiert, jetzt kommt er nicht mehr aus der Sache heraus. Er kann den Verein nicht wie gefordert öffnen, weil mögliche neue Investoren ihren Einstieg von einem Anteilsverzicht Reichels abhängig machen. Er müsste dafür nur zwei Prozent abgeben, um unter ein Drittel zu fallen. Damit könnten ihn allerdings neue Geldgeber aus den Funktionen abwählen und aus dem Verein drängen. Deswegen kommt wohl nur in Frage, Reichel die gesamten Anteile abzukaufen. Er verlangt jene 5,3 Millionen Euro, die er seiner Ansicht nach in den LASK gesteckt hat. Wenn man diese Summe aufbringt, besitzt man die Macht, aber weder einen Sportplatz noch einen Spieler. Im Hintergrund arbeitet eine Opposition daran, Reichel mit einem freundlichen Übernahmeangebot das Spielzeug aus der Hand zu nehmen.

 

Letztlich wird der LASK gegen die Lizenzverweigerung protestieren. Reichel wird bis zum letzten Augenblick warten, ob jemand sein Portemonnaie öffnet, um den Absturz zu verhindern. Doch er zerstörte seinen Bluff mit einem Satz, den er wohl im Nachhinein lieber nicht gesagt hätte: „Wenn wir alles mobilisieren, bekommen wir die Lizenz.“ Er meint damit seine Familie und Oberndorfer. Damit deckt er seine Karten auf. Denn ein Neuanfang in der zweiten Klasse wäre für ihn wirtschaftlich ein Totalverlust, seine Anteile wären nichts mehr wert. Und der Geschäftsmann Reichel wird sich kein solches Eigentor schießen.

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