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Trump sagt Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim ab

Von nachrichten.at/apa   24.Mai 2018

Das Weiße Haus veröffentlichte am Donnerstag ein Schreiben des US-Präsidenten, in dem dieser die Absage des Treffens mit der "offenen Feindseligkeit" der nordkoreanischen Führung begründete.

Er halte den Gipfel gegenwärtig für "unangemessen", legte Trump dar. Zugleich hob er die Schlagkraft des Atomwaffenarsenals der USA hervor. Kurz zuvor hatte Pjöngjang sein Atomtestgelände Punggye-ri unbrauchbar gemacht.

Das Treffen werde "zum Wohle beider Seiten, aber zum Schaden der Welt" nicht stattfinden. Wenn Kim seine Meinung ändere, solle er jedoch "nicht zögern, mich anzurufen oder zu schreiben", erklärte Trump in dem Brief.

Nach Monaten der Entspannung zwischen beiden Staaten war in jüngster Zeit Unsicherheit darüber aufgekommen, ob der Gipfel tatsächlich stattfinden werde. Nordkorea drohte wiederholt mit einer Absage, nachdem die US-Seite eine bedingungslose, atomare Abrüstung verlangt hatte.

"Ignorant und dumm"

Nordkoreas Vize-Außenministerin Choe Son-hui hatte zuvor Äußerungen von US-Vizepräsident Mike Pence als "ignorant und dumm" bezeichnet. Sie werde Kim empfehlen, den Gipfel abzusagen, sollte Washington weitere derartige Drohungen äußern, sagte Choe laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA.

Das historische Treffen zwischen Trump und Kim war für den 12. Juni in Singapur geplant gewesen und hatte zur Beendigung des Atomstreits mit Pjöngjang beitragen sollen. Am Donnerstag hatte Nordkorea als Zeichen seiner Bereitschaft zur Deeskalation sein Atomtestgelände Punggye nach eigenen Angaben vollständig zerstört. Die Sprengungen wurden in Anwesenheit ausländischer Journalisten vorgenommen.

 

Mit diesen Zeilen teilte Trump seine Absage an Kim Jong-un mit:

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

wir schätzen Ihre Zeit, Geduld und Mühe in Bezug auf unsere kürzlichen Verhandlungen und Diskussionen im Zusammenhang mit einem Gipfel, den beide Seiten lange angestrebt haben und der am 12. Juni in Singapur stattfinden sollte. Uns wurde mitgeteilt, dass das Treffen von Nordkorea beantragt wurde, aber das ist für uns völlig irrelevant. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, mit Ihnen dort zu sein. Leider halte ich es aufgrund des enormen Zorns und der offenen Feindseligkeit, die in Ihrer jüngsten Erklärung an den Tag gelegt wurden, für unangemessen, dieses lang geplante Treffen derzeit abzuhalten. Bitte lassen Sie daher diesen Brief stellvertretend dazu dienen, dass der Gipfel von Singapur zum Wohle beider Seiten, aber zum Schaden der Welt, nicht stattfinden wird. Sie sprechen über Ihre nuklearen Fähigkeiten, aber unsere sind so massiv und mächtig, dass ich zu Gott bete, dass sie nie genutzt werden müssen.

Ich hatte das Gefühl, dass zwischen Ihnen und mir ein wunderbarer Dialog entstand, und letztendlich ist es nur dieser Dialog, der zählt. Ich freue mich sehr darauf, Sie eines Tages zu treffen. In der Zwischenzeit möchte ich Ihnen für die Freilassung der Geiseln danken, die nun zu Hause bei ihren Familien sind. Das war eine schöne Geste, die sehr begrüßt wurde.

Wenn Sie Ihre Meinung zu diesem äußerst wichtigen Gipfel ändern, zögern Sie bitte nicht, mich anzurufen oder mir zu schreiben. Die Welt und insbesondere Nordkorea haben eine große Chance für dauerhaften Frieden, großen Wohlstand und Reichtum vertan. Diese verpasste Gelegenheit ist ein wahrhaft trauriger Moment in der Geschichte.

Hochachtungsvoll,

Donald J. Trump

Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika

Putin bedauert Absage

Russland habe auf Fortschritte bei der Lösung des Atomkonflikts auf der koreanischen Halbinsel gehofft, sagte Putin am Donnerstagabend in St. Petersburg. Der nordkoreanische Staatschef habe seine Versprechen vor dem Gipfel mit Trump gehalten und sogar Schachtanlagen seiner Atomforschung zerstört. "Und dann hörten wir von der Absage durch die USA", sagte Putin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron.

UN-Generalsekretär "zutiefst besorgt"

"Ich bin zutiefst besorgt", sagte Guterres am Donnerstag am UN-Sitz in Genf. Er forderte die Beteiligten auf, "ihren Dialog fortzusetzen, um einen Weg zu einer friedlichen und überprüfbaren Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu finden".

Südkoreas Präsident enttäuscht

Südkoreas Präsident Moon Jae-in hat enttäuscht auf die Absage des Gipfeltreffens reagiert. Er rief die politischen Führer beider Länder nach einer Dringlichkeitssitzung mit Ministern und Beratern in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in Seoul zu direkten Gesprächen auf.

