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Der Edelsitz wurde Ort für Sexfilme und Hausmannskost

20.Jänner 2015

  • Die Steiner-Brüder aus der Eisenhandstraße reisten in den Dreißigerjahren als musikalische Muli-Talente um die ganze Welt.
  • Das Eisenhand-Kino: Das einstige Lichtspieltheater wurde zum Schmuddelkino und ist nun ein alternatives Theater.

Eisenhandstraße

In den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts rollte die Sexwelle an. Mit heißen Ohren erzählten einander Halbwüchsige damals vom Eisenhandkino. Denn dort spielten sie Sexfilme, ziemlich scharfe Sachen für damalige Verhältnisse.

Das 1950 gegründete Kino im Haus Eisenhandstraße 43 hatte eine große Historie. Hier wurde erstmals das Filmepos "Vom Winde verweht" gespielt. Später gab es hier die Fuzzy-, Herkules- und Winnetou-Filme zu sehen. Heute ist das ehemalige Kino das Theater Tribüne.

Mindestens so legendär wie das Kino waren die Eigentümer des Lichtspieltheaters, die Zwillingsbrüder Ernst und Fritz Steiner. Sie spielten 25 verschiedene Instrumente, nach anderen Angaben sogar 108. In den Dreißigerjahren waren die Brüder in Folge der großen Wirtschaftskrise arbeitslos.

Also zogen sie als Musikanten ins Ausland, zunächst nach Dubrovnik, dann nach Kalkutta und Shanghai. Schließlich spielten die Steiner-Buben in Japan und Java auf. Dann ging es weiter in die USA, nach Chicago und New York. Doch sie kehrten zurück nach Linz, spielten im Rosenstüberl in der Bürgerstraße. Ab 1950 betrieben sie im Haus Eisenhandstraße 43, das ihre Eltern 1892 erworben hatten, das Kino.

Nach dem bereits im 16. Jahrhundert errichteten Edelsitz "Zur eisernen Hand" (heute Eisenhandstraße 43) wurde 1869 der Straßenzug benannt. Im nördlichen Teil sind in dieser Straße vor allem Wohnhäuser. Im südlichen Teil zwischen dem Gasthaus "Zur Eisernen Hand" und dem Südbahnhofmarkt herrscht reges Leben, locken interessante Geschäfte mit ihren Waren.

Interessantes zur Eisenhandstraße

  • Diese Tafel in der Eisenhandstraße 37 erinnert an die Pferdeeisenbahn. Zwischen 1834 und 1859 ist sie in der Eisenhandstraße verlaufen. Sie hat Linz und Gmunden als erste Langstrecke miteinander verbunden.
  • Das Haus zur „Eisernen Handt“ (Eisenhandstraße 43, heute Gasthaus und Theater) wurde zwischen 1595 und 1598 erbaut und galt als Edelsitz. Von 1950 bis in die Neunzigerjahre war hier das Eisenhandkino.
  • Das Espresso-Kaffeehaus Fino in der Eisenhandstraße 43 bietet Leckeres vom Frühstück über Prosecco bis zum Fingertörtchen. Früher war hier der Eingangsbereich des berüchtigten Eisenhand-Kinos.
  • Das Elisana bietet verschiedene Methoden zur Genesung an. Homöopathie, Ayurveda bis hin zu Akkupunktur, Schröpfen und Lebens- und Sozialberatung. Ärzte und Therapeuten bieten hier ihre Ansätze an.
  • Die Zwillingsbrüder Ernst und Fritz Steiner spielten 25 oder sogar 108 verschiedene Instrumente.

Bäckerei

Interview mit Jürgen Möstl

Bäcker in vierter Generation: Der Geruch von frischgebackenem Brot, süßer Duft von Keksen: Damit ist Jürgen Möstl aufgewachsen. Der 35-jährige Bäckermeister leitet seit 2012 die Bäckerei in der Eisenhandstraße 38.

  1. Herr Möstl, Bäcker sein ist ein harter Job. Hatten Sie je einen anderen Berufswunsch?

    Nein. Ich bin mit dem Geruch von Frischgebackenem aufgewachsen. Wir sind ein Familienbetrieb – die Bäckerei gibt es seit 1901, kurz nach dem ersten Weltkrieg hat meine Familie sie gekauft. Seit meinem vierten Lebensjahr gehe ich in diesem Gebäude ein und aus. Als Kind hab’ ich viele Stunden in der Backstube, die sich im Untergeschoß befindet, verbracht und beim Backen zugesehen.
  2. Wahrscheinlich verbringen Sie jetzt noch mehr Zeit in der Backstube, als früher.

    Mein Arbeitstag beginnt täglich um 23 Uhr. Bis fünf, sechs Uhr früh sind wir zu viert in der Backstube. Zwischen drei- und viertausend Gebäcke entstehen täglich. Kein leichter Job, aber ich mache das gerne.
  3. Verraten Sie, woher die Rezepte stammen, oder ist das Betriebsgeheimnis?

    Die Rezepte kommen allesamt noch von meinem Großvater. An die halten wir uns, wir backen seit jeher nach denselben Rezepten. Ich denke, das schmeckt man auch. Mit Brot aus dem Supermarkt hat unser Bäckerhandwerk nicht mehr wirklich viel zu tun.

Zur Eisernen Hand

foto: VOLKER WEIHBOLD eisenhandstrasse

Die Gasthaus-Legende ist total munter

Eisenhandstrasse 43. Zu Mittag ist es bummvoll im Gasthaus „Zur Eisernen Hand“. Denn hier gibt es Hausmannskost. Die schmeckt Senioren genauso wie einfachen Arbeitern und auch den Anzugträgern aus den Betrieben in der Umgebung.

Legendär war das Gasthaus schon im 19. Jahrhundert. Josef und Franziska Steiner übernahmen 1892 die eiserne Hand und machten es mit enormem Fleiß und guter Hausmannskost zu einem gern besuchten Ort. Zudem versorgten die Wirtsleute die Arbeiter der Baustellen in der Umgebung, vor allem beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses.

Legendär war das Gasthaus auch unter der früheren Wirtin Marianne Bodingbauer. Vor sechs Jahren hat Christian Schimpl, zuvor Koch im Gasthaus Fischill in Katsdorf, das Lokal übernommen. Gasthaus und Essen sind auch heute zum Schwärmen. Obwohl Koch und Wirt Schimpl eine recht harte Zeit erlebte: „Kurz nachdem wir das Gasthaus übernommen haben, hat meine Frau erfahren, dass sie Krebs hat. Vor zwei Jahren ist sie gestorben.“

Dass Christian Schimpl ausgerechnet Wirt des Gasthauses „Zur Eisernen Hand“ geworden ist, hat er seiner Schwiegermutter zu verdanken. „Die hat als Souffleuse im Eisenhand-Theater gearbeitet und erfahren, dass die Wirtsleut einen Nachfolger suchen“, erzählt Schimpl.

Hier gibt es noch Leberschädl

Währenddessen ist in den verschiedenen Gaststuben wie jeden Mittag von Montag bis Freitag Hochbetrieb. Denn wochentags gibt es zusätzlich zum umfangreichen Angebot der Speisekarte jeweils zwei zweigängige Mittagsmenü, einmal mit und einmal ohne Fleisch. Heute, Freitag, gibt es übrigens Erdäpfelsuppe mit Eierschwammerln und als Hauptspeise Leberschädl (sieben Euro) bzw. gebackene Scholle (6,80 Euro).

 

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27. April 2024