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"Florian Janny war ein großartiger Goalie und ein noch besserer Mensch"

Von Markus Prinz   08.Oktober 2019

Eine Auswärtsfahrt wie viele andere auch, hätte man denken können. Klar tauchen bei jeder Eishockey-Reise mit den Liwest Black Wings neue Geschichten auf. Aber: "Heute ist irgendetwas anders", sagte ein Vereinsoffizieller nach der Ankunft am Sonntagnachmittag in Dornbirn. In Gesprächen mit Trainern und Spielern war rasch klar geworden, dass das Match zur Nebensache werden würde. Fassungslose, schockierte Gesichter, wo sonst meist Motivationsmusik und vor allem der Schmäh läuft. Tränen in den Augen von jungen Männern, die sonst als harte Knochen gelten.

Bereits zur Mittagsstunde sahen die ersten Spieler der Black Wings in Videos das Auto des ermordeten Florian Janny am Tatort in Kitzbühel. Unmittelbar nach der Ankunft im Dornbirner Messestadion – gegen 15.15 Uhr – informierte Co-Trainer Jürgen Penker die gesamte Mannschaft über die Bluttat im 270 Kilometer entfernten Kitzbühel.

Drei Teamkollegen des U20-Meister-Goalies aus der Saison 2014/2015 und zahlreiche weitere Wegbegleiter während Jannys Zeit als Zweier-Goalie der EBEL-Mannschaft standen am Sonntag auf dem Eis – es war ihnen freigestellt worden, ob sie spielen wollen oder nicht. Sie entschieden sich, die Partie für den gebürtigen Gmundner zu bestreiten.

Video: Black-Wings trauern um Ex-Goalie:

Debüt am Vorabend der Tat

Janny spielte vor zehn Jahren seine erste Saison im U18-Team der Black Wings. Insgesamt sollte es der 24-Jährige auf 21 Einsätze in den Reihen der Profis bringen. Nach der Saison 2017/2018 und einem letzten Einsatz im Play-off gegen Zagreb am 16. März 2018 lief sein Vertrag beim EHC aus, der Torhüter heuerte danach in Österreichs vierthöchster Liga beim EHC Wattens an. Im Sommer gelang ihm der Sprung zurück in die zweithöchste Spielklasse, zu den Kitzbühler Adlern. Ausgerechnet am Vorabend der Bluttat feierte der Torhüter sein Debüt bei den Adlern und entschärfte in 39:09 Minuten 18 von 19 Schüssen auf sein Tor. Das letzte Spiel seines Lebens endete mit seiner persönlich besten Fangquote (94,7 Prozent).

Geschätzt wurde "Flo" aber vor allem für sein Engagement abseits des Eises. Janny, der den Wert eines "Bitte", "Danke" und "Servus, wie geht’s?" verstand, war ein Teamplayer, der im Sommer auch gerne mal beim neuen Kabinenanstrich mithalf. Oder den Rasen der abgereisten Legionäre mähte. Und uns Reportern selbst nach schlechten Spielen immer Rede und Antwort stand. Er war ein "g’rader Michl".

Auch bei den Fans war er äußerst beliebt. Am Sonntagabend wurden auf Initiative der Linzer Fanklubs vor der Eishalle in Linz erste Kerzen zum Gedenken aufgestellt. Immer mehr kamen im Verlauf des gestrigen Tages dazu. Getreu dem Motto "Einmal Linzer, immer Linzer" vergessen die Anhänger der Liwest Black Wings nicht und rücken in dieser schweren Zeit noch enger zusammen. Das gilt auch für die Mannschaft: "Nichts, was wir jetzt schreiben oder sagen, kann unseren Schmerz ausdrücken. Florian, Du wirst uns fehlen."

Florian Janny
Florian Janny

Trauerzeremonie am Freitag

Am Freitag (19.15 Uhr) wird es eine Abschiedszeremonie vor dem Liga-Spiel gegen Fehérvár geben. Der Torhüter der Ungarn, Mike Ouzas, der jahrelang in Linz an der Seite von Janny gespielt hatte, meldete sich in sozialen Medien zu Wort: "Er war ein großartiger Goalie-Partner und ein noch besserer Mensch. Mir fehlen die Worte."

"Mit Florian verlieren wir nicht nur einen Sportler, sondern vor allem einen großartigen Menschen und Freund", sagte Black-Wings-Manager Christian Perthaler. "Die gesamte Eishockeyfamilie trägt Trauer", schrieb der Villacher SV. "Mit 24 kann man nicht sterben", zeigte sich auch der Südtiroler Eishockey-Experte Thomas Laconi auf Facebook bestürzt. Das aufrichtige Beileid gilt den Hinterbliebenen.

Video: Nach dem mutmaßlichen Fünffachmord in Kitzbühel ist am Montag die Untersuchungshaft über den 25-jährigen Verdächtigen verhängt worden. 

Aus Respekt vor den Angehörigen

Fünf Menschen mussten sterben. Es ist eine Tat, die die Republik fassungslos zurücklässt.

Auch in einer Zeitungsredaktion sind solche Taten eine Ausnahmesituation. Zahlreiche Informationen, die im Minutentakt einlangen, müssen überprüft, abgewogen und neuerlich überprüft werden. Bei der Frage, was veröffentlicht wird, spielen aber auch Fragen wie Pietät und Vertrauen eine Rolle.

Bereits am frühen Sonntagnachmittag wusste die OÖNachrichten-Redaktion, dass sich unter den Opfern des unfassbaren Fünffachmordes in Kitzbühel der ehemalige Ersatztorhüter des Linzer Eishockeyvereins Black Wings, Florian Janny, befindet. Die Presseabteilungen des Vereins und der Eishockeyliga nahmen mit den OÖNachrichten Kontakt auf und baten inständig, zumindest am ersten Tag von einer Veröffentlichung des Namens des bekannten Opfers abzusehen. Ein nachvollziehbarer Wunsch: Die Angehörigen und ehemaligen Teamkollegen des jungen Gmundners sollten die Horrorbotschaft nicht aus den Medien erfahren.

Die OÖNachrichten hielten sich im Gegensatz zu vielen anderen Medien an diese Bitte der Betroffenen.

Bei solchen Entscheidungen geht es nicht darum, Informationen zu unterschlagen, sondern die Opfer und deren Angehörige und Freunde zu schützen. Dieser Respekt vor den Trauernden ist für uns selbstverständlich.

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26. April 2024