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Mit Verschwörungstheorien malt ein Goldjunge der FP schwarz

Von Hannes Fehringer   25.November 2014

Im Geheimbunker der Bundesregierung lagern längst schon wieder Schillingmünzen und Geldscheine. Wissen darf das niemand der braven Steuerzahler. Kurt Lindlgruber, FP-Gemeinderat in Steyr, nimmt sich trotzdem kein Blatt vor den Mund und raunt Bekannten die hässliche Wahrheit zu, dass der Euro in wenigen Wochen krachen wird. Er hat das zwar schon vor zwei Jahren kundgetan, dass der Kollaps aber noch nicht eingetreten ist, hat einen guten Grund: "Mit dem Zusammenbruch des Euro fällt die EU, mit dem Fall der EU müssen unsere heutigen kommunistischen Scheineliten ihre Macht abgeben... Davor haben sie panische Angst, daher auch die inzwischen Euro-Billionen teuren so genannten ,Rettungspakete’, und nun die Wirtschaftssanktionen und Kriegshetze gegen Russland. Verzweifelte Anstrengungen, um Gitter und Galgen zu entfliehen."

Hinter Angela Merkel verbirgt sich also ein ganz anderer Mensch, die deutsche Bundeskanzlerin und Triebfeder der Stabilisierungsprogramme eine Handlangerin der Komintern? Beim neuen Fraktionsführer der Steyrer FP im Rathaus und Stadtrat Helmut Zöttl stellen sich da die Haare auf: "Was er da von sich gibt, ist seine Meinung und hat mit den Freiheitlichen nichts zu tun."

Lindlgruber publiziert seine Weisheiten – Zöttl nennt sie auf Distanz gehend "Kaffeesudleserei" – in Aufsätzen auf der Plattform "hartgeld.com" . Dafür darf er auch deftig in die Tasten hauen: "Die Macht liegt nicht mehr in Händen der Wohlstandsproduzenten, sondern in Händen von kriminellen Wohlstandskonsumenten, Blutsaugern, Mitessern, Parasiten und Schmarotzern, die mit Hilfe des Euro unserm Volk die letzte Unterhose ausziehen." Lindlgruber begibt sich in der Wortwahl bedenklich in die Nähe der einstigen Hetze der Braunhemden: "Die Parlamente haben sich zu Quasselbuden degradiert."

Zöttel stößt das sauer auf, nicht nur weil das nicht seine Gedankenwelt sei, sondern auch, weil Lindlgruber innerhalb der Freiheitlichen Partei mit seinen Weisheiten Missmut erregen werde, wenn sie breiter bekannt würden. Wenig Beifall werde Lindlgruber wohl bei den blauen Gewerkschaftern der Freiheitlichen Arbeitnehmer (FA) finden, malt sich auch Zöttl aus. In dem Beitrag "Organisierter Volksbetrug Euro" führt Lindlgruber etwa aus: "Streik ist eine Mißachtung (sic!) der Eigentumsrechte des Unternehmers. Ein guter Unternehmer ist immer daran interessiert, Marktpreise für Arbeit, das ist ein gerechter Lohn, zu bezahlen. Nur das sichert seine Konkurrenzfähigkeit. Durch Aufhebung der Mindestpreise für Arbeit (Mindestlohn, Kollektivlohn) entsteht Vollbeschäftigung. Es herrscht wahrer Frieden im Lande."

Vorher aber sähen wir keinen rosigen Zeiten entgegen, postet Lindlgruber Zukunftspessimismus. "Der Euro ist ein vom Gesetzgeber legitimierter Geld-Verschiebebahnhof, um geschaffene Werte vom rechtmäßigen Besitzer zum Parasiten zu verschieben."

Damit der fleißige Bürger seine Schäfchen ins Trockene bringt, rät ihm Lindlgruber nur zu einer Lösung: Goldkauf. "Der Eintrag im Sparbuch ist nur eine Forderung auf Geld und macht Sie im Insolvenzfall der Bank zum Gläubiger. Gold ist Geld. Gold und Silber haben sich seit Jahrtausenden bewährt." Diese Darstellung hat eine Schlagseite, denn die in Österreich geltende Einlagensicherung für Guthaben bis zu 100.000 Euro bleibt unerwähnt – aber das verwundert nicht: Eigentümer der Plattform "hartgeld.com" ist laut Impressum der Wiener Informatiker und Verschwörungstheoretiker Walter K. Eichelburg, einer der wortgewaltigsten Goldhamster. Dieser hatte im Jahr 2010 als Whistleblower ein Geheimunternehmen namens "Balthasar" an die Öffentlichkeit verraten: Banken und Handel hätten sich schon abgesprochen, den Euro abzuschaffen und eine "D-Mark 2" als "Notwährung" wieder einzuführen. Dann tauchten auch noch gefakte Fotos bereits gedruckter neuer Banknoten auf. Die angekündigte Krisenrede hat Angela Merkel dann nie gehalten. Nur Zöttl will jetzt in Steyr das Wort ergreifen: "Ich werde mit Lindlgruber reden."

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08. Mai 2024