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Österreichweiter Lockdown vorerst vom Tisch - Regionen sollen einander helfen

Von nachrichten.at/apa   01.April 2021

Die Regierung will etwas für das besonders belastete Personal an den Intensivstationen tun. Sowohl arbeitsrechtlich als auch finanziell sind Verbesserungen geplant, teilten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nach einem Treffen mit den Intensivkoordinatoren der Länder mit. Weitere Verschärfungen für Länder außerhalb der Ostregion stehen jedenfalls vorerst nicht an. Anschober plädiert dort für eine freiwillige "Osterruhe".

Als Ergebnis der heutigen Aussprache, die online stattfand, wird in einer gemeinsamen Stellungnahme der Regierung geschildert, dass man weiter auf Regionalisierung setzen wolle. Die Situation auf Österreichs Intensivstation zeige nämlich aktuell ein regional sehr unterschiedliches Bild. Während die Situation in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland äußerst angespannt sei, wiesen die Intensivstationen in den anderen Bundesländern eine noch geringere Auslastung auf. Ausgebaut werden sollen Hilfsleistungen zwischen den Ländern bei der Aufnahme von Intensivpatienten.

  • 3363 Neuinfektionen haben Gesundheits- und Innenministerium seit gestern gemeldet. >> Zur aktuellen Statistik
  • Die Zahlen in Oberösterreich: Im Bezirk Braunau ist die Sieben-Tage-Inzidenz auf über 400 geklettert. Auf den Intensivstationen ist die Lage seit einer Woche relativ stabil. 71 Intensivbetten sind derzeit mit Covid-19-Patienten belegt. >> Mehr dazu im OÖNplus-Bericht

Anschober setzte Warnungen fort

Positiv sticht für den Kanzler hervor, dass der Anteil der über-80-Jährigen auf Österreichs Intensivstationen in den vergangenen Wochen deutlich gesunken sei, was laut Expertenmeinung auf die fortschreitende Durchimpfung dieser vulnerablen Gruppe zurückzuführen sei. "Wir werden auch in den kommenden Wochen den Schwerpunkt der Impfungen auf die Gruppe der über 65-jährigen richten und bis Ende April mit einer Entlastung der Situation rechnen", meint der Regierungschef.

Noch ist es aber nicht so weit und so setzt Anschober seine Warnungen fort. Wie ernst die Situation sei, zeigten die aktuellen Prognosen für den Belag in den Intensivstationen Ostösterreichs bis Mitte April. In Wien sind jetzt schon 53 Betten mehr zu betreuen als beim Höchststand im Herbst. Auch Niederösterreich hat den Vergleichswert bereits überschritten.

Anstiege in Oberösterreich, aber Lage stabil

Die ÖVP rückte hingegen zuletzt Prognosen in den Vordergrund, wonach die Intensivstationen bis Mitte des Monats in den Ländern außerhalb der Ost-Region nicht an ihre Grenzen kommen würden. Wesentliche Anstiege würden nur in Tirol und Oberösterreich prognostiziert, doch auch dort bliebe man deutlich unter den Belagszahlen vom vergangenen Herbst. Daher gilt Kurz' Fokus derzeit einer Regionalisierung. Wie man dem Personal und den Krankenanstalten entgegenkommen will, soll in den kommenden Tagen präsentiert werden. Jedenfalls gedacht ist offenbar an Bonus-Zahlungen.

Foitik plädierte indes im Ö3-"Wecker" dafür, mit einem harten Lockdown für kurze Zeit die Zahlen deutlich zu senken und dafür dann das Wirtschaften wieder zu ermöglichen: "Derzeit ist diese kurze Zeit wahrscheinlich vier bis sechs Wochen lang." Einen wochenlangen Lockdown light wolle niemand, der helfe gesundheitlich wenig und schade der Wirtschaft sehr.

