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Rettung in letzter Minute: Portal der ehemaligen Werndlvilla restauriert

Von Gerald Winterleitner   18.Mai 2020

Besuchern des Steyrer Urnenfriedhofes bietet sich seit wenigen Tagen wieder ein prächtiger Anblick: Aus Richtung vom Altenheim Tabor kommend betreten sie die Gedenkstätte nun durch ein mustergültig restauriertes Portal aus der Zeit Josef Werndls.

"Das Tor war leider in einem sehr schlechten Zustand", sagt der Steyrer Kunstschmied und Restaurator Gerald Fößl (47), der dieses aus dem 19. Jahrhundert stammende, jedoch nicht unter Schutz stehende Schmiedeeisentor im Auftrag der Stadtbetriebe Steyr nach den Gesichtspunkten der Denkmalpflege restauriert hat.

Ehemaliges Kapuzinerkloster

Bei diesem Tor handelte es sich ursprünglich um ein Nebenportal der einstigen Werndlvilla. "Gefertigt dürfte es in den 1890er Jahren in den Werndlwerkstätten worden sein", sagt Fößl. Die Villa selbst war auf dem Gelände des 1616 errichteten und 1786 aufgelassenen Kapuzinerklosters gestanden. Danach war das Gebäude in den Besitz der Handelsfamilie Eberstaller gelangt und anschließend von Baumeister Anton Pichler umgebaut worden. Im Jahr 1870 war das Anwesen, an dessen Stelle heute das Bundesgymnasium Steyr Werndlpark steht, von Josef Werndls Schwester Josephine Fischer, ab 1875 verehelichte Buddenbrock, erworben worden. Von ihr ging der Besitz über zuerst auf Werndls Bruder Ludwig, danach auf dessen Sohn Leopold Werndl. Letzterer starb 1914 nur 28-jährig bei einem Gefecht in Galizien und vererbte die Villa inklusive des 25.000 Quadratmeter großen Werndlparks der Stadt Steyr. Diese ließ sie 1970 abbrechen, um Platz für das Gymnasium und in Folge auch HAK und HLW zu schaffen. Das beim Urnenfriedhof eingebaute, rund vier Meter hohe und vier Meter breite Portal ist vermutlich eines der letzten erhaltenen Stücke der alten Werndlvilla. "Aus dieser Zeit stammen auch die Zäune beim Schloss Voglsang und entlang der Stelzhamerstraße", sagt Fößl, "etwas in dieser Qualität heute neu zu fertigen, wäre äußerst kostspielig."

Vier Monate Arbeit

Fößl selbst investierte vier Monate in die Wiederherstellung des Urzustandes: "Das Tor ist schon einmal saniert worden, damals leider sehr unfachmännisch." Unter anderem war das Portal sandgestrahlt und verzinkt worden, vom Prunk vergangener Tage sei jedoch kaum noch etwas zu erkennen gewesen. Nun sei die Farbfassung wieder im Originalzustand mit Leinölfarben in einem mehrschichtigen Aufbau erfolgt, auch zahlreiche fehlende Teile wurden von Fößl ergänzt.

Die neu aufgelegte, dezente Vergoldung des Portals – allein der Materialwert beträgt fast 1000 Euro – wurde von Fößl gespendet: "Das war mir ein Anliegen. Jetzt vermittelt es dem Betrachter wieder den Glanz vergangener Tage."

Fad wird dem bekannten Restaurator übrigens auch nach Abschluss dieser Arbeiten nicht: Er ist im Auftrag der Stadt Steyr an den Arbeiten zur Sanierung der Werndlgruft auf dem Steyrer Friedhof beteiligt. Diese soll im September abgeschlossen sein.

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