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Gyrokopterfirma geriet ins Trudeln

Von Hannes Fehringer   12.August 2015

Der St. Valentiner Flugzeugtechniker Dietmar Fuchs hat’s erfunden: Die Tragschrauber starten von einer Piste wie ein Flugzeug und können wie ein Helikopter fliegen. Mittlerweile schwirren 30 der Fluggeräte, die wie die Ausstattung eines James-Bond-Filmes aussehen, auf vier Kontinenten durch die Lüfte. Für die Piloten sind die Flugmanöver ein Vergnügen wegen der Zuverlässigkeit der Maschinen, die am Weltmarkt sehr gefragt sind.

Umso schlechter war die Stimmung in der Leitzentrale des Herstellers, der FD-Composites GmbH in Zeillern. Weil die behördliche Zulassung der Prototypen aufwendige Materialtests erforderte, ging das Geld für die Prüfberichte aus. Das brachte die Firma in finanzielle Turbulenzen.

Im Cockpit der Firma wurde heftig um den Steuerknüppel gerungen. Entwickler Fuchs wollte einen neuen Investor an Bord holen, der aber habe Bedingungen gestellt: Die Araber sollten aussteigen.

Über die Gyrocraft Holding AG mit Sitz in Zürich hielt der Scheich von Katar, Al Thani Mansoor Khalifa, Anteile an der Tragschrauberfabrik. Dann zog er sich als Gesellschafter zurück und machte über seine rechte Hand Ahmed Mahfoudh Balfaqih seinen Einfluss geltend. Jetzt bestimmen wieder die Gesellschafter aus dem Nahen Osten den Kurs. Mit Josef Wagner als Mehrheitsbeschaffer, der nicht nur Vorstand der Hausbank, der Raiffeisenbank Region Amstetten, sondern gleichzeitig auch Gesellschafter der FD-Composites GmbH ist, wurde Fuchs gekündigt. Unter Balfaqihs Führung wurde am Landesgericht St. Pölten Insolvenz angemeldet und ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Laut Alpenländischem Kreditorenverband AKV sind 81 Gläubiger mit Gesamtforderungen in der Höhe von 2.857.537 Euro betroffen.

Für Fuchs, der zuvor seine Geschäftsführertätigkeit zurückgelegt hatte,  kam es zu dem finanziellen Engpass, weil die arabischen Investoren weitere zinsenfreie Kredite in Aussicht gestellt hätten, dann aber von einer Vergabe Abstand genommen hätten.  Den Scheich von Katar, Al Thani Manssor Khalifa, treffe keine Schuld an der finanziellen Bruchlandung des Tragschrauberherstellers FD-Composites GmbH, hieß es dann später vom neuen  Geschäftsführer der Firma, Siegfried Gruber, und Ex-Vorstand Dietmar Fuchs in einer gemeinsamen Erklärung. Der Scheich und in der Folge dessen „rechte Hand“, der zweite Geschäftsführer Mohammed Mahfoud Balfaqih, hätten sämtliche Vereinbarungen eingehalten. Er sei aber davon ausgegangen, dass die Araber die Entwicklung der Fluggeräte darüber hinaus finanziert hätten, was dann nicht der Fall gewesen sei, sagte Fuchs. Zwischen Fuchs und den Geschäftspartnern aus dem Nahen Osten hätte es verschiedene Auffassungen gegeben, räumte Gruber ein. Faktum sei, dass es weder im Juni noch bis zur Insolvenz einen konkreten Investor gegeben habe, entgegnete Gruber der anderslautenden Darstellung von Fuchs, der behauptete, dass ein Investor an Bord hätte kommen sollen. Gruber sagt, dass Fuchs als Geschäftsführer selber im Juni zurückgetreten sei. Der Scheich und Balfaqih seien zu Unrecht angegriffen worden, betont Gruber, der an eine Weiterführung des Unternehmens glaubt, das mit 2,8 Millionen Euro in der Kreide steht: Die Sanierung werde nur gelingen, wenn die Gyrocraft Holding der Araber „den Fortbetrieb finanziert“.

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