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Enthauptungen befohlen? Warten auf Urteil in IS-Prozess

28.Juli 2021

WIEN. Mit den Schlussplädoyers ist gestern in Wien der Prozess gegen zwei mutmaßliche Terroristen, die auf Seiten des Islamischen Staates in Syrien gekämpft haben sollen, zu Ende gegangen. Dem Hauptangeklagten, einem 32-jährigen Tschetschenen aus der Steiermark, werden dabei schwere Verbrechen vorgeworfen. Turpal I. soll als Kommandant im Jahr 2013 befohlen haben, in der Nähe von Aleppo sieben Schiiten die Köpfe abzuschneiden. Zudem soll er die Erschießung von Zivilisten angeordnet haben – darunter auch drei Frauen, die der IS als Sklavinnen gefangen genommen hatte.

Die Vorwürfe basieren auf den Aussagen eines "Kronzeugen", der auch schon gegen andere tschetschenische IS-Kämpfer ausgesagt hatte. Der Verteidiger zog dessen Angaben in Zweifel: Das seien "erfundene Geschichten, die von hinten bis vorne nicht stimmen". So behauptete auch der Angeklagte, niemals Gräueltaten begangen zu haben: "Das sind falsche Vorwürfe." Er werde "verwechselt", sagte Turpal I.

Der Tschetschene war 2004 nach Österreich gekommen. In der Steiermark geriet er in Kontakt mit einem alten Bekannten der Justiz: dem Hassprediger Mirsad O. alias Abu Tejma, der mehrere junge Männer angestiftet haben soll, in den syrischen Krieg zu ziehen. O., der in anderen Verfahren bereits rechtskräftig zu 20 Jahren Haft verurteilt worden ist und in diesem Prozess abermals auf der Anklagebank saß, legte ein Geständnis ab.

Ja, er habe in seinen Predigten zu terroristischen Straftaten aufgerufen. Doch von den barbarischen Hinrichtungen in Syrien wollte auch er nichts gewusst haben. "Es tut mir leid, dass es passiert ist, ich kann es nicht mehr ändern. Ich hätte mir gewünscht, damals hätte mir einer die Hand gereicht", sagte der Beschuldigte.

Der zweite angeklagte IS-Kämpfer ist ein Steirer, der mit 17 Jahren wegen eines Mädchens, das er kennengelernt hatte, zum Islam konvertiert war. Auch er sei durch die Predigten von Mirsad O. angespornt worden, im Jahr 2013 mit der Freundin und dem damals dreijährigen Sohn an die türkisch-syrische Grenze zu reisen. Frau und Kind blieben in der Türkei, der Mann schloss sich in Syrien dem IS an und wurde mit einer Kalaschnikow ausgestattet. Sein Elan, für den IS zu kämpfen, schwand beim ersten Bombenhagel. "Ich hätte tot sein können. Ich habe nicht gewusst, was Krieg bedeutet."

"Mein Leben verschwendet"

Der Steirer zeigte sich reuig: "Ich habe die letzten zehn Jahre meines Lebens für diesen Schwachsinn, für diese Ideologie verschwendet." Nach seinem Geständnis sei es für ihn im Gefängnis nicht leicht gewesen, so der Angeklagte. Für seine Kinder wolle er nun eine "islam- und religionsfreie Zukunft".

Die Geschworenen zogen sich gegen 11 Uhr zu den Beratungen zurück. Sie mussten insgesamt 33 Fragen beantworten. Mit einem Urteil wurde am Dienstagabend gerechnet.

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