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Für Rettung der Ybbstalbahn an den Händen genommen

Von Hannes Fehringer   18.Februar 2014

Es tröpfelte auf das Stadtpflaster, im Regen stehen gelassen fühlten sich 400 Kundgebungsteilnehmer am Sonntagnachmittag nur von den Landespolitikern: Während bereits der Abriss der Geleise veranlasst wurde, forderte die Hundertschaft zunächst den Weiterbetrieb der Ybbstalbahn für den Tourismus.

"Wir sind ja zu Kompromissen bereit", sagt die Organisatorin der Bürgerinitiative Ybbstalbahn, Elsa Zierlinger. Die Bahnfreunde können sich einen Tourismusbetrieb von Waidhofen nach Ybbsitz und auf dem anderen Ast der Schmalspurstrecke bis Hollenstein vorstellen. In fernerer Zukunft könnte eine nach Fahrplan im Regeltakt fahrende Elektrobahn mit Akkus sogar ein Vorzeigefall für neuen, modernen öffentlichen Verkehr sein, sagt Aktivist Karl Piaty, der die Anliegen um eine Weiterführung der Nebenbahn längst schon weit über die Grenzen des Tales hinausgetragen hat. Mitstreiter in ihren gelben Alarmjacken und den aufgedruckten Buchstaben für die "Ybbstalbahn" hat man wenige Tage zuvor auch schon an der Rampe des Parlaments gesehen. Empfangen hat man die Bahnaktivisten aus dem Ybbstal auch bereits in der Präsidentschaftskanzlei in Wien. Bruno Aigner, langjährige rechte Hand des Bundespräsidenten Heinz Fischer, hat sich die Mappen mit den Konzepten für eine neu aufgestellte Ybbstalbahn geben lassen.

Bei den Landespolitikern haben die Befürworter für eine Weiterführung der Ybbstalbahn bisher dagegen kein Glück gehabt. Erwin Krexhammer von "probahn Österreich", einer anerkannten Plattform für den Schienenverkehr, ist es leid, von der nö. Landesregierung in St. Pölten nur im Kreis geschickt zu werden. Nicht nur einen Termin, sondern die Entgegennahme von im Internet gesammelten Unterstützungserklärungen für eine Petition für die Ybbstalbahn würden von Landeshauptmann Erwin Pröll und den zuständigen Landesräten beziehungsweise deren Vorzimmerleute beharrlich verweigert.

Politikerfreie Zone war die Menschenkette am Sonntag dennoch keine. Alle Waidhofner Gemeinderatsfraktionen schickten Vertreter, nur die VP blieb geschlossen fern. Bei der VP ist es seit langer Zeit Parteilinie, dass die Schmalspurbahn ein Millionengrab, nicht zu vertretbaren Kosten weiterzuführen und daher ein Radweg auf der Bahntrasse die beste Lösung für das Tal sei, die sogar einen frischen Impuls für Einheimische und Gäste bringe.

Für die Bahnfreunde ist ein bloßer Radweg ohne Zubringer durch eine Eisenbahn eine touristische Totgeburt. Zierlinger verlas ein Manifest, in dem ein "Stopp des Gleisabbaus und die Wiederinbetriebnahme der Ybbstalbahn" gefordert wurde.

Auch für Karl Piaty ist der Käse noch nicht gegessen: "Die Ybbstalbahn ist bereits im Blickfeld auch internationaler Medien gerückt." Der pensionierte Zuckerbäcker plant schon eine Kundgebung, bei der die Bahnfreunde ihre grellen Jacken in Brüssel anziehen werden.

Pro: Martin Ploderer, Bürgermeister Lunz am See, VP, Obmann Radwegverband

 

Zukunftsprojekt

 

Der Lunzer Bürgermeister und Radwegverbandsobmann tat seine Meinung wiederholt kund: Die Ybbstalbahn hätte bis auf jenen Teil, der als Waidhofner City-Bahn blieb, keine Zukunft gehabt. Der öffentliche Verkehr ließe sich kostengünstiger mit dem Mostviertler Bussesystem abwickeln. Der Radweg von Gstadt bis nach Lunz am See bringe eine neue Lebensqualität für Einheimische und Gäste. Das Land Niederösterreich fördere dieses regionale Projekt mit zehn Millionen Euro, nachdem die Debatte um die Ybbstalbahn ausführlich genug gewesen sei.

Contra: Karl Piaty, pensionierter Zuckerbäcker aus Waidhofen und Bahnaktivist

Zerstöraktion

 

Seit Jahren seien innovative Pläne für die Ybbstalbahn abgeschmettert und den Bahnbefürwortern Gespräche verweigert worden, sagt Karl Piaty. Mit Interessenten für die Bahn sei nie ernsthaft verhandelt worden. Ein Radweg auf der Bahntrasse sei reine Geldverschwendung und zerstöre nur altes Kulturgut, ohne Nutzen zu bringen. Konzepte für eine Tourismusbahn lägen ebenso auf dem Tisch wie für einen alternativen öffentlichen Verkehr auf den Schienen. Wie einst in der Wachau müssten sich Bürger gegen die Kurzsichtigkeit von Politikern durchsetzen.

 

 

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