Angespannte Vergangenheit

Seit dem Ende des Koreakriegs sind die Beziehungen beider Länder von starken Spannungen geprägt.

  • DIE TEILUNG: Im Zweiten Weltkrieg wird Korea von Japan besetzt, nach dessen Niederlage teilen die Siegermächte das Land am 38. Breitengrad auf: Im Norden herrscht die von der Sowjetunion unterstützte Regierung von Kim Il-sung, der Süden steht unter US-Protektion. 1950 fällt Nordkorea in den Süden ein, es ist die erste große Eskalation im beginnenden Kalten Krieg. Es folgt ein blutiger Konflikt unter Beteiligung der USA und Chinas. 1953 wird ein Waffenstillstand erreicht, das Land in einen kommunistischen Norden und einen unter dem Schutz der USA stehenden Süden geteilt. Washington verhängt Sanktionen gegen Pjöngjang.
  • PJÖNGJANG RÜSTET AUF: Seit den 1970er-Jahren treibt das hochgerüstete Nordkorea ein Raketenprogramm voran, später beginnt es auch ein militärisches Atomwaffenprogramm. Zunächst entwickelt das Land eine Variante der sowjetischen Scud-B-Rakete mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern. Inzwischen verfügt Nordkorea über Raketen mit einer Reichweite von bis zu 6700 Kilometern.
  • ANNÄHERUNGSVERSUCHE: In den 1990er-Jahren gibt es eine Phase der Entspannung. Nach dem Tod von Staatsgründer Kim Il-sung 1994 unterschreiben Pjöngjang und Washington ein bilaterales Abkommen, das die Einstellung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms zugunsten einer rein zivilen Nutzung nuklearer Energie vorsieht. 1999 erklärt Nordkorea vor dem Hintergrund besserer Beziehungen zu den USA, seine Tests mit Langstreckenraketen auszusetzen - ein sogenanntes Moratorium.
  • "ACHSE DES BÖSEN": Nach der Jahrtausendwende spitzt sich die Konfrontation wieder zu. US-Präsident George W. Bush bezeichnet Nordkorea im Jänner 2002 zusammen mit Iran und Irak als "Achse des Bösen". 2005 beendet Nordkorea das Moratorium. Am 9. Oktober 2006 unternimmt Pjöngjang nach eigenen Angaben seinen ersten Atombombentest.
  • US-GEFANGENER: Im Jänner 2016 wird der US-Student Otto Warmbier in Nordkorea festgenommen und wegen des angeblichen Diebstahls von Propagandapostern zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er stirbt im Juni 2017, eine Woche nachdem er - im Koma liegend - in die USA zurückgebracht wurde. Danach wurde der Vorwurf erhoben, dass er in nordkoreanischer Haft zu Tode misshandelt worden sei.
  • TRUMP GEGEN KIM: Im Juli 2017 erklärt Kim Jong-un, das "gesamte US-Territorium" sei nun in Reichweite nordkoreanischer Raketen. US-Präsident Donald Trump droht im August mit "Feuer und Wut" und damit mit einem Militäreinsatz. Am 3. September 2017 führt Nordkorea seinen bisher sechsten Atomwaffentest aus. Dessen Stärke übersteigt die Energie der vorangegangenen Tests abermals um ein Mehrfaches.
  • KRIEG DER WÖRTER: Am 19. September 2017 droht US-Präsident Trump in einer Rede vor der UN-Vollversammlung, die USA würden Nordkorea "völlig zerstören", wenn das Land nicht einlenke und nennt Kim den "kleinen Raketenmann". Kim nennt Trump wenige Tage später "geistesgestört". Auf Kims Neujahrswarnung bezüglich eines "Atomknopfes" auf seinem Schreibtisch reagiert Trump mit einem Tweet, in dem er von einem "größeren und mächtigeren" Atomknopf schreibt. Pjöngjang spricht von den "Zuckungen eines Irren".
  • HISTORISCHE EINLADUNG: Die gefährliche Eskalation zwischen beiden Ländern, die 2017 die Angst vor einem Atomkrieg verstärkt, wird im neuen Jahr gestoppt: Im Zuge der Olympischen Winterspiele in Südkorea im Februar wird Pjöngjang zugänglicher. Am 8. März 2018 wird bekannt, dass Kim Trump zu einem Treffen einlädt und bis dahin keine Atomwaffen- oder Raketentest durchführen wolle. Der US-Präsident nimmt die Einladung an, das Treffen wird für Juni im Singapur geplant.
  • NEUE DROHUNGEN UND ABSAGE: Mitte Mai 2018 schwinden die Hoffnungen auf den Gipfel zunehmend. Vertreter beider Seiten drohen gegenseitig wiederholt mit einer Absage. Trumps Sicherheitsberater John Bolton bringt Libyen als Modell für den Umgang mit Nordkorea ins Gespräch. Dort war Machthaber Muammar Gaddafi 2011 im Zuge von Luftangriffen einer internationalen Militärallianz unter US-Beteiligung entmachtet und von Rebellen getötet worden. Als US-Vizepräsident Mice Pence ebenfalls auf Libyen verweist und Pjöngjang davor warnt, die USA herauszufordern, bezeichnet Nordkorea seine Äußerungen als "ignorant und dumm". Daraufhin sagt das Weiße Haus das Treffen von Trump und Kim ab.
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