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400 Schüler nahmen Fehlstunden im Klassenbuch für ihre Zukunft in Kauf

Von Hannes Fehringer   21.September 2019

Die Smartphones in den Rucksäcken der Schüler und Handtaschen der Schülerinnen mucksten und zirpten pausenlos bei der Flut der eingehenden Nachrichten. Die Protestbewegung von Greta Thunberg hat den vergangenen Freitag am Steyrer Stadtplatz wieder zu einem „Friday for Future“ (FFF) verwandelt. Über „What’s App“ hält Ulrich Nell als Koordinator und späterer Redner bei der Kundgebung Verbindung mit der Wiener Zentrale und fügt neu hinzugekommene Mitstreiter aus der Region dem Netzwerk bei.

Mit örtlichen Sympathisanten in den Schulen war ausgemacht worden, wieder Transparente mit Sprüchen zu bemalen. Die Slogans sollten dann die Teilnehmer bei einem Marsch zu einer Ortstafel der Gemeinde tragen und dort ein Selfie schießen. Damit sollte gezeigt werden, dass die Botschaft der Schulschwänzerin und Klima-Aktivisten Greta Thunberg auch die ländlichen Gebieten abseits der Ballungsräume erreicht hat.

Ulrich Nell, 23 Jahre alt, aus Steyr und Sozialarbeiter in Wien ergriff das erste Mal vor so vielen Zuhörern das Mikrofon, er stimmte die versammelte Menge ein und sang ihr die Schlachtrufe an, die sie im Chor nachahmten: „Wir sind hier und wir sind laut, damit uns keiner die Zukunft klaut!“. Die meisten Sprechgesänge sind englisch und wurden von der Organisation, in der Nell ehrenamtlich mithilft, abgestimmt. Wenn es um die Botschaft geht, dass nur noch ein Jahrzehnt bleibt, eine unumkehrbare Zerstörung der Erde durch das Wetter aufzuhalten, dann will man mit der einen Stimme Greta Thunbergs sprechen. „Es geht da schon um ein einheitliches Auftreten, um etwas voranzubringen“, sagt Nell.

Viele Lehrer waren eher geneigt, den Schülern für die Fehlstunden anstatt einer Strafe eine gute Betragensnote einzutragen, zumal sie bei der Schlusskundgebung selber neben den Kindern im Mittelschulalter standen.

Gesprächsbereit mit Politikern

Die NMS Kleinraming unternahm sogar unter Lehreraufsicht einen Wandertag ins Steyrer Zentrum. Die Mädchen und Buben skandierten auf die Frage: „What do you want?“ die lautstarke, auf das Trommelfeld schlagende Antwort „climate justice“ (Klimagerechtigkeit). Im Umgang mit Politikern, die sich als Zaungäste und ein Gespräch suchend unter das junge Volk mengten, sind die Klimaaktivisten höflich, aber es gibt Vorgaben: Selfies zum Stimmenfang auf der Facebookseite sind tabu. SP-Nationalrat Markus Vogl hielt sich an die Spielregeln: Sein Hinweis, dass die Politik auch schon Einsparungen der Treibhausgase zuwege gebracht habe, fanden die Jugendlichen gut und schön, „wir brauchen jetzt aber den großen, entschlossenen Durchbruch zum Klimaschutz“, sagte Nell.

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