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27 Heeresexperten sollen die Gründe liefern, um die Eurofighter einzumotten

Von Lucian Mayringer   23.März 2017

Er könne sich sogar die Stilllegung der 15 Eurofighter vorstellen, falls sich eine kostengünstigere Lösung für die Luftraumüberwachung finden lässt. Mit dieser Ankündigung hat Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SP) zuletzt im Nationalrat, wo gerade der zweite Eurofighter-Ausschuss formiert wird, aufhorchen lassen.

Ab heute soll eine eigene "Sonderkommission" prüfen, ob es "wirtschaftliche und militärische Alternativen zum System Eurofighter" gibt. Unter der Führung des Kommandanten der Luftstreitkräfte, Karl Gruber, stellen 27 Experten auch den Vergleich mit ausländischen Systemen an. Bis 27. Juni werde man einen Endbericht und damit Fakten schaffen, kündigte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums und selbst Mitglied der SoKo, im Gespräch mit den OÖNachrichten an.

Schon jetzt sei angesichts der enormen Betriebskosten (siehe Kasten) und der klaren Aufgabenstellung "fast zwingend, dass man Alternativen finden" werde, so Bauers Prognose. Im Zuge der Typenauswahl im Jahr 2002 wurde jedenfalls der schwedische Saab Gripen als im Ankauf und im Betrieb deutlich günstiger eingestuft.

Kommt die Kommission zum Schluss, dass es tatsächlich günstigere Varianten als den Eurofighter für Österreichs Luftraumüberwachung gibt, dann liegt der Ball bei der Regierung. Denn Doskozil könnte anhand des Berichts aus dem eigenen Haus und unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens gegen Airbus eine Entscheidung, etwa zur in Aussicht gestellten Stilllegung der Eurofighter, treffen.

Kaum zu verkaufen

Tatsächlich gilt die Aussicht der Republik, die 15 Abfangjäger weiterverkaufen zu können, unter Militärexperten als eher trüb. Schließlich handle es sich um gebrauchte, wenig rentable Flugzeuge der ersten Produktionsreihe, die ohne teure Nachrüstung nur für den Luftkampf ("Air to Air") eingesetzt werden können.

Werden die Eurofighter im Hangar eingemottet und Nachfolgemodelle ausgeschrieben, müsste Doskozil in der Öffentlichkeit vertreten, dass die Republik für die kaum zehnjährige Nutzung zur Luftraumüberwachung mehr als zwei Milliarden Euro an Steuergeld eingesetzt hat. Gleichzeitig hofft man beim Heer die budgetzehrenden Jets wieder loszuwerden.

 

Das Sündenregister der teuren Jets

Zwischen 2007 und 2009 geliefert, haben die 15 Eurofighter dem Bundesheer bisher rund 500 Millionen Euro an Betriebs- und Wartungskosten verursacht. Aktuell geht man von jährlich 80 Millionen Euro aus. Bei einer verbleibenden Lebenszeit von 20 Jahren sollten also (nicht wertgesichert) weitere 1,6 Milliarden Euro anfallen. Der Kaufpreis lag 2007 bei 1,67 Milliarden Euro.

Dass es sich bei den österreichischen Jets um gebrauchte Eurofighter der Tranche 1 handelt, wirkt sich laut BH-Sprecher Michael Bauer teilweise kostentreibend aus. Ersatzteile, also ein Motor, Getriebe, Hardware, können zwar aus der Produktion der modernen Tranche 2 übernommen werden, müssen aber teils aufwändig umgebaut werden. Verschleißteile (Dichtungen, Bolzen, Schrauben ...) könne man dafür eins-zu-eins verwenden.

Zu den im Kaufvertrag „nicht in der Klarheit“ angeführten Kosten zählt man beim Heer jene für „Triebwerksmodifikationen“. Diese seien bei jedem Eurofighter seit 2016 und bis 2018 notwendig und kosten jährlich alleine 11,7 Millionen Euro.

Den weitaus höchsten Anteil an den Betriebskosten (2016 waren es gesamt noch 71 Millionen Euro) verschlingt der Service-Vertrag mit Airbus (47,2 Millionen Euro). Dazu kamen neben Triebwerkserneuerungen jene für Ersatzmaterial (5 Mio. Euro), Treibstoff (4,6 Mio.) und Sonstiges (2,5 Mio. Euro).

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