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Die Leinenhändlersaga versetzt ganz Putzleinsdorf in ein Musicalfieber

Von OÖN   21.Februar 2017

Putzleinsdorf und Norbert Hanrieder – ein untrennbares Gespann; Putzleinsdorf ohne Hanrieder und als Hochburg der Leinenhändler– für viele unvorstellbar. Genau das ist aber der Inhalt des Musicals "Die Leinenhändlersaga", die im Sommer in der Ameisberg-Gemeinde aufgeführt wird. Ein Stück Volkskultur von Hand gemacht wird die Darbietung garantiert. Die Geschichte, die Musik und die Akteure sind nämlich allesamt echt mühlviertlerisch. Den geschichtlichen Inhalt dazu liefern die Chroniken und Archive der Region, die Johannes Huber durchgeackert hat.

Die Geschichte spielt am Vorabend der Ära-Hanrieder in einer Zeit, da Putzleinsdorf tatsächlich Hochburg der Leinenhändler war. Eine Hochburg ohne Zukunft freilich, denn der Handel mit dem Leinen war im Niedergang begriffen. "Anders als Haslach oder Helfenberg hat man den Sprung in ein modernes Produktionszeitalter nicht geschafft", erzählt Produktionsleiter Karl Lindorfer. Weil die Geschichte von "Siegern" geschrieben wird, ist diese Epoche der Putzleinsdorfer Chronik wenig bekannt. Genau das reizte Johannes Huber, der das Libretto für das Musical schrieb. Die Musik dazu kommt aus der Feder Tristan Schulzes.

Die beiden arbeiteten in den vergangenen Monaten intensiv daran, die Geschichte von Putzleinsdorf rund um das Jahr 1874 in ein Bühnenstück zu verwandeln.

Die Leinenhändlersaga versetzt ganz Putzleinsdorf in ein Musicalfieber
Die Zeit, in der Norbert Hanrieder die Geschichte Putzleinsdorfs prägte, ist hinlänglich dokumentiert. Die Zeit unmittelbar davor beleuchtet die Leinenhändlersaga.

Hanrieder als Wendepunkt

Es beginnt damit, dass die Nachricht von der Bestellung eines neuen Pfarrvikars Unruhe in den beschaulichen Alltag des Mühlviertler Dorfes bringt. Allen schwant, dass der Alltag wohl nicht so bleiben wird, wenn der umtriebige Norbert Hanrieder erst einmal die Zügel in Händen halten sollte.

Zentrale Figuren im Stück sind die Mitglieder der Familie Schraml, die im 19. Jahrhundert Putzleinsdorf prägte. Der Liberale Bürgermeister Ignaz III. und Johann Schraml besaßen einige Markthäuser und sogar ein Leinenwarengeschäft in der Mariahilfer Straße in Wien. Am 9. Mai 1873, der als schwarzer Freitag an der Wiener Börse in die Geschichtsbücher eingehen sollte, verloren die Schramls 120.000 Gulden. Ganz schön viel Geld, wenn man bedenkt, dass das Anwesen vom "Peer z’ Neiding" damals auf 16.000 Gulden geschätzt wurde.

Bis zu der Recherche Hubers erinnerte nur eine Gedenktafel an der Kirche an die Schramls. Umso mehr staunte Johannes Huber, als er interessante Geschichten zu Tage förderte. Rund um die Geschichten der Menschen aus dieser Zeit strickte er ein Stück, das so tatsächlich auch stattfinden hätte können. Die persönlichen Liebesbeziehungen sind freilich der dichterischen Freiheit des Künstlers geschuldet, der allerdings verspricht: "Wir haben jedes kleinste Detail verwendet, um die Leinenhändlersaga so authentisch wie möglich zu schreiben."

Die Leinenhändlersaga versetzt ganz Putzleinsdorf in ein Musicalfieber
Dirigent Thomas Eckerstorfer, Produktionsleiter Karl Lindorfer, Orchesterchef und Regisseur Norbert und Librettist Johannes Huber vor dem Schramlhaus.

Fulminantes Schauspiel

Nach monatelanger Arbeit ist das Musical fertig, und man steht unmittelbar vor dem Probenbeginn. Mehr als 100 Menschen aus der Region umfasst das Ensemble der Leinenhändlersaga. Als Bühne dient der ganze Ort. Mit dabei ist das NordwaldKammerorchester, mit dem Norbert Huber seit 2004 zum fixen Bestandteil des Kulturgeschehens in der Region gehört, die Musikkapelle, der örtliche Chor, die Trachtengruppe und eine ganze Schulklasse.

Neben Laienschauspielern und professionellen Sängern aus der Umgebung wirken auch Persönlichkeiten wie die gebürtige Putzleinsdorferin Johanna Rachinger und Clemens Hellsberg mit. Letzterer zeigt als Konzertmeister im NordwaldKammerorchester seine Verbundenheit mit dem Mühlviertel.

Premiere für die Leinenhändlersaga ist am 22. Juli, um 20 Uhr. Insgesamt sind zehn Aufführungen mit jeweils 530 Besuchern geplant. Karten gibt es bei Raiffeisen und Ö-Ticket. www.leinenhändlersaga.at

 

3 Fragen an...

3 Fragen an Johannes Huber

Librettist der Leinenhändlersaga

Johannes Huber schrieb für einen Verwandtschaftsbesuch aus Amerika ein „kleines Musical“, das im privaten Rahmen aufgeführt wurde. Daraus entstand die Idee für etwas „Größeres“. Die Archive und Chroniken von Putzleinsdorf beinhalteten den Stoff, aus dem er die Leinenhändlersaga wob. Wie man an so ein Projekt herangeht, erzählte er im OÖN-Gespräch.

Wie entstand die Leinenhändlersaga – Ihr erstes großes Musical?

Zuerst waren die Figuren da, Personen, die real existiert haben. Diese fand ich in einem Pfarrbuch von 1869 und in Hanrieders „Pfarrgeschichte Putzleinsdorfs“. Die Menschen früher hatten ähnliche Probleme wie wir heute: erste Liebe, Eifersucht, Rivalität, Macht und Machtverlust.

Wie lange arbeitet man an einer so komplexen Geschichte?

Die Entscheidung fiel im August 2014. Seither begleiten mich diese Personen. In den vergangenen zwei Jahren sind mir alle Figuren sehr ans Herz gewachsen. Ich habe mit Neugierde beobachtet, wie sie sich entwickelt haben und an Konturen gewonnen haben. Ich habe mich mit ihnen gefreut und mit ihnen geweint. Es sind wirklich große Figuren.

Warum sollte man die Leinenhändlersaga nicht verpassen?

Wir spielen am Originalschauplatz. Jede Figur ist vor 150 Jahren über den Putzleinsdorfer Marktplatz gegangen. Einige werden sogar von ihren eigenen Nachkommen gespielt. Auch wird das Publikum in die Aufführung mit einbezogen und damit Teil des historischen Settings. Schon am späten Nachmittag beginnt ein Rahmenprogramm mit Ausstellungen zu den verschiedenen im Stück angeschnittenen Themen und natürlich wird auch Kulinarisches aus dieser Zeit angeboten. Je mehr man sich vorher Zeit nimmt, in dieses Ambiente einzutauchen, desto größer wird der Eindruck sein, den das Stück hinterlässt.

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