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Stelzer über Corona: „Es ist gelungen, den massiven Schrecken zu nehmen“

Von Alexander Zens   18.Mai 2021

„Nach schweren Monaten tut Zuversicht gut“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP) am Dienstag bei der Pressekonferenz anlässlich der heutigen Corona-Öffnungen. „Mag sein, dass das schwierigste Stück des Weges in dieser Krise hinter uns liegt. Aber die Ansteckungsgefahr ist noch da“, appellierte Haberlander trotz allem, „vorsichtig zu bleiben“.

So sahen das auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP), Krisenstabsleiterin Carmen Breitwieser und der Lungenexperte Bernd Lamprecht vom Kepler-Universitätsklinikum.

„Die Zahlen sind vielversprechend“, sagte Lamprecht, der darauf verwies, dass nur noch gut 15 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt sind (bei 30 Prozent wird es kritisch). Langfristig sei der Impffortschritt entscheidend. Je mehr Menschen immun seien, desto weniger Corona-Maßnahmen brauche es, um die Lage unter Kontrolle zu halten – und umgekehrt.

Nehme man die Genesenen und eine Dunkelziffer dazu, seien ungefähr 40 Prozent der Bevölkerung immunisiert, rechnete Lamprecht vor. Zwei Drittel brauche man, um von einer Herdenimmunität sprechen zu können, die dann aber auch gehalten werden müsse, sprach er Auffrischungen an. Wie alle Teilnehmenden betonte er in der Pressekonferenz, dass die Zahlen Zuversicht versprächen, aber dass weiterhin Vorsicht geboten sei.

Kein neuer Fall in Linz

94 Neuinfektionen wurden gestern in Oberösterreich verzeichnet. Der Spitzenwert am 11. November lag bei 2554, es waren aber auch schon weniger als zehn im August. Die Stadt Linz teilte mit, dass es am Montag zum ersten Mal seit Pandemie-Beginn keinen neuen Fall in der Stadt gegeben habe.

„Corona wird uns begleiten, aber es ist gelungen, den massiven Schrecken zu nehmen“, sagte Stelzer. Der Druck aus Wien, beim Ost-Lockdown im April mitzumachen, sei kein kleiner gewesen. Die Entscheidung dagegen habe sich als richtig herausgestellt und auf dem Arbeitsmarkt geholfen. Je mehr man bei den Impfungen voranschreite, desto eher könne man Begleitmaßnahmen zurücknehmen, so Stelzer – etwa beim Maskentragen in gewissen Bereichen.

Bei den Corona-Tests in öffentlichen Stationen, Apotheken und Betrieben wird in den nächsten Wochen wegen der Zutrittsregeln noch einmal eine deutliche Nachfragesteigerung erwartet. Umso wichtiger ist es laut Stelzer gewesen, dass die Bundesländer die Anerkennung der Wohnzimmertests „erstritten“ hätten. Wie berichtet, kann sich jeder Haushalt 20 Testkits mit QR-Code von der Apotheke holen, mit denen Fotos vom Testvorgang hochgeladen werden. Laut Breitwieser hat sich das Land technisch gut darauf vorbereitet, das System sei auf tausende Zugriffe pro Sekunde ausgelegt.

Nach den Öffnungen geht man davon aus, dass die Infektionszahlen steigen. Haberlander: „Aber mit einer gewissen Zahl können wir umgehen, solange getestet wird und sich die Menschen impfen lassen.“ Auch Lamprecht erwartet, dass sich das nicht stark negativ auf die Spitäler auswirkt, wenn die über 50-Jährigen, die am wahrscheinlichsten schwere Verläufe haben, geschützt sind.

Der Livestream zum Nachsehen: 

Indische Mutation bestätigt

Gestern wurde der erste Verdachtsfall der indischen Corona-Mutation in Oberösterreich bestätigt. Eine Frau in Linz, die vor wenigen Wochen in Indien gewesen war, hat sich damit infiziert. Sie soll nur zu ihrem Mann Kontakt gehabt haben, dieser sei negativ, hieß es vom Krisenstab.

Die indische Variante soll laut Lamprecht zwar infektiöser sein, die in der EU zugelassenen Impfstoffe seien aber auch hier wirksam gegen schwere Verläufe.

Halbe Million Oberösterreicher geimpft

Rund 489.000 Oberösterreicher wurden Stand Dienstag gegen Corona geimpft, davon 155.000 Personen zwei Mal. Gemeinsam mit den Genesenen und einer Dunkelziffer seien rund 40 Prozent der Bevölkerung immunisiert, erklärte Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler-Uniklinikum. Es brauche aber zumindest eine "Zweidrittelmehrheit", also 66 bis 67 Prozent, für eine Herdenimmunität bzw. damit es kein "unkontrolliertes Aufflackern" des Virus mehr geben könne. Landeshauptmann-Stv. Christine Haberlander (VP) kündigte an, zielgruppenorientiert für das Impfen zu werben.

Lamprecht sieht als einen Arbeitsauftrag für den Sommer, Pläne für das Auffrischen, also für dritte Impfungen, zu schmieden: "Nach der Impfung ist vor der Impfung." Da seien auch Wissenschafter und Mediziner gefragt, wenn es etwa um die endgültige Dauer des Impfschutzes gehe.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatte im OÖN-Interview angekündigt, dass man mit den dritten Impfungen spätestens im September starten werde. Haberlander sagte dazu gestern, sie gehe davon aus, dass das Ministerium dazu demnächst mit den Ländern in Kontakt trete.

Experte Lamprecht erwartet, dass ältere Menschen früher eine "Erinnerung ihres Immunsystems" brauchen werden als jüngere. Auffrischungen könnten auch als "Update" für die Anpassung an neue, heute noch unbekannte Virusvarianten genutzt werden, die ansonsten ein Problem werden könnten. Was die indische Variante betrifft, schützen die bereits eingesetzten Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gut, wie aus vorläufigen Forschungsdaten der New York University hervorgeht. Lamprecht geht davon aus, dass alle in der EU zugelassenen Vakzine hier jedenfalls wirksam gegen schwere Verläufe sind.

Erstimpfungen mit AstraZeneca lässt Österreich laut Mückstein nun fix im Juni auslaufen – wegen der Lieferprobleme des Herstellers.

Im Mai haben sich 60.000 Oberösterreicher neu für Corona-Impfungen beim Land registriert. Der Fokus liegt laut Haberlander derzeit noch bei über 50-Jährigen, dazu kommen Hochschul-Mitarbeiter und Wohnungslosenhilfe.

Termine für unter 50-Jährige

Teilweise sei man bei den nach Alter gestaffelten Einladungen für Terminbuchungen aber auch schon beim Jahrgang 1975 oder in manchen Regionen 1980 angelangt, so Haberlander: "Es ist Bewegung im System." Oberste Maxime sei, dass keine Impfdosis übrig bleibe. Dementsprechend ist es auch bisher schon vorgekommen, dass in Impfstraßen und bei Ärzten Personen geimpft wurden, die vom Alter her eigentlich noch nicht dran gewesen wären

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