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Er sichert mit der Sense das Überleben bedrohter Pflanzen

Von Bernhard Leitner   27.Juni 2019

Etwa eineinhalb Stunden dauert es heutzutage normalerweise, um eine ein Hektar große Wiese zu mähen und das Grünfutter in den Stall bringen. Auf seiner "Langwiese" benötigen Manfred Temper und seine Familie für die gleiche Fläche zwei ganze Tage: Einen Tag für die Sensenmahd, einen weiteren für das Einbringen des Mähguts mit Handrechen, Gabel und einem für den nassen Untergrund modifizierten Schiebekarren.

Bis zur Hüfte festgesteckt

Doch diese Wiese ist halt auch alles andere als normal: Die ein Hektar große Moorwiese kann maschinell nicht bearbeitet werden. Hier ist Handarbeit gefragt. "Ein Traktor würde innerhalb weniger Sekunden einsinken." Doch auch bei der manuellen Arbeit ist Vorsicht gefragt: Ein falscher Schritt und man steckt bis zu den Knien im Moor fest. "Man muss schon aufpassen, wo man hinsteigt. Da sind schon einige Gummistiefel verschwunden. Als Bub bin ich einmal sogar bis zur Hüfte stecken geblieben", sagt Temper beim Rundgang mit den OÖNachrichten.

Dass die Familie Temper diese Wiese nach wie vor pflegt, ist ein großer Gewinn für die Artenvielfalt im Land. "Das ist eine der letzten und wertvollsten Moorwiesen, die wir in ganz Oberösterreich haben", sagt der Ökologe und Naturraummanager David Bock.

"Hier ist eines der letzten Vorkommen des Sumpfblutauges. Alleine dafür würde es sich lohnen, diese Wiese zu erhalten. Doch wir haben hier noch zwölf weitere vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten." Dass solche Wiesen heutzutage noch gemäht werden, ist sensationell. Die Familie Temper leistet hier Großartiges für den Naturschutz.

Pflanzen mit Gelsen gefüttert

Manfred Temper weiß sehr wohl, dass seine Wiese etwas Besonderes ist. "Meine Eltern haben schon gewusst, dass diese Pflanzenvielfalt nicht alltäglich ist. Auch ich mache bei meinen Rundgängen mit meinem Hund oft dort Halt und genieße für ein paar Minuten den Anblick der Blütenvielfalt. Wenn man diese Liebe zur Natur nicht in sich drinnen hat, tut man sich die mühevolle Arbeit bestimmt nicht an." Als Bub habe er mitunter Gelsen dem hier wachsenden Sonnentau hingeworfen und dann zugesehen, wie die Pflanze das Insekt verzehrt habe. Auch den Blumenschmuck für ihre Hochzeit haben Manfred und Anna Temper zu großen Teilen aus den Blüten ihrer Moorwiese zusammengestellt.

Partnerschaft auf Augenhöhe

Für den Ökologen David Bock sind Anna und Manfred Temper das Paradebeispiel einer Landwirt-Familie, die nachhaltig und ökologisch denkt – obwohl der Betrieb selbst kein Biobetrieb ist.

Dazu müsste die Familie ihren Kuhstall komplett umbauen. Das wird womöglich Sohn Philipp (16) eines Tages nachholen. Bock: "Wenn wir solche wertvollen Flächen erhalten wollen, gelingt das nur in Partnerschaft mit dem Grundbesitzer."

Ab kommender Woche – Stichtag ist der 1. Juli – darf Manfred Temper laut einer Übereinkunft mit der Naturschutzabteilung des Landes die Moorwiese wieder mähen. Beginnen wird er zeitig in der Früh: "Ungefähr um fünf Uhr werde ich anfangen. Da ist die Hitze in der Kessellage, in der diese Wiese liegt, noch einigermaßen erträglich." Bis dahin wird er sich noch um seine Sense kümmern, denn "ohne gute Schneid' richtest da unten rein gar nichts aus".

 

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