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Island: Firmen müssen Gleichbehandlung der Geschlechter nachweisen

Von nachrichten.at/apa   12.Februar 2018

Sie betrug nach nationalen Statistikangaben zuletzt 16,1 Prozent (Österreich 2015: 21,7 Prozent). In Island gilt daher seit Jänner ein neues Gesetz, das den Arbeitgebern die Beweislast auferlegt.

Firmen mit mehr als 25 Angestellten müssen schriftlich dokumentieren können, dass Männer und Frauen auf den gleichen Posten mit den gleichen Aufgaben dasselbe Gehalt bekommen. Nicht mehr dem Arbeitnehmer obliegt die Aufgabe, Diskriminierung zu beweisen, sondern den Firmen, sie zu widerlegen. Existiert tatsächlich eine unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen, müssen sie glaubhaft darlegen, dass sie nicht aufgrund des Geschlechts erfolgt.

Dazu müssen die Unternehmen Anforderungen an den Job und Leistung der Arbeitnehmer transparent offenlegen. In die Einschätzung fließen unter anderem das Alter der Angestellten, ihre Ausbildung und Erfahrung, ihre Wertschöpfung und ihre Arbeitsbelastung ein. Knapp 1.200 isländische Firmen und 147.000 Angestellte sind von dem Gesetz betroffen - den Firmen drohen bei Nichtbeachtung Geldstrafen von bis zu 400 Euro am Tag.

Die 34-jährige Elisabet Björnsdottir, die beim größten isländischen Finanzinstitut Landsbankinn arbeitet, hatte eigentlich nie das Gefühl, schlechter bezahlt zu werden als ihre männlichen Kollegen. "Aber die Lohnlücke ist nichts, was Sie einfach fühlen oder sehen können", sagt sie. Ein Gefühl sei schwer zu beweisen, deshalb sei das Gesetz nötig.

Die Landsbankinn, seit der Finanzkrise fast vollständig in staatlicher Hand, wird umgerechnet rund 120.000 Euro in die Hand nehmen müssen, um sich an das neue Gesetz zu halten. Kein Grund zur Sorge für ihren Personalverantwortlichen: "Wenn uns das Gesetz nicht zwingen würde, würden wir so weitermachen wie bisher und die Lohnlücke wäre in zehn Jahren noch nicht ausgeglichen", sagt Baldur Jonsson.

Verabschiedet wurde das Gesetz Anfang Juni vergangenen Jahres im Parlament mit fast 80 Prozent Zustimmung. Die kleinen Unternehmen des Landes haben eine Übergangsfrist bis Ende 2021, um es umzusetzen. Eigentlich gibt es in dem Land auf dem Papier schon seit 1961 eine festgeschriebene Lohngleichheit von Frauen und Männern - nun soll das Gesetz die Lücke endgültig abschaffen.

Zu den Kritikern des Gesetzes in Island gehört die dortige Piratenpartei - das Ziel sei lobenswert, die Umsetzung aber zu schwer und zu teuer. "Das löst kein Problem", findet der "Pirat" Björn Gunnarsson, der gegen die Reform votiert hatte. Die Unternehmen hätten genügend Kriterien und Möglichkeiten, um die Lohnlücke letztlich doch zu rechtfertigen.

Brynhildur Omarsdottir von der isländischen Frauenrechtsvereinigung wiederum ist zwar auch der Meinung, dass das Gesetz die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen nicht gänzlich lösen wird. "Aber es löst einen Teil, und zwar einen ganz entscheidenden."

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27. April 2024