Er war im KZ: Dietacher sahen ihren Kaplan nie
Wahrscheinlich wollte ihn Bischof Johannes Maria Gföllner mit dem Schachzug aus der ärgsten Bedrängnis herausholen: Am 1. September 1938 wurde Franz Ohnmacht zum Kooperator von Dietach ernannt, da befand sich der Bischofssekretär und Doppeldoktor bereits seit Monaten in den Fängen der Nazi-Schergen im KZ Dachau. "Man schlug seinen engsten Vertrauten, um den Bischof damit selbst zu treffen", sagt der aus Dietach stammende Steyrer Theologe Karl Ramsmaier, der die Lebensgeschichte des in der Gemeinde völlig unbekannten Priesters aus Archivmaterial rekonstruierte.
Ohnmacht, ein 1893 geborener Arztsohn aus Raab (OÖ), der das Gymnasium in Kremsmünster absolvierte, in Rom Theologie studierte und während des Ersten Weltkrieges die Priesterweihe empfing, verhehlte als rechte Hand des Linzer Bischofs Gföllner wie dieser seine Nazi-Gegnerschaft nicht. Ohnmacht wurde nur einen Tag nach Einmarsch der Hitler-Truppen, am 13. März, in Österreich verhaftet. "Weil er Beichte hörte, musste er pfahlstehen und wurde am nackten Körper geschlagen", sagt Ramsmaier. Durch die Folgen der KZ-Folter litt Ohnmacht an Gedächtnisschwächen und Sprachverlust. Er starb 1954 in Linz.