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WikiLeaks musste nach US-Blockade ins „Internet-Exil“

04.Dezember 2010

„Nicht einmal das Pentagon“ habe dafür bisher einen „glaubwürdigen Beweis“ geliefert, ließ er wissen. Die Fragen an Assange, der sich an einem unbekannten Ort aufhält, stellten Leser in einem Chat der britischen Zeitung „The Guardian“. Allerdings brach der Chat bereits kurz nach der Zeit, zu der sich Assange melden sollte, zusammen. Die angeblichen Antworten des WikiLeaks-Chefs wurden daher vom „Guardian“ nachgereicht.

„Schlachtfeld WikiLeaks“

Auch WikiLeaks selbst war zeitweise nur eingeschränkt einsehbar: Nutzer erreichen das Portal seit gestern unter der Schweizer Adresse „wikileaks.ch“ oder unter „wikileaks.at“ statt wie bisher unter „wikileaks.org“. Die US-Firma EveryDNS.net, die für den Domainnamen „wikileaks.org“ verantwortlich ist, begründete die Kündigung an WikiLeaks damit, dass die vielen Angriffe auf die Domain ihre Infrastruktur gefährden würden. Deshalb habe man die internationale Adresse der umstrittenen Internetplattform „abgeklemmt“. Der Internet-Pionier Professor Michael Rotert in Karlsruhe hält das für wenig glaubhaft. „Wegen solcher Attacken nehme ich normalerweise keine Domain runter“, sagte er. Beobachter sprechen von einem drastischen Vorgang. Der Internet-Aktivist John Perry Barlow schrieb: „Der erste ernsthafte Info-Krieg ist im Gange. Das Schlachtfeld ist WikiLeaks.“

Vorwurf: Zensur

„Unterkunftgeber“ für die Homepage unter dem Namen „wikileaks.ch“ ist in der Schweiz offenbar die Piratenpartei. Sie setzt sich nach eigenem Bekunden für Freiheit im Internet und gegen Zensur ein. Von Zensur spricht auch die deutsche Linkspartei: Sie ruft wegen des Banns gegen WikiLeaks zum Boykott des Internethändlers Amazon auf. Amazon hatte seine Dienstleistung für WikiLeaks mit dem Hinweis auf Verletzung der Geschäftsbedingungen eingestellt und das Portal von seinem Server verbannt. Die deutsche Linke kritisiert, Amazon sei vor einem Politiker eingeknickt. Gemeint ist offenbar der US-Senator Joe Lieberman. Auch die französische Regierung will WikiLeaks keinen Zugang mehr ins Internet bieten.

Unterdessen lehnte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel es ab, die Abberufung des US-Botschafters in ihrem Land zu fordern. Der Diplomat Philip Mur-phy wird mit auf WikiLeaks veröffentlichten Depeschen in Verbindung gebracht, in denen deutsche Politiker wenig schmeichelhaft beschrieben werden.

Dahinter, dass US-Diplomaten weltweit zur „Spionage“ über hochrangige Personen aufgefordert worden seien, steckt laut WikiLeaks übrigens der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA. Dieser habe eine „Wunschliste“ an das US-Außenministerium übermittelt.

In den USA wird derzeit heftig darüber diskutiert, ob WikiLeaks-Gründer Julian Assange gegen Gesetze verstoßen hat und wie er vor Gericht gestellt werden könnte. Ergänzt wurde – trotz des Protests seines Anwalts – der Haftbefehl gegen Julian Assange in Schweden. Dort soll der WikiLeaks-Chef zu den Vergewaltigungsvorwürfen zweier Frauen befragt werden.

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05. Mai 2024