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Skischaukel: Horrorvision von Schmutzwasser und Gulaschsuppe

Von Hannes Fehringer   06.Februar 2015

Es klang ein wenig nach Rütlischwur eines freiheitsliebenden Bergvolkes: "Wir wollen nicht fremdgesteuert sein", sagte Hinterstoders Bürgermeister Helmut Wallner (VP) mit Trotzkopf in das Mikrofon in der gesteckt vollen Höss-Halle. Von den 250 Zuhörern einer öffentlichen Gemeinderatssitzung, an der auch die Mandatare der Nachbargemeinden Vorderstoder und Spital am Pyhrn teilnahmen, wetzte keiner auf seinem Stuhl: lauter Einheimische unter sich, zumindest Leute, die einen Meldezettel besitzen.

Wallners Anspielung meinte wohl die Bergfexe und Naturfreunde der Alpinvereine, die von der geplanten Skischaukel wenig und von der geplanten Stollenbahn durch das Warscheneck schon gar nichts halten. Die Flachländler, die zu Ausflügen ins Stodertal kommen und bei ihren Wanderungen die Jause aus dem Rucksack auspacken, könnten leicht von der unberührten Natur reden, sollten besser aber den Mund halten. Diesen Ratschlag erteilte ein "Freund" auf der von Matthias Berger gegründeten Facebook-Gruppe "Pro Skischaukel" all jenen, die sich in der Gegend nicht auskannten. Der junge Mann aus Rosenau am Hengstpass, der sich über bereits 500 "Likes" freute, sieht im Ausbau der Lifte und Pisten die einzige Möglichkeit, dass seine Generation nicht abwandern muss, weil der Tourismus ihr weiterhin Brot gibt. Es gab einige im Publikum, die applaudierten, während andere ihre Hände verschränkt hielten.

Skischaukel Wurzeralm-Höss (zum Download anklicken)

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Den OÖNachrichten liegt der Zwischenbericht zu der Machbarkeitsstudie für die Skischaukel Pyhrn-Priel vor. Aus dem "Geheimpapier" wurde diese Info-Grafik erstellt.

Die Bruchlinien gehen durch Familien. In Vorderstoder, wo man mit einer Zehnergondelbahn an den Skizirkus der Höss und beim Schafferteich mit einer 4,5 Kilometer langen Tunnelbahn an die Bergstation des Frauenkars bei der Wurzeralm andocken soll, blickt Altbauer Siegfried Pernkopf (75) nachdenklich von der Hausbank auf die Gipfel: "Der Klimawandel lässt sich mit dem Projekt nicht bezwingen", sagt er. Seine Schwiegertochter Johanna Pernkopf, die den Urlaubsbauernhof führt, weiß dagegen, "dass wir den Ausbau brauchen."

Wenig überraschend, sieht das Helmut Holzinger, Vorstand der HiWu-Seilbahngesellschaft, auch so. Ohne breiteres Angebot für die Skifahrer sieht er die Region auf dem absteigenden Ast. Den Tiefpunkt kenne er vom Horizont der Schröcksnadel-Gruppe: In Lackenhof am Ötscher gäbe es keine örtlichen Wirte mehr, Ungarn betrieben die Restaurants, und der Dorfkaiser sei heutzutage ein russischer Investor: "Dieses Szenario wollen wir nicht."

Es gibt andererseits Ortsansässige, für die Holzinger nur den Teufel an die Wand malt: Viele der (nicht wenigen) Zweitwohnsitzer haben ganz andere Zweifel. Statt Sorgen ums Geldverdienen heben sie Befürchtungen, dass die Tunnelbahn den Karst im Warscheneck verletzt und dann das Trinkwasser verschmutzt. Von groben Eingriffen in die Landschaft ganz zu schweigen: In Vorderstoder wird die Geschichte erzählt, dass vor Jahren schon der Bau einer neuen Forststraße genügt hätte, um das kühle Nass zu verunreinigen.

