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Bank gewährte keine weiteren Kredite: Personalverleiher ist pleite

Von Hannes Fehringer   23.August 2019

"Niemand verlangt ein Controlling bei Ihnen wie in einem Konzern", redete Richterin Petra Fahrenberger Kurt Zisser ins Gewissen, "aber Ihre Firma war ja auch nicht bloß ein Würstelstand." Der Personalverleiher aus Kronstorf hatte wohl nicht nur seine Firma nicht ganz in Griff, sondern auch seinen Terminkalender. In Zissers Gedächtnis hatte sich ein drei Stunden späterer Verhandlungstermin eingebrannt, weshalb ihn sein Verteidiger mit einem Erinnerungsanruf aus dem Schwurgerichtssaal zum Betrugsprozess am Landesgericht Steyr bewegen musste. Von der Anklage des Betrugs wurde der 57-jährige Unternehmer freigesprochen, wegen der Schlamperei, dass er über ein Verrechnungskonto Kraut und Rüben bei Firmen- und Privatrechnungen vermengte, verdonnerte ihn das Gericht zu einer bedingten Haftstrafe von sechs Monaten wegen Beeinträchtigung der Gläubigerinteressen und Bilanzfälschung. Die Schöffen hielten dem Mann, der auch das Katzenfutter über die Firma bezahlte, zugute, dass er hohe Summen an Privatgeld in das Unternehmen gebuttert und sich im Gegenzug "keinen Ferrari und Inselurlaub" gegönnt habe.

Nach den Kalamitäten vor dem Strafrichter und dem Konkurs sollte es sein Sohn Mario richten, dem die Personalvermittlung überschrieben wurde. Der hat jetzt aber als alleiniger Gesellschafter der "Zisser Personalmanagement GmbH" ebenfalls Schiffbruch erlitten. Die Telefone der Firmenzentrale in Kronstorf wie sein Handy geben derzeit nur das Besetztzeichen von sich. Am Mittwoch hatte Mario Zisser beim Landesgericht Steyr Konkursantrag gestellt. Man wollte eigentlich das Unternehmen ausbauen und neue Leihkräfte einstellen, schrieb er laut Kreditschutzverband von 1870 in den Insolvenzantrag. Die Hausbank habe aber verwehrt, den Kreditrahmen zu erweitern. Dazu hätten auch noch Forderungsausfälle über 35.000 Euro das Unternehmen außer Tritt gebracht. Die Gehälter der Leiharbeiter konnten nicht mehr bezahlt werden, von 29 Mitarbeitern wurden 28 gekündigt. Bei dem in der Firma noch verbliebenen Glückspilz tippen Ex-Kollegen auf Kurt Zisser, der noch immer auf der Website neben Mario Zisser im Impressum angeführt wird. Wie der KSV 1870 berichtet, betragen die Passiva 352.000 Euro. Im Insolvenzantrag erklärte sich Zisser, einst einer der größten Personalverleiher Oberösterreichs, einverstanden, dass der Betrieb zugesperrt wird. Formell schließen muss den Betrieb Masseverwalter Wolfgang Strasser aus St. Valentin.

Die Arbeiterkammer merkte gestern in einer Aussendung kritisch an, dass es bereits die dritte Insolvenz an dieser Adresse sei. Für die Ex-Belegschaft organisiert die Kammer am 30. August eine Versammlung in Steyr.

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