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Wenger Bienen machen Varroamilbe den Garaus

Von Marina Mayrböck   17.August 2020

Sie gilt als der Übeltäter schlechthin, wenn es um das Bienensterben geht: die Varroamilbe. Mit wahrscheinlich importierten Bienen ist der Parasit in den 80er Jahren in Österreich angekommen, und seither bekämpfen ihn viele Imker nach der Honigproduktion mit Chemie. Europaweit gibt es vereinzelt Projekte, die sich mit Varroatoleranzzucht befassen. Seit kurzem wird auch in Weng im Innkreis, auf dem Gelände des Biomasse-Heizungsspezialisten Hargassner, versucht, widerstandsfähige, gesunde Bienen zu züchten, die ohne menschliche Hilfe mit der Varroamilbe überleben. Es ist österreichweit das größte derartige Forschungsprojekt.

Biene befreit sich selbst

Befallen die Milben die Bienenbrut, so sterben die Bienen meist nach dem Schlüpfen. Bei erwachsenen Tieren schwächen Milben das Immunsystem, sodass viele Bienen nicht durch den Winter kommen. „Eine Behandlung kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Ziel ist, die Behandlungsspirale zu stoppen. Das kann so nicht weitergehen, das führt sonst zum Kollaps“, sagt Klaus Mitterhauser, Zuchtkoordinator bei der Bienenzuchtgruppe Oberösterreich-Salzburg, die 2019 gegründet wurde. Der Gschwandtner Imker und Belegstellenwart am Traunsee behandelt seine Bienen seit 2011 nicht mehr und galt lange Zeit als Einzelkämpfer. Neben ihm gibt auch Guillaume Misslin Starthilfe bei der Forschung im Innviertel. Misslin ist Koryphäe am Bienensektor und arbeitet für die „Arista Bee Research“-Stiftung, der es 2016 erstmals gelungen ist eine Honigbiene zu züchten, die die Milbe erkennt und befallene Brutzellen selbst ausräumt. Die Vermehrung der Milben im Bienenvolk wird dadurch reduziert, im besten Fall gänzlich verhindert. „VSH“ wird die Erbanlage der resistenten Bienen genannt und steht für Varroa Sensitive Hygiene.

Wenger Bienen machen Varroamilbe den Garaus
„Bienenlabor“ in Weng auf dem Hargassner-Areal

Völker mit Milben infiziert

Bienenvölker, die mit der Milbe leben können, werden selektiert, Königinnen künstlich mit nur einer robusten Drohne besamt. Das Experiment im Innviertel hat vor zwei Wochen damit begonnen, die daraus entstandenen Bienenvölker künstlich mit Milben zu infizieren. Nun wurde ausgewertet und: „Die Erfolge sind gut. Bis das Problem gelöst ist, wird es Jahre dauern, aber der Anfang ist gemacht“, sagt Anton Hargassner jun., der selbst seit zehn Jahren Imker ist. Vier von den 56 Bienenvölkern waren zu 100 Prozent, etliche hochprozentig gegen den Schädling resistent. „Jahrzehnte war das ein Ding der Unmöglichkeit, und jetzt gibt es in Weng eine abwehrfähige Biene, das ist ein Traum“, freut sich Franz Weber, Gründungsmitglied der grenzüberschreitenden Bienenzuchtgruppe und Gesundheitswart der Wenger Imker. Jetzt gilt es, die künstliche Kämpfernatur zu verbreiten. Fünf Jahre wird es dauern, um eine „stabile Linie“ zu haben, sagt Misslin, dessen Aufgabe es ist, eine Brücke zwischen Wissenschaft und den Imkern zu schlagen. Das ist nicht immer einfach. „Erstens ist die VSH-Zucht ein riesiger Aufwand, zweitens ist Genetik komplex. Wir hoffen, dass Varroa besiegt wird. Wenn alle Imker auf diese varroatolerante Biene umstellen würden, beschleunigt sich der Prozess“, sagt Misslin.

Die Bienenzuchtgruppe hat gemeinsam mit Firma Hargassner und Imkerverein Weng auf dem Hargassner-Energiepark-Gelände einen Bieneninfostand mit fünf Bienenstöcken errichtet. Dieser ist für Besucher frei zugänglich.

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