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"Keine vornehme Zurückhaltung"

Von Magdalena Lagetar   16.Mai 2019

Er ließe sich den Mund nicht verbieten, sagte Autor Ludwig Laher bei der Gedenkfeier beim Mahnstein vor dem Hitler-Geburtshaus. "Die Ermordeten waren Menschen wie du und ich, mit Vor- und Zunamen", sagte er. Dass sich aber nun gerade der Kulturausschuss der Stadt Braunau gegen die Verlesung der NS-Opfernamen während dieser alljährlich stattfindenden Gedenkstunde aussprach, konnte Laher nicht verstehen.

Er schilderte Einzelschicksale von NS-Opfern aus der Region und sparte in seiner Rede nicht mit Seitenhieben gegen die (Braunauer) Politik. "Vornehme Zurückhaltung kann in Zeiten des sich täglich frecher aufplusternden Rechtsextremismus nicht der Weisheit letzter Ratschluss sein", mahnte er. Den Mund wollte man niemandem verbieten, heißt es auf Anfrage. "Wir werden im Kulturausschuss vielfach mit sensibler Materie befasst, sehr oft im Zusammenhang mit Hitlers Geburtshaus. Und machen uns dabei die jeweilige Entscheidung sicher nicht leicht", versichert Kulturausschuss-Obmann-Stellvertreter und Autor Klaus Ranzenberger. Den Antrag abzulehnen habe rein pragmatische Gründe gehabt, nennen dürfe er diese aufgrund der Amtsverschwiegenheit nicht. "Da sind wir interessanterweise in erster Linie dem Antragsteller verpflichtet", sagt er und legt Wert auf die Feststellung, "dass ich die Unterstellungen, es gäbe ideologische Gründe für diese Entscheidung, aufs Schärfste zurückweise. Ich glaube meine Texte belegen das."

Kein grundsätzliches Verbot

Außerdem, so Bürgermeister Hannes Waidbacher, ging es nicht um die Frage, ob die Verlesung dieser Liste grundsätzlich befürwortet oder abgelehnt wird. "Es gibt keinen Beschluss der Stadtgemeinde, dass die Namen von NS-Opfern in Braunau nicht verlesen werden dürfen. Im Gegenteil, die Stadt stellt sich der Verantwortung im Umgang mit der Geschichte", sagt Waidbacher und nennt als Beispiel die bisherigen Gedenkstunden, in denen NS-Opfern aus Braunau und Ranshofen mit ihren Namen gedacht wurde oder die Straßenbenennungen und Stolpersteine, die die Erinnerung an NS-Opfer bewahren. Die Gedenkstunde 2019 folgte mit dem Beschluss dem vor drei Jahren in Abstimmung mit dem Verein für Zeitgeschichte neugestalteten Ablauf, betont Waidbacher. Vor Lahers Rede nutzte der Bürgermeister seine, um sich vom "Rattengedicht" auf schärfste zu distanzieren. "Derartige Aussendungen sind vollkommen inakzeptabel, gerade im Hinblick auf das historische Erbe unserer Stadt braucht es besondere Sensibilität und Wachsamkeit bei diesem Thema." Wachsamkeit, die auch Ludwig Laher einforderte. Er verwies auf das "Verschieben der Grenzen des Sagbaren" hin, das man in Österreich in der letzten Zeit feststellen könne. "Zuerst kommen die Provokationen, dann das Dummstellen, das gezielte Verschieben der Grenzen des Sagbaren, die Kumpanei mit etwas weniger rechtsgerichteten Parteien, die um der Macht willen solche Grenzüberschreitungen tolerieren, dann folgen Drohungen, Einschüchterungen derer, die sich noch trauen, ein offenes Wort zu finden. An diesem Punkt sind wir wieder einmal angelangt. Was die Zukunft bringen wird, liegt an uns allen", mahnte Laher. (mala, fisc, geiring)

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26. April 2024