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Badetag im sechs Grad kalten Wasser für die Natur

Von Hannes Fehringer   08.Jänner 2022

Alle Jahre wieder wärmen sich Rossnaturen am Dreikönigstag in einem Zelt auf einer Schotterbank bei der "Hohen Brücke" bei Ferschnitz an einem Holzofen auf und stürzen sich dann in die eiskalte Ybbs. Seit 2004 gehen Winterschwimmer hier baden. Man könnte es in der Gegend schon einen Weihnachtsbrauch nennen, wenn nicht noch immer das Betonmonster eines Kraftwerksprojektes der Landeselektrizitätsgesellschaft EVN schlummern würde.

Gerald Mevec, seit Jahrzehnten schon Obmann der Bürgerinitiative "Pro Ybbs", will mit dem ungewöhnlichen Badetag zu jedem Neujahrsanfang Naturschützer, aber auch die gesamte Bevölkerung wie mit einer kalten Dusche wach halten. Die EVN betreibt das Projekt einer Staustufe an der Hohen Brücke zwar schon seit Jahren nicht mehr. "Aber zurückgezogen bei der Behörde haben sie es auch nie", sagt Mevec. Also tue man mit der Badeaktion gut daran, der E-Wirtschaft zu zeigen, dass sich die Gegner nicht verlaufen haben und sofort wieder Widerstand leisten würden, wenn die Pläne wieder entrollt würden. Dass der Akt zwar begraben, das Projekt aber noch lange nicht gestorben ist, beweist für Mevec auch die Tatsache, dass "Linius", der Forschungsverein von Naturbiologen, eben erst für ein allfälliges Genehmigungsverfahren Parteienstellung erstreiten habe können.

Mevec war dieses Jahr wieder selber mit einer Haube am Kopf im sechs Grad kalten Wasser. "Unangenehm wird’s nur, wenn einen ein kalter Wind anbläst", sagt der Obmann der Bürgerinitiative, die wahrscheinlich die am längsten aktiv tätige im Bundesland ist. Im Lauf der Jahre haben sich die Segel von "Pro Ybbs" mit Rückenwind gebauscht, nicht erst, seitdem man sich mit anderen neun NGOs zu einer Plattform verbündet hat, die ihre Forderungen stellte. Als Errungenschaft sieht Mevec etliche Großbaustellen am Verlauf des Flusses, bei denen die großen Steinwürfe von den Ufern entfernt und Seitenarme durch die Auwälder gegraben wurden, damit die Ybbs wieder frei fließen kann. "Sehr hilfreich war die betreffende EU-Richtlinie für die Gewässer", sagt Mevec. Es habe ein bisschen gedauert, aber dann seien die Bagger zur Renaturierung des Flusslaufes aufgefahren. "Das heißt nicht, dass wir mit dem Renaturierungsprogramm jetzt schon fertig wären", merkt Mevec an, während er sich wie alle 32 Schwimmer nach dem Sprung ins kalte Wasser mit einem Heißtee labt. Vergangenes Jahr waren wegen Corona nur drei Schwimmer an einem Geheimplatz zum winterlichen Flussbaden gekommen, damit die Tradition nicht abreißt. "Bei der Renaturierung liegen noch einige Kilometer vor uns", sagt Mevec.

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26. April 2024