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Die Megatrends der Gesellschaft beflügeln EVG

Von Bianka Eichinger   11.Juli 2019

30 Millionen Euro investiert die EV Group – wie bereits berichtet – zur Kapazitätserweiterung am Hauptsitz in St. Florian am Inn. Mit dem Neubau eines weiteren, großen Reinraums werden zusätzliche Entwicklungs-, Demo- und Pilotserienfertigungskapazitäten geschaffen. Im Volkszeitungs-Interview erklären die Geschäftsführer Werner Thallner, Paul Lindner und Hermann Waltl, ob das stetige Wachstum der EV Group auch zukünftig noch weitergeht und ob eine Verlegung des Hauptsitzes ins Ausland zur Debatte steht.

Volkszeitung: EVG investiert 30 Millionen Euro zur Kapazitätserweiterung in St. Florian und demonstriert ein weiteres Mal seine Standorttreue zum Innviertel. Gibt oder gab es nie die Überlegung den Hauptsitz vom Innviertel ins weniger kostenintensive Ausland zu verlegen?

Werner Thallner: In der High-Tech Branche ist Zeit ein wesentlicher Faktor. Der erste mit einer neuen Technologie oder mit einem neuen Produkt ist in der Lage, am Markt Geld zu verdienen. Die Unternehmen, die folgen müssen versuchen, den Zeitnachteil über Kosten- beziehungsweise Preisvorteile zu kompensieren. EVG ist erster in neuen Märkten – unsere „Triple-i“-Philiosophie: invent - innovate - implement – ist dabei nicht nur ein Schlagwort, sondern wird jeden Tag von allen Mitarbeitern gelebt. Wir haben alle Kompetenzen unter einem Dach – von der Forschung und Entwicklung über die spanabhebende Fertigung bis zur Software-Entwicklung, Anlagenmontage sowie Qualitätssicherung und Test in den Reinräumen und Anwendungslabors. Von der Idee bis zur Realisierung schaffen wir es bei einigen Detaillösungen in wenigen Stunden. Das kann man nicht, wenn man einen Fertigungsstandort in Asien hat.

War es jemals von Nachteil, dass der Hauptsitz von EVG im Innviertel ist?

Hermann Waltl: In den ersten Jahren nach der Gründung war es nicht ganz einfach, Fachkräfte ins Innviertel zu bekommen – gerade international zu rekrutieren war schwierig. Jeder wollte in Ballungszentren wie das Sillicon Valley, niemand kannte EVG im „Silicon No-Where“. Mittlerweile hat sich die ländlich geprägte Gegend mit hoher Lebensqualität, guter Luft, viel Wasser und Freizeitmöglichkeiten als starker Vorteil gezeigt. Das Schulsystem der Region und insbesondere die HTLs als Talentschmieden haben schon immer gute Fachkräfte hervorgebracht.

Welche Rahmenbedingungen müssten sich Ihrer Meinung nach in Österreich für Unternehmer ändern? In welchen Bereichen besteht akuter Handlungsbedarf?

Thallner: Flexibilisierung ist unglaublich wichtig. Es müssen bessere Integrationsmöglichkeiten für internationale Mitarbeiter geschaffen werden, um diese langfristig in Österreich halten zu können. Dazu sind natürlich auch gesellschaftliche Entwicklungen notwendig. Und zu guter Letzt würde den Unternehmen etwas mehr Entbürokratisierung helfen.

Ist dies die vorerst letzte Großbaustelle in St. Florian bzw. gibt es noch Pläne sowie genug Grund und Boden für weitere?

Thallner: Es verging seit über zehn Jahren kein einziges Jahr, an dem bei uns kein Kran aufgebaut war. Auch wenn sich EVG gerade auf einem starken Expansionskurs befindet, so stehen wir erst am Anfang unserer Möglichkeiten. Das Potential unserer Technologie ist enorm und bei noch weitem nicht ausgeschöpft. Die Megatrends der Gesellschaft – von mobiler Elektronik über autonomes Fahren bis zur Virtual /Augmented Reality und künstlichen Intelligenz – beflügeln unser Geschäft. Theoretisch könnten wir uns am eigenen Grund in St. Florian noch verdoppeln.

