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Aus für den Weinturm: 75-Meter-Hochhaus wird nicht gebaut

Von sc   21.November 2018

Es ist ein Projekt, das seit seiner Bekanntmachung für Aufsehen sorgte. Manche lobten die Architektur des geplanten 75 Meter hohen Hochhauses, andere kritisierten die Standortwahl. Hochhausskeptiker warfen der Stadt Linz gar Willkür vor. Nun steht fest: Der Weinturm in der Kaarstraße in Urfahr wird nicht gebaut. 

„Im Einvernehmen mit dem Projektbetreiber stoppt die Stadt Linz nun dieses Bauvorhaben. Obwohl dieses Projekt städtebaulich interessant war, hat es unseren selbst auferlegten Kriterienkatalog nicht erfüllt. Das zeigt eindeutig, dass jedes einzelne Projekt korrekt geprüft wird und keine politische Willkür Raum greift", sagt Bürgermeister Klaus Luger (SP) zu der Entscheidung. 

Der Kriterienkatalog, das sogenannte Zehn-Punkte-Programm für Hochhäuser, behandelt alle relevanten städtebaulichen Fragen. Neben einer stadtstrukturellen Analyse des Umfeldes, der Architektur oder dem Mehrwert des Projektes werden auch wichtige Fragen wie Nachhaltigkeit, Verkehr, Beschattung sowie Bürger-Konsultation geprüft.

Anrainer drohten mit gerichtlichen Schritten

Letzteres gestaltete sich von Anfang an schwierig. Vor allem, dass auf einer Fläche von lediglich 837 Metern ein Wohnturm 25 Stockwerke in die Höhe ragen sollte, ließ die umliegenden Anrainer nicht zur Ruhe kommen. So fanden Wolfgang Forstner und seine Schwester Monika Forstner-Kral, die Eigentümer des Jugendstilhauses an der Kaarstraße 9, im Dezember des Vorjahres klare Worte für das Hochhaus-Projekt. Es sei "eine Verschandelung und Entwertung des Stadtviertels". Wolfgang Forster, so wie viele weitere Anrainer, befürchteten hohe Schattenbildung und massive Verkehrsprobleme. 

Eine gebildete Bürgerinitiative gegen das 75 Meter hohe Bauprojekt machte ihrem Ärger nicht nur auf Veranstaltungen, sondern auch bei dem zuständigen Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein (FP) Luft. Unterstützung erhielten sie dabei unter anderem von der Linzer Architektengruppe Arch.Pro.Linz, die den Weinturm ein "abstrus-absurdes Projekt" nannten sagte Architekt Wolfgang Pauzenberger im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Die Anrainer der Kaarstraße zeigten sich bis zuletzt kämpferisch: "Wenn es nötig ist, werden wir für unseren Recht vor das Höchstgericht ziehen", sagte Forstner-Kral bei einem Pressegespräch vor einigen Monaten.

"Zentrale Voraussetzungen nicht erfüllt"

Heute dürften die Anrainer und andere Gegner erleichtert aufatmen. Das Projekt habe "zentrale Voraussetzungen nicht erfüllt", sagt Hein und führt aus: "Das wesentliche Problem ist nicht Architektur, sondern die Standortwahl. Wenn auch dieser Turm architektonisch zu den besten Projekten in Linz zählt, kann er deshalb nicht verwirklicht werden."

Zwar wurde das von Architekt Andreas Kleboth geplante 25-stöckige Hochhaus vom Gestaltungsbeirat der Stadt gelobt, konnte aber schlussendlich die Kriterien der Belichtung beziehungsweise Besonnung nicht erfüllen. Auch der Mehrwert für die Stadt konnte nicht endgültig dargestellt werden. Ebenso ein Grund für das Aus des Weinturm sei gewesen, dass "die Interessen Dritter maßgeblich negativ beeinflusst" geworden wären, so Hein. 

Dass "die Notbremse gezogen" wurde, freut auch Grüne-Stadtplanungssprecher Klaus Grininger. „Dass das Projekt nun gestoppt wird bestätigt auch unsere Kritik an dem Bauvorhaben. Statt eines Hochhauswildwuchses braucht es eine gesamtheitliche stadtplanerische Entwicklung des Areals rund um den Mühlkreisbahnhof“, meint Grininger. Laut ihm müsse das Ziel lauten, "Betroffene künftig besser in Bauvorhaben der Nachbarschaft einzubinden". 

Enttäuscht vom Aus für den Weinturm zeigt sich hingegen der planende Architekt Andreas Kleboth. „Aus meiner Sicht wäre das Haus ein einzigartiger Landmark gewesen, weil es ganz besonders schlank und elegant ist", so Kleboth. Jedoch hält er auch fest, dass "dies der Beweis dafür ist, dass Hochhäuser nur dort realisiert werden, wo es rechtlich und städtebaulich möglich ist". Damit weist er, wie auch Hein und Luger, Vorwürfe der Willkür zurück. 

Sowohl Luger als auch Hein stellten abschließend klar, dass jedes Projekt seriös geprüft würde. „Der Durchlauf des 10-Punkte-Programms für Hochhäuser hat sich als Prozess eindeutig bewährt. Wir wollen – trotz strenger Qualitätskriterien – eine Stadt des Ermöglichens und nicht des Verhinderns bleiben“, so Luger und Hein abschließend.

Das Aus für den Weinturm bleibt aber definitiv: "Das Projekt ist beendet und kann in dieser Form nicht realisiert werden", resümiert Kleboth.

 

 

 

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08. Mai 2024