"Gewalt in beispiellosem Ausmaß": Dutzende Tote bei Protesten in Gaza
Es war der schlimmste Gewaltausbruch seit langem: Während Israel gestern die Staatsgründung vor 70 Jahren und die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem feierte, eskalierte im abgeriegelten Gaza-Streifen die Gewalt: Schon Stunden vor der Zeremonie mit 800 geladenen Gästen kam es zu heftigen Protesten von Palästinensern mit vielen Toten.
Mindestens 45 Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten erschossen. 1700 Menschen seien verletzt worden. Der palästinensische Gesundheitsminister Jawad Awad warf Israel ein "Massaker an unbewaffneten Demonstranten" vor. Auch die Türkei sprach von einem "Massaker", die Terrororganisation Al-Kaida rief zum Heiligen Krieg auf.
Laut der israelischen Armee, die Luftangriffe auf Hamas-Stellungen im Gaza-Streifen flog, beteiligten sich zunächst mehr als 35.000 Menschen an zwölf verschiedenen Orten an den Protesten am Grenzzaun. Palästinenser hätten "Gewalt in beispiellosem Ausmaß" eingesetzt, Brandbomben und explosive Gegenstände auf Soldaten geworfen, hieß es in einer Stellungnahme. Sie würden "Reifen verbrennen und versuchen, mit brennenden Gegenständen Feuer in Israel zu entzünden".
"Historischer Moment"
Feierstimmung herrschte in Jerusalem, wo am Nachmittag die US-Botschaft eröffnet wurde. Premier Benjamin Netanyahu sprach von einem "historischen Moment". US-Botschafter David Friedman sagte beim Festakt vor 800 geladenen Gästen – darunter US-Finanzminister Steven Mnuchin, Präsidententochter Ivanka Trump sowie ihr Mann und Präsidentenberater Jared Kushner: "Vor 70 Jahren hat David Ben Gurion die Unabhängigkeit des Staates Israel erklärt, 70 Jahre später gehen die USA endlich den nächsten Schritt." Dieser historische Moment sei "dem Mut einer Person" zu verdanken: US-Präsident Donald Trump.
Trump hatte im Dezember im Alleingang Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt. Er kündigte die Verlegung der Botschaft von Tel Aviv in die "Heilige Stadt" an. Die Entscheidung wurde international scharf kritisiert.
"Nachhaltigen Frieden schaffen"
Israel hat Ost-Jerusalem im Sechstagekrieg 1967 erobert. Den Anspruch der Palästinenser auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen eigenen Staat lehnt Israel ab. Doch die internationale Gemeinschaft pocht darauf, dass der künftige Grenzverlauf in Verhandlungen beider Seiten geklärt wird.
Trump-Schwiegersohn Kushner sagte bei der Botschaftseröffnung, dass sich die US-Regierung weiter um einen Friedensvertrag zwischen Israelis und Palästinensern bemühen werde. Die USA seien entschlossen, dabei zu helfen, "einen nachhaltigen Frieden zu schaffen". Zu den blutigen Protesten sagte Kushner: "Jene, die Gewalt provozieren, sind Teil des Problems, nicht Teil der Lösung."