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Eigenwillige Ausschreibung für einen 9800-Euro-Job

Von Christoph Kotanko   18.März 2017

Als Bundesministerin für Familien und Jugend hat die frühere Meinungsforscherin Sophie Karmasin wenig Spielraum. Die 50-Jährige war durch ihre TV-Auftritte bekannt, hat aber wenig politische Erfahrung und ist in der ÖVP kaum vernetzt. Ihr Ministerium ist finanzschwach und mit einer Sektion das kleinste der Regierung. Die Leitung dieser Sektion ist ausgeschrieben, weil Sektionschefin Ingrid Nemec demnächst in den Ruhestand tritt. Die Bewerbungsfrist endet am 22. März.

Das Ungewöhnliche an dieser Ausschreibung, die im Februar in der Jobbörse des Bundes im Amtsblatt veröffentlicht wurde: Für den mit monatlich "mindestens 9733,20 Euro brutto" dotierten Posten ist ausdrücklich eine "mehrjährige berufliche Erfahrung im Bereich der Bundesverwaltung" vorgeschrieben, ebenso eine "mehrjährige Führungserfahrung in der Familien-, Frauen- und Jugendpolitik auf Bundesebene".

Dadurch sind Bewerbungen von Interessenten außerhalb des Bundesdienstes von vornherein aussichtslos. Dabei kämen Fachleute aus den Bundesländern durchaus in Betracht, aus Oberösterreich etwa der langjährige Leiter des Familienreferats, Franz Schützeneder.

Verwaltungsexperten sagen über die Ausschreibung, diese sei "ungewöhnlich eng abgefasst". Eventuell wisse die Ministerin schon, wer den Job bekommen soll – "aber das hat sie nicht sehr geschickt gemacht", so ein Insider.

Von der Pressestelle des Ministeriums heißt es auf Anfrage, die Ausschreibung sei frist- und formgerecht erfolgt. Die Personalbesetzungskommission werde nach dem Ende der Frist "alle Bewerbungen sichten". Bewerben könne sich jede Person, "dann wird die Kommission bewerten und reihen".

Inoffiziell wurde aus dem Ministerium verlautet, dass Karmasin gern eine Vertraute aus ihrem Kabinett als Sektionschefin hätte.

Die Ministerin fiel im Vorjahr bereits durch eine andere ungewöhnliche Aktion auf. Als ihr Ressort an einen neuen Standort im zweiten Wiener Bezirk übersiedelte, kostete der Umbau der Räume sowie das neu angeschaffte Mobiliar 97.600 Euro. Nachdem es viel Kritik gab, erklärte ein Sprecher Karmasins, es handle sich um einmalige Investitionskosten, die Miete am neuen Standort sei günstiger.

Und: Der Luster über dem Besprechungstisch sei bloß eine Leihgabe aus dem Hofmobiliendepot.

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26. April 2024