Wie würden Sie einem Laien das Innere eines Reinraums, wie jenen, der gerade in St. Florian entsteht, beschreiben?

Paul Lindner: Ein Reinraum ist vergleichbar mit einem Operationssaal im Krankenhaus, nur viel sauberer. Das gilt sowohl für die Partikelanzahl, die im Vergleich zur normalen Luft um ein Millionenfaches reduziert wird, als auch für die Genauigkeit der Regelung von Feuchtigkeit oder Temperatur. Der Grund, warum man für medizinische Eingriffe doch lieber einen Operationssaal bevorzugen sollte, liegt nur darin, dass für unsere Technologie Viren und Bakterien noch eine geringere Rolle spielen, wobei sich auch das durch neue Anwendungen unserer Kunden im Bio- und Medizintechnikbereich ändert. Der Reinraum selbst ist ein einstöckiger Raum, dazu kommen aber zwei Stockwerke darunter und zwei darüber für die aufwändige Reinraumtechnik, denn die Luft muss ständig umgewälzt, gefiltert und aufbereitet werden.

EVG wächst stetig. Wie schaffen Sie es, genügend Arbeits- bzw. Fachkräfte zu finden?

Waltl: Das ist neben der Beherrschung der Technologie und dem Verschieben der Grenzen des technisch Machbaren sicherlich eine der größten Herausforderungen. Einerseits sind wir froh, nach wie vor viele Fachkräfte aus der Region zu bekommen. Hier hilft uns das hohe Ausbildungsniveau durch die HTLs, Fachhochschulen und Universitäten. Andererseits gelingt es uns immer besser, internationale Spezialisten für uns und unsere Region zu begeistern. Moderne Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern heute viel mehr als nur einen Arbeitsplatz. Ein großer Anteil unserer Investitionen der letzten zehn Jahre ging zum Beispiel in den Ausbau des „EVG Campus“ mit einem attraktiven Betriebsrestaurant, dem EVG Minis Kindergarten mit Krabbelgruppe und eigenen Betriebswohnungen für die vorübergehende Unterbringung neuer Mitarbeiter, die von weiter her ins Innviertel umziehen. Darüber hinaus organisieren und unterstützen wir viele Sport- und Freizeitaktivitäten und Feste für unsere Mitarbeiter.

Wie begeistern Sie Nachwuchskräfte für neue Technologien und Ihr Unternehmen?

Lindner: Wir pflegen einen engen Kontakt und haben ausgezeichnete Kooperationen mit vielen Schulen in der Region sowie mit HTLs, Fachhochschulen und Universitäten. Und das nicht nur in Österreich, sondern weltweit. So können wir schon frühzeitig Talente für die Halbleitertechnologie und Mikrosystemtechnik und damit für unsere Fertigungslösungen begeistern, ohne die viele High-Tech-Produkte aus unserem täglichen Leben nicht möglich wären. In zahlreichen Projekten mit und bei EVG sind bereits Diplom- und Doktorarbeiten entstanden, und auch dieses Jahr werden uns wieder knapp 50 Ferialpraktikanten unterstützen.

Und zum Abschluss: Was macht das Innviertel bzw. die Innviertler für Sie aus?

Thallner: Für mich steht das Innviertel ganz einfach für eine hohe Lebensqualität. Die Innviertler sind begeisterungsfähig und bringen eine große Einsatzbereitschaft und ein hohes Maß an Flexibilität mit. Zudem zeichnen sie sich durch eine hohe Treue zum Innviertel aus und wir freuen uns, auch Ende dieses Jahres wieder zahlreiche Kolleginnen und Kollegen für ihre langjährige Treue zu unserem Unternehmen feiern und im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens auszeichnen zu können.

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