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"Wenn es jemand besser kann, dann muss er aufstehen und das sagen"

Von René Laglstorfer, Barbara Eidenberger   07.Juni 2019

LINZ/WIEN. Er gilt als Reibebaum in der SPÖ: Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda. Kurz vor seinem Besuch beim Ortsparteitag in Neuhofen/Krems (mehr auf nachrichten.at/linz) sprach der gebürtige Kremstaler über seine oberösterreichischen Eigenschaften, die Wahlkampfstrategie der SPÖ sowie die Kritik an ihm und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

OÖNachrichten: Bleibt Pamela Rendi-Wagner Spitzenkandidatin der SPÖ?

Thomas Drozda: Wenn da von ÖVP-Seite ein Spin und Unruhe hineingetragen wird und man am Ende sagt, es sind alle angezählt, dann beeindruckt mich das nicht nachhaltig. Wenn es jemand besser kann, dann muss er aufstehen und sagen: Ich kann es besser.

Können Sie ausschließen, dass die Parteichefin von selbst hinwirft?

Warum sollte sie? Sowohl das Parteipräsidium als auch der Parteivorstand haben sie einstimmig als Spitzenkandidatin designiert. Pamela Rendi-Wagner wird die SPÖ in die Nationalratswahl führen.

Als Ministerin wirkte Rendi-Wagner erfrischend, jetzt verunsichert. Ist das nicht auch ein Vorwurf an Sie?

Ich kann das nur zurückweisen. Pamela Rendi-Wagner ist eine starke und mutige Frau. Was Sie ansprechen, ist Kritik, die von außen hineingetragen wird, und nur zum Ziel hat, Unruhe zu stiften.

Auch an Ihnen wird die parteiinterne Kritik lauter.

Das ist vielleicht das Oberösterreichische an mir: Man kann mit mir über alles geradeheraus reden. Was ich nicht mag: wenn man mir über drei Ecken etwas ausrichtet. Ich stelle mich der Kritik vom ersten Tag an. Da hätte man vielleicht auch "guten Tag" sagen und sich die ersten 100 Tage anschauen können, bevor man eine Debatte über meinen Lebensstil führt – nobody is perfect. Die Funktion des Parteimanagers ist nicht dazu da, Everybody’s Darling zu sein.

Warum hat es die SPÖ bei der EU-Wahl nicht geschafft, aus dem Ibiza-Video Kapital zu schlagen?

Weil es der ÖVP gelungen ist, Europa in den Hintergrund zu rücken und die EU-Wahl zu einer Abstimmung über Sebastian Kurz zu machen. Wir hätten uns mehr erwartet, das ist nicht gelungen. Ist das zufriedenstellend? Nein. Bin ich verzweifelt und deprimiert? Nein.

Woher kommt die plötzliche Einigkeit mit der FPÖ bei Misstrauensantrag und Wahltermin?

Es gibt keine plötzliche Einigkeit, sondern das ist ein parlamentarischer Vorgang. Vom Herrn Kickl und der FPÖ trennen uns Welten. Es wird immer gerne diskutiert, wie es die SPÖ mit der FPÖ hält, nachdem gerade die ÖVP mit der FPÖ eine Koalition hatte, die implodiert ist. Ich finde hier in Oberösterreich auch den Landeshauptmann entlarvend, der von seiner Koalition mit der FPÖ in keinster Weise abrückt. Es irritiert ihn auch nicht, was sich da abgespielt hat – damit ist er nicht die ultimative moralische Instanz.

Aber auch der burgenländische SP-Landeshauptmann regiert ja mit der FPÖ weiter.

Vor zwei Wochen hätten Sie mich auch noch nach dem Linzer Bürgermeister gefragt, der hat jetzt sein Arbeitsübereinkommen beendet, und es ist kein Thema mehr. Der burgenländische Landeshauptmann hat jetzt einen vorzeitigen Wahltermin für Jänner angekündigt, und wie es nach der Wahl dort weitergeht, wird er entscheiden.

Ist eine SPÖ-FPÖ-Koalition nach der Nationalratswahl eine Option?

Die Antwort ist ein klares Nein. Ich halte das für ausgeschlossen.

Wird es weitere rot-blaue Beschlüsse geben?

Das ist durchaus möglich und nennt sich Parlamentarismus.

Wird es eine Neuregelung der Parteienfinanzierung geben?

Ich verlange Aufklärung über die Herkunft der Gelder und klare Spendenobergrenzen pro Spender mit 10.000 Euro und pro Wahlkampf mit 200.000 Euro.

Funktionäre verstehen nicht, dass die SPÖ einen Berater engagiert, der pro Monat rund 20.000 Euro Honorar erhält. Wird die Zusammenarbeit beendet?

Es gibt kein Unternehmen und keine politische Partei, die nicht auch externe Expertise einholt.

Wie wird die SPÖ den Wahlkampf anlegen?

Wir werden im Wahlkampf völlig neue Wege des Dialogs gehen und zunächst viele Fragen stellen. Wir müssen auch mit jenen reden, die schon seit Jahren nichts mehr von uns gehört haben – das ist nämlich eines unserer Probleme. Auch wenn sie uns dann nicht gewählt haben, sollen sie am Ende sagen: "Die SPÖ ist ganz okay."

Wie will die SPÖ die Fehler aus dem Wahlkampf 2017 verhindern?

Indem wir ein handverlesenes Team engagieren und nicht im Entferntesten an Negativ- oder Dirty Campaigning denken. Und indem wir ganz genau prüfen, mit wem wir zusammenarbeiten und wie vertrauenswürdig diese Personen sind.

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26. April 2024