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Pflasterspektakel: Eine Tafel macht Programm

Von Herbert Schorn   17.Juli 2019

LINZ. Auch wenn Sommerferien sind: In der Linzer Kunst-Uni herrscht Hochbetrieb. Funkgeräte werden aufgebaut, Tische und Sofas herbeigeschafft, Computer, Erste-Hilfe-Boxen und Feuerlöscher bereitgestellt. Hier entsteht gerade die Zentrale für das 33. Linzer Pflasterspektakel.

Herzstück ist allerdings eine 30 Jahre alte, riesige Tafel mit unzähligen Hakerln, die im Festivalbüro aufgestellt wurde. Hier wird täglich in der Früh in stundenlanger Arbeit festgelegt, welcher Künstler an diesem Tag wo in Linz auftritt.

Per Ritual zum Programm

Das Prozedere ist fast schon ein Ritual und geht so: Jeder der 115 Künstler erhält drei Kärtchen mit seinem Namen drauf. Zusätzlich ein Markerl, auf dem steht, ob er im ersten, zweiten oder dritten Drittel der Einteilungsphase an die Reihe kommt. "Um 9 Uhr werden die ersten Künstler zur Tafel gebeten", erklärt Programmchef Ralph Wakolbinger. "Dann legen sie gemeinsam mit unseren Mitarbeitern fest, an welchen Plätzen sie zu welcher Uhrzeit an diesem Tag ihre drei Auftritte absolvieren." Jeder Künstler ist – dank des Markerls – einmal früh, einmal spät dran. Und so werden auch die besten Plätze gerecht verteilt.

Gegen halb zwölf ist die Prozedur abgeschlossen, die Tafel voll und jeder Künstler hat seinen Platz. "Dann schicken wir die Daten an die Druckerei", sagt Produktionsleiterin Eva Falb. Die Programme werden später verteilt.

Doch warum wird das Programm nicht einfach im Vorhinein festgelegt? "Das ist ein Wunsch der Künstler", sagt Falb. Denn die Sache ist die: Die Bandbreite der Darbietungen ist groß, sie reicht von Clownerie bis zur Sambagruppe, von der Feuershow bis zur Akrobatik. "Doch nicht jeder Platz ist für jede Vorführung geeignet", sagt Programmchef Wakolbinger. "An manchen Plätzen ist kein Feuer gestattet, an anderen gibt es keinen Strom." Auch Feinheiten wie die Art des Pflasters oder eine Abschüssigkeit können die Vorführung beeinträchtigen. "Die Künstler wissen selbst am besten, welcher Platz für sie günstig ist", sagt Falb. Daher sind sie an der Entscheidung über das Programm beteiligt. "So stellen wir sicher, dass jeder seinen optimalen Platz hat", sagt die Produktionsleiterin.

Die Geldwechselstube

Diesen Aufwand wissen die Künstler, die aus 31 Nationen nach Linz kommen, sehr zu schätzen. Daher ist der Andrang zum Pflasterspektakel groß. Allein heuer gab es rund 800 Bewerbungen, 115 konnten angenommen werden.

Doch in den Tagen vor dem Festival gilt es noch viele andere Details vorzubereiten. Gestern wurden die ersten Tafeln für die 40 Auftrittsorte im Linzer Zentrum aufgestellt. Auch das Materiallager von Technikchef Gunnar Geiblinger in der Kunst-Uni füllt sich zusehends. Hier werden Erste-Hilfe-Boxen, Feuerlöscher und Kabel bereitgestellt, die später an die Helfer für die Auftrittsplätze ausgegeben werden. Hinter dem Lager wird gerade die Künstlergarderobe aufgebaut. Ab morgen gibt es sogar eine Geldwechselstube, in der die Auftretenden ihr Hutgeld in Scheine wechseln können. Denn eine Gage gibt es für sie nicht: Abgesehen von Unterkunft, Verpflegung und Reisekostenersatz sind die Münzen im Hut der einzige Lohn.

Am Künstlerempfang hat unterdessen Sarah Lang Platz genommen. Sie hat die Sackerl gefüllt, die jeder Künstler beim Eintreffen erhält. Sie hat seit Februar zu den Künstlern Kontakt gehalten, weiß, wer wann ankommt und wo untergebracht ist. "Es hilft, viele Sprachen zu können", sagt sie und lacht.

Auch alle anderen Mitarbeiter sind trotz der vielen Vorbereitungen guter Dinge. Sie erwarten schon gespannt die Künstler aus aller Welt. "Es macht uns Spaß, in die Welt der Künstler einzutauchen", sagt Wakolbinger. "Sie sind einfach coole Leute."

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