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Neuer Vorstoß für eine generelle Masern-Impfpflicht

Von Herbert Schorn   07.Dezember 2019

Ein neuer Fall von Masern in Knittelfeld hat die Diskussion um eine generelle Impfpflicht in Österreich angefacht. Mitte der Woche hatte sich der Masernverdacht bei einem Volksschüler bestätigt. Nun müssen auch rund 20 Schulkollegen drei Wochen lang zuhause bleiben, weil sie keinen nachweisbaren Schutz gegen die Erkrankung haben.

Daraufhin forderten gestern die Landeshauptleute von Niederösterreich und der Steiermark, Johanna Mikl-Leitner und Hermann Schützenhöfer (beide VP), eine Impfpflicht gegen Masern, etwa im Rahmen des Mutter-Kind-Passes. „Masern können lebensgefährlich sein“, begründete Mikl-Leitner, derzeit Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz, dies im ORF als „Entscheidung der Vernunft“. Schützenhöfer sieht die Impfung als Schutz der „Schwachen in unserer Gesellschaft“, nämlich der Kinder.

Video: Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl in der ZIB 2

Stimmung uneinheitlich

Bereits im Mai hatte Oberösterreichs Landeshauptmann-Stv. Christine Haberlander (VP) vorgeschlagen, die Masernimpfung verbindlich in den Mutter-Kind-Pass aufzunehmen. Doch die Konferenz der Landesgesundheitsreferenten verwehrte die Einstimmigkeit: Wien, Burgenland, Salzburg und Tirol waren dagegen. Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) unterstützt den Vorstoß seiner Parteikollegin als „zielführend“: „Es braucht bei diesem Thema mehr Verbindlichkeit, um die Durchimpfungsraten zu verbessern.“

Nach wie vor gibt es unter den Bundesländer keine Einigkeit: Wien, Kärnten und Salzburg sind gegen eine Impfpflicht, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SP) will eine Impfpflicht erst dann, wenn alle Möglichkeiten der Aufklärung ausgeschöpft sind. Auch der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (VP) schließt eine Impfpflicht als „äußerstes Mittel“ nicht aus.

 

Auch bei den Bundesparteien ist die Stimmung nicht einheitlich: FPÖ und NEOS äußerten sich ablehnend, für die Grünen und die SPÖ ist die Impfpflicht die „allerletzte Konsequenz“. Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl wies gestern darauf hin, dass das Epidemiegesetz derzeit novelliert wird. Vorgesehen ist darin eine Impfpflicht für das im Gesundheitsbereich tätige Personal, außerdem soll vor dem Eintritt in den Kindergarten oder die Volksschule überprüft werden, ob Kinder die vorgesehenen Impfungen erhalten haben.

Wenn nicht, ist ein Arztgespräch vorgesehen. Zarfl wies aber darauf hin, dass etwa Schweden auch ohne Pflicht eine der höchsten Impfraten EU-weit habe.

Impfungen

83 Prozent der Österreicher sind laut einer Umfrage des österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller dem Impfen sehr oder eher positiv eingestellt. In Österreich sind Impfungen gegen Masern/Mumps/Röteln Bestandteil des Impfplans, eine Verpflichtung besteht aber nicht.

Heuer doppelt so viele Masernfälle wie im Vorjahr

LINZ. Österreichweit bisher 148 Fälle gemeldet, in Oberösterreich sind nur zwei Erkrankungen bekannt

Von Manuela Kaltenreiner

Die Symptome ähneln zu Beginn einer Erkältung: Fieber, Schnupfen, entzündete Bindehaut. Selbst für Ärzte ist es schwierig, eine Masernerkrankung in den ersten vier Tagen zu erkennen. „In dieser Vorphase sind diese Personen leider schon sehr ansteckend“, sagt Elisabeth Bischof, Amtsärztin des Landes Oberösterreich. Erst danach kommt der typische Hautausschlag.

In ganz Europa steige die Zahl der Masernfälle, so die WHO. Im Vorjahr gab es demnach 80.000 Masernfälle, 72 endeten tödlich. In Österreich hat sich die Zahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt: Waren es 2018 noch 77, so sind es heuer bereits 148. Spitzenreiter ist dabei die Steiermark mit 44 Erkrankungen. In Oberösterreich gab es hingegen nur zwei Erwachsene, die sich mit der „Kinderkrankheit“ angesteckt haben. In einem Fall ein Besucher aus dem Ausland, im zweiten kam es bei einem Auslandsurlaub zu einer Infektion. „In beiden Fällen gab es keine Folgeerkrankung“, sagt Bischof.

Die Zahl der Masernerkrankungen schwanke immer wieder. „In den Jahren 2014 und 2015 hatten wir bis zu 80 Fälle, also deutlich mehr. Prinzipiell haben wir eine gute Durchimpfungsrate bei Kindern und Jugendlichen“, sagt Bischof. Eine Lücke gebe es bei den jungen Erwachsenen: „Sie haben noch nicht diese zweimalige Impfung mit dem wirksamen Lebendimpfstoff.“ Bei den über 60-Jährigen habe ein hoher Prozentsatz eine natürliche Immunität durch eine Erkrankung in der Kindheit.

Jede vierte Maserninfektion verläuft laut der Medizinerin mit Komplikationen. Bei einem Fünftel treten etwa Lungenentzündung oder Bronchitis auf. In seltenen Fällen kommt es zu einer Gehirnhautentzündung, die auch zum Tod führen kann.

Die Tröpfcheninfektion ist „eine der am leichtesten übertragbaren Krankheiten. Da genügt es schon, mit einer erkrankten Person in einem Raum zu sein“, betont Bischof.

Die Dreifachimpfung – Masern, Mumps, Röteln – ist in Österreich kostenlos und findet in zwei Etappen statt. „Natürlich hat auch eine Impfung ein gewisses Risiko von Nebenwirkungen, aber nur in einem sehr kleinen Ausmaß. Das Risiko einer schweren Masernerkrankung mit Komplikationen ist weitaus höher.“

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