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Politikbarometer: FPÖ und SPÖ Kopf an Kopf

Von Wolfgang Braun   22.April 2017

Kanzlerrede und Regierungskrise, am Ende doch die Einigung auf ein neues rot-schwarzes Arbeitsprogramm, dazu die Rücktritte zweier schwarzer Langzeit-Landeshauptmänner und ein roter Wiener Bürgermeister in Turbulenzen – das erste Quartal war wahrlich vollgepackt mit politischen Großereignissen.

Das Linzer Marktforschungsinstitut Spectra hat parallel dazu in zwei Erhebungswellen die politische Stimmung in Österreich abgefragt und gemeinsam mit den OÖNachrichten den Politikbarometer erstellt. "An der Spitze liegen SPÖ und FPÖ innerhalb der Schwankungsbreite knapp beieinander, es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen", sagt Spectra-Chef Peter Bruckmüller (siehe Grafik).

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Der deutliche Vorsprung, den die FPÖ zwischenzeitlich in Umfragen hatte, ist geschmolzen, seit Christian Kern SPÖ-Chef und Bundeskanzler geworden ist.

Konstant geblieben ist jedoch die große Unzufriedenheit der Österreicher mit der Arbeit der Bundesregierung: 68 Prozent sagen, die rot-schwarze Koalition habe ihre Arbeit "weniger gut gemacht", lediglich 15 Prozent geben an, die Regierung habe ihre Sache "gut gemacht". "Damit ist alles gesagt", sieht auch Spectra-Chef Bruckmüller die Koalition in einem hartnäckigen Tief.

Allerdings werde die SPÖ besser bewertet als die ÖVP: 27 Prozent gaben an, die SPÖ solle künftig stärker den Kurs bestimmen, nur 17 Prozent nannten die ÖVP. In der Sonntagsfrage liegt die ÖVP klar abgeschlagen mit 21 Prozent auf dem dritten Platz.

Doch all diese Ergebnisse haben einen großen Haken, und das ist der Faktor Sebastian Kurz. Es gilt in der ÖVP als fix, dass der junge Außenminister bei der kommenden Nationalratswahl als Spitzenkandidat ins Rennen geht. Spectra hat daher auch die Sympathiewerte von Kurz in einer gesonderten Umfrage abgetestet (siehe Grafik). Dabei wird klar, dass es sich dann um ein völlig neues Spiel handelt.

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Kurz übertrifft Kern

"Kurz hat enormes Potenzial", sagt Bruckmüller. Er übertrifft in den persönlichen Werten und in der Frage einer (fiktiven) Kanzler-Direktwahl nicht nur den aktuellen ÖVP-Chef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner bei weitem, sondern er hält auch SPÖ-Bundeskanzler Kern klar auf Distanz. "Wir haben festgestellt, dass ein Antreten von Kurz Kanzler Kern mehr schaden würde als FPÖ-Chef Strache", sagt Bruckmüller.

Die Möglichkeit, dass die ÖVP unter Kurz bei einer Wahl die Stimmung komplett dreht und den ersten Platz erobert, ist für Bruckmüller "durchaus gegeben".

Doch der Spectra-Chef warnt: "Keiner weiß, ob der Effekt dann tatsächlich so groß ist, wenn Kurz einmal wirklich an der Spitze steht. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man das 1 zu 1 übertragen kann." Derzeit agiere Kurz als Außenminister "losgelöst von den Mühen der Tagespolitik", so Bruckmüller. Kurz genieße den Luxus, Themen wie Arbeitslosigkeit oder Gesundheitsreform auslassen zu können, während er in der Flüchtlingsfrage "populär bzw. am Rande des Populismus" agiere.

Spectra will auch keine Sonntagsfrage mit einem Spitzenkandidaten Kurz veröffentlichen. "Methodisch ist es extrem schwer, dieses Szenario seriös darzustellen. Darüber könnte man eine Doktor-Arbeit schreiben", so Bruckmüller.

Alle Parteien rutschen ins Vertrauensminus

„Das ist in dieser Geschlossenheit schon eine besondere Situation“, sagt Spectra-Chef Peter Bruckmüller zu der Tatsache, dass im aktuellen Politikbarometer gleich alle Parteien ins Vertrauensminus gerutscht sind. Dies sei sicher ein Meilenstein in der Politikverdrossenheit, so Bruckmüller.

Abgefragt wurde die Meinung über die Parteien („Gute Meinung“, „Schlechte Meinung“ und daraus der Saldo). Den besten Wert erreicht mit einem klar negativen Saldo von –14 noch die SPÖ (34 Prozent gute Meinung, 48 Prozent schlechte Meinung). Dahinter folgen die Freiheitlichen mit –19 (32 gute Meinung, 51 schlechte Meinung) – noch vor der Volkspartei (–24/28 gute Meinung, 52 schlechte Meinung).

Noch deutlicher im Minus liegen Grüne und Neos. Die Grünen kommen auf einen Wert von –35 (24 gute Meinung, 59 schlechte Meinung), die Neos liegen mit –40 noch tiefer im Minus (13 gute Meinung, 53 schlechte Meinung).
Grüne und Neos haben generell aktuell einen schweren Stand, das zeigt sich auch in anderen Ergebnissen. So erreichen die Neos derzeit in der Sonntagsfrage nur noch 4 Prozent und liegen damit genau an der Grenze, die es braucht, um ins Parlament einzuziehen.

Und bei den Grünen lässt sich die Formschwäche von Parteichefin Eva Glawischnig auch im Politikbarometer klar ablesen: Sie kommt bei den persönlichen Sympathiewerten nur auf den schlechtesten Wert aller abgefragten Parteichefs und liegt mit einem Saldo von –39 auch hinter Neos-Chef Matthias Strolz (–35).

Im Plus liegen hier nur Bundeskanzler Christian Kern und der in einer zweiten gesonderten Welle abgefragte Außenminister Sebastian Kurz.

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