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Legal oder illegal? Polizei stellte 170 Kilo Marihuanapflanzen im Innviertel sicher

Von Thomas Streif und Dieter Seitl   02.Mai 2020

"Wir sind überzeugt, dass die natürliche Kraft der Pflanzen allen Menschen zur Verfügung stehen sollte, die sie brauchen", heißt es auf der Homepage von "xund is(s)". Ziel sei, hochqualitative Bio-Hanfprodukte zu einem fairen Preis für Konsumenten – Schmerzpatienten – zugänglich zu machen.

Von den Geschäftsführern einer idyllisch an der Donau gelegenen Gärtnerei neben dem Stift Engelszell wurde im Herbst 2018 der Förderverein "xund is(s)" gegründet. Die Jahresmitgliedschaft kostet 60 Euro. Man verstehe sich als Plattform zum Thema Cannabis als Medizin.

Jetzt ist der Verein und damit auch die Bio-Gärtnerei ins Visier der Drogenermittler geraten. Ermittelt wird derzeit gegen die Präsidentin und den Vizepräsidenten des Vereins. Das Ehepaar ist auch für die Gärtnerei verantwortlich.

Für beide gilt die Unschuldsvermutung. Dass nur legale CBD-Produkte (Cannabidiol) mit einer Reinsubstanz von weniger als 0,3 Prozent Tetrahydrocannabinol (THC – der Rauschstoff in der Hanfpflanze) hergestellt wurden, glauben Ermittler und die Staatsanwaltschaft Ried nicht. Es gab mehrere Hausdurchsuchungen.

170 Kilo getrocknete Pflanzen

"Es wurden von uns mehr als 170 Kilogramm getrocknete Marihuanapflanzen sichergestellt. Diese müssen jetzt auf den Reinheitsgehalt untersucht werden. Bis die Ergebnisse vorliegen, wird es einige Zeit dauern", sagt Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried, auf OÖN-Anfrage. Laut Polizei-Aussendung räumte das Ehepaar ein, 15 bis 30 Kilogramm Marihuana mit einem THC-Gehalt von mehr als 0,3 Prozent erzeugt und bereits zum Teil an die Vereinsmitglieder weiterverkauft zu haben.

Die Ermittler hätten, so Ebner, die Vereinstätigkeit sehr genau unter die Lupe genommen. "Es war auffällig, dass sich dort sehr regelmäßig amtsbekannte Personen aus dem Suchtgiftbereich aufhielten", sagt Ebner: "Wir gehen davon aus, dass von Herbst 2018 bis April 2020 in der Gärtnerei vorschriftswidrig Marihuana in großen Mengen mit einem weit höheren THC-Gehalt als 0,3 Prozent hergestellt und auch weiterverkauft wurde." Es bestehe daher der dringende Verdacht des Verbrechens des Suchtgifthandels.

"Mit Verfahren gerechnet"

Seitens des Vereins habe man schon seit langem mit einem Verfahren gerechnet: "Das muss jetzt endlich ausjudiziert werden", sagt der Vizepräsident des Vereins im OÖN-Gespräch. Man betreibe ein Forschungsprojekt, das den zuständigen Behörden gemeldet worden sei. Es gehe darum, Schmerzpatienten mittels natürlichen Hanf-Substanzen zu helfen. "Ich gehe außerdem davon aus, dass 80 Prozent der eingesammelten Pflanzen kein THC enthalten."

Er rechne damit, dass die Causa vor dem Obersten Gerichtshof landen werde. "Wir sind auf ein Verfahren eingestellt und haben einen ambitionierten und mit der Rechtsmaterie bestens vertrauten Anwalt."

Der Verein arbeite ohne Gewinnabsicht, lediglich Aufwendungen für den laufenden Betrieb seien gemeinschaftlich aufzubringen. Alles geschehe ehrenamtlich und es werde nicht vorgeschrieben, was durch die Mitglieder angebaut wird. "Wir bereichern uns nicht. Es geht nur um den Nutzen für Patienten", sagt der Vizepräsident.

Der Verein habe rund 240 Mitglieder, geografisch verteilt von "Regensburg bis Amstetten – großteils im Altersbereich 40 plus. Es geht um die Linderung im Zusammenhang mit körperlichen Gebrechen." Die Effekte würden von den Mitgliedern auch dokumentiert. "Wir wollen keine Strizzis in unserem Verein und verlangen Leumundszeugnisse. Wir haben große Solidarität. Mindestpensionisten zum Beispiel werden besonders unterstützt. Ich betrachte unser Projekt als europaweit einzigartig."

Um Schmerzpatienten helfen zu können, ohne dabei etwas zu verdienen, stehe er "gerne vor dem Richter. Ich habe kein schlechtes Gewissen", sagt der Vereinsvizepräsident, der hervorhebt, dass auch Obst, Gemüse und Getreide angebaut werden.

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11. Mai 2024