Bedenken zu zerstreuen vermochte der Planer bei dem Infoabend deshalb nicht, weil er mit ohnehin schon durchgesickerten Fakten hinter dem Berg hielt. Pikanterweise benutzt sogar die Facebook-Gruppe "Pro Skischaukel", die von den OÖNachrichten erstellte Infografik als Blickfang, weil das die einzige verfügbare und akkurate Darstellung der Seilbahnpläne ist. Die Öffentlichkeitsscheu begründete HiWu-Vorstand Holzinger damit, dass man es leid sei, dass alle Vorschläge und Denkansätze sofort von einem Keulenschlag der Gegner totgeprügelt würden, weshalb man nur noch "gelegte Eier" verlautbare und damit in die Behördenverfahren gehe. Einen Prüfstein für diese Strategie wird es geben: Der Gemeinderat von Vorderstoder lässt das Volk vor einer Flächenwidmung der Pisten und Lifte abstimmen. Wenn sie Zustimmung erreichen wollen, werden die Betreiber gesprächiger werden müssen.

 

Zwischenbericht

Seilbahnen: Die Verbindung der Schigebiete soll im Endausbau mit vier neuen Seilbahnen (Schmiedleitenbahn, Steyrsbergreithbahn, Baumschlagerbahn und Schafferbahn) und zwei kleinen Anlagen (Förderband Fröstlalm und Schlepplift Edtbauer) erfolgen. Für die Stollenbahn wurde von der Fa. Leitner Ropeways ein Vorprojekt erstellt.

Pisten: Durch das Vorhaben werden Schipistenflächen im Ausmaß von ca. 70 ha neu errichtet, ca. 18 ha werden von Seilbahntrassen beansprucht, auf ca. 7 ha werden Parkplätze angelegt. Die beiden bevorzugten Teichstandorte bedecken eine Fläche von ca. 5 ha. Ein Teil der beanspruchten Flächen wird bereits derzeit durch die bestehenden Schigebiete genutzt. Die Rodungsfläche beträgt ca. 70 ha.

Parkplätze: Bei der Schafferbahn wird mit dem Einstieg von ca. 3.000 anfahrenden Tagesgästen in die neue Schigebietsverbindung gerechnet. Bei einer durchschnittlichen Belegung von 1,7 Personen pro Pkw sind neben geschätzten 10 Busparkplätzen ca. 1600 PKW-Stellplätze erforderlich.

Beschneiung: Für eine durchgehende Befahrbarkeit der Pisten über die ganze Wintersaison und eine gute Pistenqualität ist eine schlagkräftige und effiziente Beschneiungsanlage unumgänglich. Derzeit können etwa 85 % der rund 110 ha großen Gesamtpistenfläche beschneit werden. Im Endausbau des Verbindungsprojektes sollen ca. 73 ha an zusätzliche Pistenfläche zur Verfügung stehen. Zusätzlich müssen bestehende, derzeit nicht beschneibare Pistenflächen am Hösskogel (rd. 11 ha) mit einer Beschneiungsanlage versehen werden. Bei Annahme einer 35 cm dicken Grundbeschneiung und einer ebenso großen Schneemenge für Ausbesserungs- und Nachbeschneiung errechnet sich eine erforderliche Wassermenge von rd. 250.000 m3. Derzeit wird Wasser für die Befüllung der Speicherteiche und die Pistenbeschneiung im Ortsbereich von Hinterstoder im Ausmaß von max. 60l/s aus der Steyr entnommen. Die Steyr führt auch im Hochwinter ausreichend Wasser (NQT=0,79 m3/s). Eine erhöhte Entnahme erscheint insbesondere während der Schneeschmelze bis in den Frühsommer unproblematisch.

Tunnelbahn: Aus hydrogeologischer Sicht ist von Bedeutung, dass der gesamte Schrägstollen deutlich oberhalb des Karst-Bergwasserspiegels liegt. Ein direkter Eingriff in den Bergwasserkörper durch das Stollenbauwerk kann damit ausgeschlossen werden. Auch haben sich bisher keine negativen Auswirkungen durch bestehende Pisten innerhalb des Schongebietes gezeigt.

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