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Eine Reise, ein Buch, zwei bildliche Sichtweisen

Von Reinhold Gruber   12.Jänner 2021

In dem Wendebuch kann man sich mittels "Begegnungen" und "Bewegungen" auf eine Reise nach Israel aufmachen – aus der jeweiligen Sicht eines der beiden Fotografen. In Zeiten von Corona durchaus eine Alternative für all jene, die seit Monaten zum Nicht-Reisen verurteilt sind.

Alles begann in Vietnam

Vor vier Jahren lernten sich die Linzerin und ihr nahe Bielefeld wohnender Kollege bei einer organisierten Fotoreise nach Vietnam kennen. Als ein Jahr später eine Israel-Fotoreise ausgeschrieben wurde, waren sich beide einig: "Da machen wir mit."

Israel hatte auf die 40-Jährige schon länger Faszination ausgeübt. "Alleine wäre ich nicht hingefahren", sagt sie. In der Gruppe war dies anders. Und es war schon vor der Abreise klar, dass sie und Niedertubbesing aus der zehntägigen Fototour ein Buch machen wollen. "Frank ist nicht nur Fotograf, sondern auch Grafiker, hat 20 Jahre lang eine Agentur gehabt und Bücher gestaltet. Da war das Buch aufgelegt." Was letztlich daraus wurde, entzog sich aber jeder Planbarkeit. Denn Kneidinger, die sich als selbstständige Fotografin vor allem den Menschen widmet, fotografierte in Israel fast nur Landschaften.

Fotobuch Israel
Menschenleere Bilder aus Israel

Geplant war das nicht. Es sei passiert. "Israel war so intensiv, Themen wie Religion und Konflikt waren immer unterschwellig spürbar, sodass ich viele Bilder gemacht habe, die menschenleer sind, den Menschen nur eine Statistenrolle zukommen lassen." Sie sei nicht von der Landschaft so beeindruckt gewesen, sagt Kneidinger. Vielmehr würden die Bilder ihren inneren Zwiespalt widerspiegeln. "Meine Bilder sind ruhig", sagt sie, "das hat das Land bei mir ausgelöst."

Dies zeigt sich auch in den Texten zum Buch. "Während Frank über seine Begegnungen schreibt, schreibe ich fast nur über meine Gefühle, also all das, was sich bei mir im Inneren abgespielt hat."

Fotobuch Isreal
Bilder, die Geschichten erzählen.

Bilder im Kopf verändern sich

Das gelte grundsätzlich für die Reportage-Fotografie. Da finde sich immer auch die Sichtweise des Urhebers. So gesehen sei man als Fotorgraf nicht völlig neutral, weil man auch beim Dokumentieren den Ausschnitt wähle. "In Israel habe ich für mich den Weg gewählt, überhaupt nicht objektiv zu sein, sondern einfach meine Sicht, meine Gefühlslage zu dokumentieren", sagt Kneidinger. Aber trotzdem habe sich jegliches Bild, das sie im Vorfeld von dem Land hatte, im Erleben verändert. "Man hat ein Bild im Kopf und dann begegnet man Menschen, die überhaupt nicht in die Schublade passen."

Genau das sucht die Linzerin aber auch bei ihren Reisen. Sie möchte in die Lebenswelt eintauchen, Land und Menschen spüren. Denn dadurch verschiebt sich auch die Sichtweise auf ein Land.

Die weltweite Corona-Pandemie macht das Reisen seit Monaten so gut wie unmöglich. Doch Interessantes findet man auch buchstäblich vor der Haustüre. Denn letztlich geht es um die Geschichten, die erzählt werden wollen.

"Schon immer fotografiert"

Diese Geschichten erzählt Kneidinger jetzt in Bildern. Doch die Fotografin war ihr nicht in die Wiege gelegt, wenngleich sie "schon immer" fotografiert hat. Einen Satz, den man von vielen Profi-Fotografen zu hören bekommt. Die Linzerin ist da keine Ausnahme.

Die alte Minolta des Vaters nutze sie, um zu fotografieren und in der Dunkelkammer ihre Bilder zu entwickeln. Es blieb aber lange nur beim Hobby. 

Fotografin aus Leidenschaft

Kneidinger studierte nach der Matura Wirtschaft und war danach zehn Jahre lang vor allem im Marketing tätig. Das bezeichnet sie als im weitesten Sinn auch als kreative Arbeit, wobei sie diese Ader nebenbei nicht nur beim Fotografieren, sondern auch beim Malen und der Produktion von Keramik auslebte.

Irgendwann war nach "Schlenkerern, die es gebraucht hat", der Punkt erreicht, wo die Linzerin wollte, dass "ich die Kamera beherrsche und nicht die Kamera mich". Sie wollte das umsetzen können, was sie umsetzen will und absolvierte die Prager Fotoschule.

Schon 2012 meldete sie das Fotografengewerbe an, doch es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis der finale Schritt gesetzt wurde. Das hatte ganz viel mit Vietnam zu tun. "Wir haben uns auf dieser Reise nicht nur viel mit Fotografie beschäftigt, sondern auch sehr viel mit uns. Als ich von der Reise nach Hause kam, wusste ich, dass ich etwas Eigenes machen will", sagt die Linzerin, die das Wendebuch "Treffen wir uns in der Mitte" deshalb als so wichtig erachtet, "weil es ein Teil von mir ist".

Beim Online-Stammtisch der Prager Fotoschule sprechen die beiden Fotografen heute, 12. Jänner, ab 18.30 Uhr über ihre Fototour. Buchbestellungen und weitere Informationen: www.treffenwirunsindermitte.photo

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