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Schöneben-Bericht des Rechnungshofs schlägt im Böhmerwald hohe Wellen

Von Bernhard Leitner   23.Mai 2019

Der Landesrechnungshof (LRH) spart in seinem aktuellen Bericht nicht mit Kritik: Das hoch geförderte Waldkompetenz- und Langlaufzentrum in Schöneben (Gemeinde Ulrichsberg) samt 2300 m2 großen Gebäude sei für die Gemeinde wirtschaftlich kein Erfolg (die OÖN berichteten). Was laut Rechnungshof unter anderem an einem für die Gemeinde "unwirtschaftlichen Pacht- und Kaufvertrag" mit einem Hotelbetreiber aus der Region liege, der das ursprünglich auf Tagesgäste ausgelegte Projekt zu einem Hotel mit Chalets ausbaute und jetzt in Schöneben das Hotel "Inns Holz" betreibt.

Kritik übte der Rechnungshof auch am Kaufpreis, den die Gemeinde mit dem privaten Hotelbetreiber vereinbart habe. So könne der Hotelier das Hauptgebäude samt 14.200 m2 großem Grundstück Ende 2030 um 1,45 Millionen Euro erwerben – davon werden alle bis dahin geleisteten Pachtzahlungen (60.000 Euro pro Jahr) abgezogen. "Dies stellt aus Sicht des LRH einen ungewöhnlich niedrigen Wert dar", halten die Prüfer fest.

Bürgermeister verteidigt Projekt

Gegenüber dem Rechnungshof verzichtete der Ulrichsberger Bürgermeister Wilfried Kellermann (VP) auf eine Stellungnahme, im OÖN-Gespräch verteidigt er nun aber das Projekt.

Er halte die Rechnungshof-Kritik, wonach Schöneben für die Gemeinde kein wirtschaftlicher Erfolg sei, für falsch. Denn aus dem Projekt heraus seien 50 Arbeitsplätze entstanden, für die die Gemeinde Kommunalsteuer einhebt. Zudem hätten sich die Einnahmen aus den Loipengebühren verdreifacht. Und drittens schneide man über die Tourismusabgabe auch bei den knapp 30.000 Übernachtungen pro Jahr mit. "Dass auch Bäcker und Fleischer zusätzliche Umsätze machen, sich ein neues Sportgeschäft angesiedelt hat und Einwohner im Ort gehalten wurden, kommt ja noch dazu."

Auch die Rechnungshof-Kritik, wonach sich das Projekt von der Ursprungs-Idee, für die die Förderungen von Land, Bund und EU geflossen waren (Waldkompetenz, Sport) entfernt habe, weist Kellermann zurück. "Die Grundidee war immer, dass wir hier ein Zentrum errichten, an dem dann ein privater Hotelbetreiber andockt."

Das Waldmuseum werde mittlerweile vom Hotel betreut und sei nach wie vor zugänglich. "Wir haben somit weder Personal- noch Betriebskosten. Dies gelte auch für den Saal, der für öffentliche Veranstaltungen genutzt werde. Freilich sei die Museumsfläche zugunsten des Hotelbetriebs verringert, kritisiert der Rechnungshof.

Den Zugang zu den öffentlichen Duschen und zur Umkleide ("nicht gekennzeichnet", kritisiert der Rechungshof) werde man besser ausschildern. Unterm Strich sei man als Gemeinde froh, das Wald- und Langlaufzentrum als Impulsgeber zu haben, sagt Kellermann.

NEOS: "Von Anfang an Murks"

Das Projekt sei "von Anfang an ein Murks" gewesen, kritisiert dagegen NEOS-Regionalkoordinator Martin Leibetseder: "Die ursprüngliche Idee ist vollständig abhandengekommen. Da ist alles schiefgelaufen, was schiefgehen kann, und der Steuerzahler ist letztendlich der Dumme. Da muss auch die Frage nach der politischen Verantwortung gestellt werden." Man könne nur froh sein, dass das Projekt nun in privaten Händen sei und erfolgreich laufe. "Der Preis für die Allgemeinheit ist freilich ein hoher", sagt Leibetseder.

Der für Tourismus und Wirtschaft zuständige Landesrat Markus Achleitner (VP) nannte die Rechnungshof-Empfehlungen "wertvoll". Er verwies darauf, dass das Land neue Sportförderrichtlinien umgesetzt habe. Zugleich betonte er, dass das Projekt der Region "wichtige touristische und sportliche Impulse" gebracht habe.

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