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Flussperlmuschel wird von der önj Haslach erfolgreich nachgezüchtet

05.Jänner 2021

Noch vor etwa 70 Jahren waren in den Fließgewässern der Böhmerwaldregion Flussperlmuscheln in größerer Dichte zu finden, heute ist das Muschelvorkommen nur mehr auf winzige Restbestände beschränkt. Einst haben die Perlenräuberei oder die Gewässerverschmutzung durch Einleitung von Abwässern zu einem dramatischen Rückgang der Vorkommen geführt. Durch weitere nachhaltige Veränderungen der Gewässer konnten sich die Restbestände nicht mehr erholen und sind heute deutlich überaltert.

Der Fortbestand kann ohne menschliche Hilfe nicht mehr sichergestellt werden. Flussperlmuscheln brauchen nährstoffarmes, kaltes und sauerstoffreiches Wasser und besonders die Jungtiere brauchen gut durchströmtes Bachsediment, in dem sie die ersten Lebensjahre komplett vergraben sind. Das Zusammenwirken verschiedener Gefährdungen verhindert, dass junge Muscheln überleben können. Dazu zählt etwa der übermäßige Eintrag von Nährstoffen und Feinsedimenten, die bei Starkregen direkt von den umliegenden Flächen oder über Drainagen in die Fließgewässer gelangen.

Versauerung des Bodens

Fichtenmonokulturen, die bis an die Ufer reichen, verursachen die Versauerung des Bodens und somit auch der Gewässer und beeinflussen die Nahrungsmittelqualität. Zusätzlich wirkt sich der Klimawandel mit seinen negativen Einflüssen durch geringere Niederschläge, höhere Wassertemperaturen und häufigere Extremereignisse bis auf den Grund unserer Bäche aus. Der Wert dieser Tierart hat sich vom einstigen bereichernden „Perlenschatz“ zur ökologischen Messlatte verändert. Flussperlmuscheln stellen weiterhin hohe Ansprüche an die Gewässergüte und gelten damit als sensible Umweltindikatoren. Wo sie überleben können, haben auch andere Tiere und Pflanzen bessere Überlebenschancen.

Was bisher geschehen ist

Um diese besondere Muschelart vor dem Aussterben zu retten, startete die Österreichische Naturschutzjugend Haslach 2016 ein grenzüberschreitendes Nachzuchtprojekt in Zusammenarbeit mit dem Forstamt des Stiftes Schlägl und dem Landschaftspflegeverband Passau, gefördert von der Abteilung Naturschutz der Oö. Landesregierung.

Seit dem Sommer 2016 werden jedes Jahr im August trächtige Muscheln aus der Großen Mühl für einige Wochen gemeinsam mit jungen Bachforellen in Rundstrombecken gehältert. Die Muscheln geben dort ihre Larven ins Wasser ab, die sich dann in den Kiemen der Bachforellen festsetzen und so überwintern.

Im Frühling fallen Jungmuscheln aus den Kiemen der Bachforellen. Sie werden aufgefangen und in regelmäßig gereinigten Lochplatten oder Holzboxen gut geschützt ins Gewässer gesetzt. So sind sie vor Fressfeinden weitgehend sicher und werden bei höherer Wasserführung nicht abgeschwemmt. Seit Juli 2018 befinden sich die ersten mindestens 600 nachgezüchteten Jungmuscheln wieder in der Großen Mühl.

Die Tatsache, dass die Anzahl der noch vorhandenen Altmuscheln stabil ist, gibt berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass das Nachzuchtprojekt noch einige Jahre fortgesetzt werden kann. Ziel ist es, möglichst viele Jungmuscheln zu „ernten“. Die Geschlechtsreife erlangen sie erst ab dem 15. Lebensjahr. Mit dem Ankauf von Uferrandstreifen, einer Bestandsumwandlung der ufernahen Fichtenwälder und lokalen Lebensraumverbesserungen sollen in den kommenden Jahren schrittweise bessere Bedingungen in den Gewässern der Böhmerwaldregion geschaffen werden.

Muschelpaten gesucht:
Als Muschelpate kann jeder das Nachzuchtprojekt der önj Haslach aktiv unterstützen. Alle Infos dazu unter www.oenj-haslach.at
oder per Mail an
patenschaft@oenj-haslach.at

Karl Zimmerhackl, Naturschutzjugend Haslach

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26. April 2024