Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

"Die Massenproduktion kommt nicht in Gang"

Von Stefan Scholl   19.November 2020

Drei Tage wartete er vergeblich auf das Rettungsauto – und fuhr dann mit 39 Grad Fieber selbst ins Spital. Dort wurde eine Lungenentzündung diagnostiziert. Einen Coronatest habe es nicht gegeben, sagte ein 46-Jähriger aus der russischen Stadt Nowosibirsk dem Portal "tayga.info". Die Antibiotika, die ihn nach wochenlanger Krankheit retteten, hätten Bekannte in Moskau organisieren müssen, erzählte er.

Nicht nur in Sibirien, in ganz Russland wütet das Coronavirus derzeit. Die Behörden meldeten gestern 456 Tote – so viele wie noch nie an einem Tag seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden wurde mit 20.985 angegeben.

Dennoch hat bisher nur die Republik Burjatien in Sibirien einen Lockdown angeordnet. Die Regierung hofft auf die "vaterländischen Impfstoffe". Sputnik V und EpiWakKorona sind bereits amtlich angemeldet, ein dritter Impfstoff wird laut Staatschef Wladimir Putin dieser Tage registriert. Ende Oktober hatte Putin betont, Sputnik V sei bereits in allen Regionen eingetroffen. "Ich hoffe, wir können Ende des Jahres mit massenhaften Impfungen beginnen."

Impfstoffe in der Testphase

Daraus wird wohl nichts. Noch befinden sich Sputnik V und EpiWakKorona in der Testphase. Die Entwickler von Sputnik V im Moskauer Gamaleja-Forschungszentrum versichern, 92 Prozent der dabei Geimpften zeigten Immunität gegen Covid-19. Aber ebenso wie zu westlichen Corona-Vakzinen gibt es bisher nur unvollständige Angaben über seine tatsächliche Wirkung.

Und da ist noch ein Problem: Offenbar fehlen die Fabriken für die Impfstoffe. Das Wirtschaftsmagazin "Challenges" berichtete, das Putin seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron Anfang November um Mithilfe bei der Produktion von Sputnik V bat.

Um die Pandemie zu stoppen, muss man laut Medizinern die Hälfte der Bevölkerung mit je zwei Dosen impfen – also mehr als 70 Millionen Menschen. Im Juli hieß es aus dem Russischen Fonds für Direktinvestitionen, man wolle bis Ende des Jahres 30 Millionen Dosen in Russland produzieren. Viele Experten halten eine fünfstellige Zahl für viel realistischer.

"Ein Großteil der Impfstoffe in Russland wurde bisher in Forschungsinstituten hergestellt, in kleinen Umfängen, die den Routineplänen für die Impfungen gegen verschiedene Kinderkrankheiten folgen", sagte die Ärztin und Pharmakologin Elena Spiridonowa im OÖN-Gespräch. "Es gab nie die Notwendigkeit, einen Impfstoff so massenhaft zu produzieren."

Und Russland sei am wenigsten darauf vorbereitet. "Bisher kommt keine Massenproduktion des Covid-19-Impfstoffs in Gang", schreibt das Wirtschaftsportal The Bell. Alle Hersteller, die es befragte, sprachen von Produktionslinien, die noch errichtet werden müssen.

copyright  2024
27. April 2024