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Mit der Geige durch das "braune" Linz

Von Karin Schütze   16.März 2019

Aber auch auf seinen "Musik-Rundgängen", auf denen Herwig Strobl Menschen durch das jüdische und "braune" Linz führte.

Die Aufarbeitung der NS-Zeit war ihm, der zwei Tanten durch das NS-Euthanasieprogramm verloren hatte, ein Bedürfnis. Als Anti-Atom-Aktivist kämpfte er gegen das AKW Zwentendorf. Auch als 1996 das Kraftwerk Lambach besetzt wurde, war er dabei.

In eine Musiker- und Lehrerfamilie in Oberneukirchen hineingeboren, wurde Herwig Strobl die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt. Als Lehrer in St. Georgen an der Gusen, später als Musikschuldirektor in Kremsmünster gab er seine Leidenschaft weiter. Bis er sich 1982 entschied, als freischaffender Musiker, Autor und Komponist zu leben. Besonders der jüdischen Musik hatte er sich verschrieben, 1982 gründete er mit dem Gitarristen Ivo Truhlar das Ensemble "10 saiten 1 bogen", mit dem ihn 1400 Konzerte in 14 Länder führten.

Mit seinen drei Söhnen im Familienensemble "Frischluft" bereiste er Europa, "mit dem VW-Bus, wie die Kelly-Family". Er liebte fremde Kulturen – Polen, Südosteuropa, den Balkan, Irland – und seine Musik. Offenen Ohres war er stets auf der Suche nach neuen Klängen – ob keltischen mit dem Ensemble "Over the hills", im Harfenduo "Harp amor", mit Angela Stummer oder als Duo "schlagSaite" mit Sänger Michael Korth.

Auf seiner "Bracciolina d’amore", einer fünfsaitigen Geige, spielte er eine Solo-CD ein. Mit dem ehemaligen Landestheater-Schauspieler Gerhard Brössner entstanden 138 erotische Sonette – auch die Worte hatten es ihm angetan, in seinen "Herzgedichten", 2003 erschien sein Buch "LINZ und zurück – 15 wanderbare Wege". In den vergangenen Jahren bereitete dem 78-Jährigen immer wieder sein Herz Probleme. Auch am vergangenen Dienstagabend, als Herwig Strobl ein Konzert der Reihe "Dienstags-Kammermusik in Linz" in der Landesgalerie besuchte. Dessen Ende sollte er nicht mehr erleben. Die Musik hat den passionierten Geiger bis zuletzt begleitet.

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26. April 2024