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Aluwerk: Nazis hatten mit jüdischen Grundbesitzern leichtes Spiel

Von Walter Geiring   16.Juni 2014

Beim ersten Themenabend des Stadtvereins Braunau im Kulturhaus Gugg wurde der Frage nachgegangen, weshalb die Nazis ausgerechnet in Ranshofen ein Aluminiumwerk – die heutige Austria Metall AG (AMAG) – errichteten. Laut Vereinsmitglied Ingo Engel habe die allgemeine Aufbruchstimmung, die nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich am 12. März 1938 herrschte, viel zu dieser Entscheidung beigetragen – aber nicht nur.

Der damalige Braunauer Bürgermeister Fritz Reithofer hoffte auf eine Aufwertung seiner Stadt. Schließlich war sie der Geburtsort des "Führers". Am Ende zählte Braunau zum Glück aber doch nicht zu den Neugestaltungsstädten.

Aufgrund der Beratungsprotokolle der Ratsherren aus dem Jahr 1939 kann man aber die Diskussionen und den Weg, der letztlich zum Bau eines Aluminiumwerks führte, exakt nachvollziehen. Robert Reiter wartete beim Themenabend mit detaillierten Fakten auf.

"Kostengünstiger Verkauf"

So sollte das Werk ursprünglich im Harter Wald in der Braunauer Nachbargemeinde St. Peter errichtet werden. Als möglicher Standort im Gespräch war zudem die Pockinger Heide gegenüber der Gemeinde Obernberg am Inn. Am Ende waren es dann "werkstechnische Gründe", die gegen eine Errichtung durch die Vereinigten Aluminiumwerke (VAW) in St. Peter bzw. Pocking sprachen. Klare Priorität hatte das Gut Ranshofen, weil der Grund in jüdischem Besitz war und sich für die Nazis somit eine "kostengünstige Verkaufsabwicklung" anbot.

Der seinerzeitige Ratsherr und Gauheimatpfleger Eduard Kriechbaum war von der geplanten Umwandlung Braunaus in eine industrielle Mittelstadt nicht begeistert. Für Kriechbaum hatten Denkmal- und Naturschutz oberste Priorität. In Verbindung mit Adolf Hitler sollten Braunau und Ranshofen "nationale Wallfahrtsorte des deutschen Volkes" bleiben.

Kriechbaums Einwände blieben jedoch ohne Bedeutung, das Werk wurde gebaut und im Herbst 1940 eröffnet, obwohl es noch gar nicht fertiggestellt war. Die Produktion wurde mit 500 Tonnen Rohaluminium aufgenommen.

Auch die Anläufe von Bürgermeister Reithofer, Braunau großzügig umzugestalten und zu einem nationalen Kulturdenkmal zu machen, stießen bei Hitler auf kein Echo. Verkehrsmäßig war eine Staatsstraße von München nach Salzburg geplant, wo diese über Simbach und über eine neue Innbrücke auf Höhe der heutigen BH verlaufen wäre.

Angedacht war eine Straßenerweiterung nach Linz und in die Stadtmitte von Braunau. Sogar der Abbruch des Braunauer Rathauses war vorgesehen, weil die Architektur als entartet galt. Zudem hatten NS-Ideologen auf Höhe der heutigen Wirtschaftskammer einen Aufmarschplatz geplant. All das blieb Braunau erspart.

Die Fakten zur wirtschaftlichen Entwicklung des Aluminiumwerks nach dem Zweiten Weltkrieg steuerte Gabriele Brühwasser bei. Gleich nach Kriegsende sei das Werk von den Amerikanern beschlagnahmt worden. Zunächst wurden im Werk Lokomotiven und Eisenbahnwaggons repariert, um das sieche Verkehrssystem wieder flott zu kriegen.

Tauschgeschäft mit Frankreich

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es unmöglich, die für die Aluminiumproduktion notwendige Tonerde zu beschaffen und die erforderlichen Arbeitskräfte anzuwerben. Erst durch ein Tauschgeschäft mit Frankreich gab es ab November 1946 wieder ausreichend Tonerde. Und langsam ging es mit dem Werk, das heute der bedeutendste Industriebetrieb von Braunau ist, auch wieder aufwärts.

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26. April 2024