Rendi-Wagner: "Virus kennt keine Bundesländergrenzen"

Die SPÖ verlangt ein österreichweit einheitliches Vorgehen in der Pandemiebekämpfung samt schärferen Maßnahmen in den westlichen Bundesländern. "Österreich ist zu klein, um Unterschiede in der Virusbekämpfung zu machen", so Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Das Virus kennt keine Bezirksgrenzen, Gemeindegrenzen und natürlich auch keine Bundesländergrenzen." Die Infektionszahlen würden derzeit in ganz Österreich steigen. Außerdem sehe man weiterhin eine kritische Lage auf den Intensivstationen, betonte Rendi-Wagner. Jene Patienten, die in den nächsten zwei Wochen schwer erkranken, seien heute schon infiziert. In einigen Regionen werde es in 14 Tagen daher mehr Intensivpatienten geben als Betten.

Der Ost-Lockdown sei "nur die erste wichtige Notbremse", meinte die SPÖ-Chefin. Es wäre wesentlich effizienter und effektiver, jetzt die Zähne zusammenzubeißen und dann für den Sommer eine Perspektive zu haben. "Es kann nicht das Ziel sein, mit einer Auf- und Zu-Politik die kommenden Monate zu bestreiten."

Die Bevölkerung hat unterdessen offenbar mehr Zweifel daran, dass sie selbst Mitschuld am Andauern der Krise hat. 49 Prozent sind laut einer Unique research-Umfrage für das "profil" der Ansicht, dass die Österreicher im Alltag "zu sorglos" seien. Im September und damit noch vor der zweiten Welle hatten noch 61 Prozent die Meinung vertreten. Allerdings finden nur neun Prozent, die Bevölkerung sei "zu vorsichtig". Nach Parteipräferenzen ergeben sich dabei große Unterschiede: Im ÖVP-Lager ist die Zahl jener, die eine übergroße Vorsicht bemerken, verschwindend gering (ein Prozent), unter FPÖ-Wählern beträgt der Anteil hingegen 31 Prozent.

Lage in Intensivmedizin "in höchstem Maße besorgniserregend"

531 an Covid-19 erkrankte Patienten haben sich am Donnerstag österreichweit in intensivmedizinischer Betreuung befunden. Die Intensivstationen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland hatten bereits ihre Belastungsgrenzen erreicht - dabei geht das Covid-19-Prognosekonsortium davon aus, dass bis 14. April sogar 670 Corona-Patienten auf den heimischen Intensivstationen behandelt werden müssen. Die Intensivmediziner verfolgen diese Entwicklung mit großer Sorge.

Die noch stärkere Belastung der Intensivkapazitäten komme "leider nicht überraschend, ist aber in höchstem Maße besorgniserregend", meinte Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), am Donnerstag. In der täglichen Praxis beobachte man "sehr viel schwerere Verläufe, als dies noch in der sogenannten ersten oder zweiten Welle der Fall war". Der Anteil der schwer kranken Covid-19-Patientinnen und -Patienten, die invasiv beatmet werden müssen, sei "noch höher", hielt Hasibeder auf APA-Anfrage fest.

Dabei liege der Schwerpunkt nicht mehr "bei den alten, vulnerablen Menschen, sondern bei Personen, die mitten im Berufsleben stehen", erläuterte Hasibeder, der als ärztlicher Leiter der Abteilung für Anästhesie und Operativen Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams vorsteht. Jede weitere zusätzliche Belastung der Intensivstationen durch Covid-19 gehe nun infolge der dadurch entstehenden Versorgungsengpässe "auf Kosten zahlreicher Nicht-Covid-Patientinnen und -Patienten, deren Operationen zum Beispiel verschoben werden müssen", befürchtet Hasibeder.

Macht ein weiterer Lockdown noch Sinn? OÖN-TV hat sich in der Linzer Innenstadt umgehört: 

Lage in Oberösterreichs Spitälern: Gestern waren 71 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. 

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