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Lotsen in den Lebenswelten der Kinder

Von Bernhard Leitner   30.September 2011

OÖN: Herzlichen Glückwunsch zum Schulpreis. Wie groß war die Überraschung, davon zu erfahren?

Pammer: Ich sage immer wieder: Es ist eigentlich ein Wunder, dass wir uns als Sonderschule gegen so viele große, etablierte Schulen durchgesetzt haben. Dieser Preis gehört allen im Team: Den Lehrern und Begleitern bis hin zu unserem großartigen Schulwart.

OÖN: Wer wird den Preis entgegennehmen?

Pammer: Wir alle gemeinsam. Wir fahren mit zwei Reisebussen nach Wien, um den Preis abzuholen. Unsere ASO-Kids Band wird außerdem den Festakt musikalisch gestalten. Die Kinder sind schon ganz aufgeregt.

OÖN: Der Preis ist in erster Linie eine Anerkennung für die Unterrichtsvielfalt an der Schule. Was ist bei Ihnen denn so anders?

Pammer: Unser Ansatz ist, dass wir die Kinder in ihren realen Lebenswelten abholen. Die sind nun einmal geprägt von Fernsehen, Computer und Internet. Jedes Kind ist täglich vier bis fünf Stunden elektronischen Medien ausgesetzt. Das ist eine Tatsache, die ich als Schule nicht ignorieren kann. Schule hat ja die Aufgabe, Kinder auf das Leben vorzubereiten und in diesem Leben ist die IT nun einmal Realität. Deshalb ist es wichtig, die Kinder im kritischen Umgang mit diesen Medien auszubilden. Das gilt für unsere Kinder umso mehr, als sie noch stärker Gefahr laufen, alles, was in den Medien läuft, genau so zu glauben. Wir als Schule übernehmen somit eine Art Lotsendienst in den modernen Lebenswelten unserer Kinder.

OÖN: Wie sieht das im Unterrichtsalltag aus?

Pammer: Wir arbeiten viel mit computerbasierten Lernplattformen. Aber am wichtigsten ist die Individualisierung des Unterrichts. Damit kann ich das Potenzial der Kinder optimal ausschöpfen. Wir haben die tollsten Erfahrungen gemacht mit Kindern, die wirklich schwierig waren. Mit E-Learning haben die auf einmal einen Leistungsschub durchgemacht, den wir selbst nicht für möglich gehalten haben.

OÖN: Sehen Sie sich als Vorbild für Österreichs Schul- und Unterrichtsentwicklung?

Pammer: Ich denke, wir konnten ein wenig aufzeigen, wohin sich Pädagogik entwickeln kann. Schulen sollen Internet und Social Medien nicht ablehnen sondern das Thema aktiv angehen. Bei uns sind beispielsweise alle Schüler auf Facebook vertreten. Da stecken für die Pädagogik viel mehr Möglichkeiten drin als die meisten ahnen.

OÖN: Muss sich Unterricht grundlegend ändern?

Pammer: Renommierte Studien zeigen es ja ganz deutlich: Die Schule hat noch nie so viele Inhalte vermittelt wie jetzt. Gleichzeitig haben die Kinder noch nie so wenig verstanden wie jetzt. Da ist die Pädagogik gefordert. Jetzt nur neue Schultypen zu propagieren und nicht den Unterricht zu verändern, macht unser Schulsystem nur noch schlechter.

OÖN: Das klingt nach viel zusätzlichem Geld?

Pammer: Nicht unbedingt Geld, aber vor allem Zeit. Viele Kinder, speziell aus sozial schlechter gestellten Familien, stehen unter enormem Druck und bekommen nie die Chance, sich zu öffnen. Wenn sie ihren Frust stets hinunterschlucken kommt es unweigerlich einmal zu einem Ausbruch.

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01. Mai 2024