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Harter Schlagabtausch zwischen Kurz und Rendi-Wagner

Von Annette Gantner   18.September 2019

Bei den TV-Konfrontationen gab es fünf Paarungen. Das erste Zusammentreffen von FP-Obmann Norbert Hofer und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger wurde zu einem Schlagabtausch. Hofer bemühte sich immer wieder die Zahlungen des Industriellen Hans-Peter Haselsteiner zu thematisieren. „Sie sind von einem Spender abhängig“, sagte er. Meinl-Reisinger hielt dagegen, dass die Neos alle Zahlungen im Gegensatz zur FPÖ transparent machen. Hofer sprach sich dagegen aus, dem Rechnungshof Einschau in die Parteifinanzen zu gewähren.

Beate Meinl-Reisinger und Norbert Hofer zum Thema Parteienfinanzierung:

Die SPÖ hatte gegen Peter Pilz ihren stellvertretenden Klubobmann Jörg Leichtfried nominiert. Das Gespräch über Themen wie Klimaschutz und Verkehr verlief über weite Strecken wenig konfliktreich.

Bei der Diskussion zwischen VP-Obmann Sebastian Kurz und Meinl-Reisinger wurde heftig über Zuwanderung und Bildung gestritten. Bekannte Positionen trafen aufeinander: Meinl-Reisinger plädierte für eine offenere Haltung gegenüber Flüchtlingen, die eine Lehre absolvieren. Kurz warnte vor zu viel Nachgiebigkeit. Er verteidige auch die Einführung von Deutschklassen. Beide gelten als mögliche Koalitionspartner, eine Harmonie war nicht augenfällig.

Beate Meinl-Reisinger im Duell mit Sebastian Kurz:

 

Hofer duzte seinen Kontrahenten Grünen-Chef Werner Kogler. Es ging um die Ausstattung des Heeres. Hier forderte Hofer höhere Ausgaben für das Bundesheer ein, eine Position, die Kogler nicht teilte. Beim Thema Bildung verteidigte Hofer die Einführung der Deutschklassen. Kogler kritisierte, dass in Österreich Bildung noch immer vererbt werde.

Zum Thema Bildungspolitik - Hofer versus Kogler:

Rendi-Wanger mit Seitenhieb in Richtung Kurz

Härter wurde das Duell zwischen Kurz und SP-Chefin Rendi-Wagner. Die rote Frontfrau räumte gleich zu Beginn ein, dass es eine persönliche Ebene zu Kurz aus der gemeinsamen Regierungszeit gebe. Doch gleich danach ging sie in den Angriffsmodus über. Sie warf Kurz vor, er habe in der Vorwoche seinen Pressesprecher angehalten, die Medien von Hofers hohem Fieber zu informieren. Sie sei darüber entsetzt gewesen. Kurz sprach daraufhin von „Verschwörungstheorien“.

Einen Seitenhieb setzte Rendi-Wagner wegen Kurz’ Alter. „Sein Glück ist, dass er noch sehr jung ist und da kann er noch was lernen“, sagte sie. Der VP-Chef kritisierte, dass es im Gesundheitsbereich schwieriger geworden sei, beim Arzt und in Krankenhäusern adäquat behandelt zu werden. Er wolle gar nicht darüber reden, wer in den vergangenen Jahren Gesundheitsminister gewesen sei, stichelte er gegen Rendi-Wagner. Es war das persönlichste Duell, Überschneidungen fanden sich kaum.

Pamela Rendi-Wagner gegen Sebastian Kurz:

Duelle ohne große Überraschungen

In den bisherigen Duellen beschänkten sich die Spitzenpolitiker auf Stehsätze, Überraschungen gab es wenige. Das Format, den Duellanten nur noch 15 Minuten einzuräumen, brachte Einschränkungen für Interviewer wie Politiker. „In diesem Wahlkampf ist aufgefallen, dass keiner der Spitzenkandidaten eine durchgehende politische Geschichte erzählt hat“, analysiert Politikwissenschafter Peter Filzmaier im Gespräch mit den OÖNachrichten. Kurz habe den einstigen Kanzlerbonus nicht ausgespielt. „Es war nicht stimmig, dass der souveräne Held seine Geschichte mit einer Opfertheorie vermengt.“ Insgesamt habe Kurz im TV bisher wenig Emotionen gezeigt.

SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist im Zuge der Debatten authentischer geworden. Inhaltlich würde sie mehr Einzelbeispiele einbauen und sei dadurch verständlicher geworden, erläutert der Politologe. Ihr Manko bleibe, dass die SPÖ nach Jahrzehnten als Kanzlerpartei schwer argumentieren könne, was man alles ändern muss.

Für Norbert Hofer sei es wiederum „Fluch und Segen zugleich“, dass es seit dem Hofburgwahlkampf 2016 keine Frage gebe, die ihm noch nicht gestellt worden sei. Dadurch fehle ihm im Fernsehen aber auch der zündende Funke, sagt Filzmaier. Eine schlüssige Geschichte könne er nach dem Ibiza-Skandal nicht erzählen. Der Doppelpack mit Herbert Kickl vermittle einen Zickzack-Kurs.

Die Stärke von Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger im Fernsehen sei, dass sie authentisch wirke. Filzmaier: „Sie wollte immer Politikerin werden, das kann sie auch rüberbringen.“ Sie finde aber mit ihren Themen Bildung und Wirtschaft kaum Widerhall.

Peter Filzmaier mit seiner Analyse der dritten ORF-Wahlduelle:

Filzmaier: "Pilz fehlt rauchende Pistole"

Auch Peter Pilz mangelt es an Themen. „Ihm fehlt die rauchende Pistole, der Skandal, den er aufdeckt“, sagt Filzmaier. Der Einzige, der im Fernsehen regelmäßig das Hauptanliegen seiner Partei – den Klimaschutz – diskutieren könne, ist Grünen-Chef Werner Kogler. „Sein Problem ist, dass die Umweltpolitik nicht sein Leibthema ist, er hat eigentlich ein Image als Kontrolleur.“ Insgesamt bezweifelt Filzmaier, dass durch die TV-Duelle große Wählerströme ausgelöst werden. „Der Seher neigt dazu, bei seinem Favoriten die Stärken zu sehen und bei dessen Gegnern die Schwächen.“

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