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Eine Dosis Erleichterung mitgeimpft

Von Barbara Rohrhofer und Valerie Hader   20.Jänner 2021

In der vergangenen Woche wurde in Oberösterreichs Spitälern erstmals gegen Covid-19 geimpft. Die Zustimmung ist groß. Jene, die die mRNA-Impfung von Biontech bereits bekommen haben, berichten von einer großen Erleichterung und einem Gefühl des Glücks. Denn die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger haben in den vergangenen Monaten auf den Intensivstationen des Landes gesehen, dass diese Erkrankung unendliches Leid für Betroffene bedeuten kann.

"Viele Patienten sind gestorben, viele Überlebende haben Langzeitschäden. Das haben wir in dieser Form noch nicht erlebt", sagt Intensiv-Primar Martin Genger vom Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr. "Ich persönlich hatte richtige Sehnsucht nach dem erlösenden Stich, weil ich viele, viele Covid-Patienten behandelt habe", erzählt Oberarzt Matthias Kölbl, Leiter der Akutstation, Ordensklinikum Linz-Elisabethinen. Seine Kollegin Christine Riederer von der Bereichsleitung Interne Intensiv von den Barmherzigen Schwestern sprach von einem historischen Moment.

Kleiner Piks, große Erleichterung

Oberarzt Matthias Kölbl, 36, Leiter Akutstation Ordensklinikum Linz Elisabethinen

Kleiner Piks, große Erleichterung. Ja, genauso würde ich das Gefühl beschreiben, das man hat, wenn man geimpft wird. Ich persönlich hatte richtige Sehnsucht nach dem erlösenden Stich, weil ich viele, viele Covid-Patienten behandelt habe. Am vergangenen Mittwoch war es dann so weit. Endlich! Davor habe ich besonderen Wert darauf gelegt, alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu informieren, da viele Fragen aufgetaucht sind. Am häufigsten wurden Nebenwirkungen thematisiert, weil es sich bei der mRNA-Impfung um eine neue Form der Impfung handelt. Einige in unserer Abteilung verspürten ein Ziehen im Arm, zwei Kollegen hatten erhöhte Temperatur. Am nächsten Tag war alles weg.

Ein historischer Moment

Christine Riederer, 57, Bereichsleitung Interne Intensiv und Notfallambulanz, Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz

Ich habe mir sehr viele Gedanken über die neuartige Impfung gemacht und hatte anfangs auch Sorge, weil es keine Langzeitstudien gibt. Gezweifelt daran, dass ich mich impfen lasse, habe ich niemals, weil ich so viele Schwersterkrankte gesehen habe, die nicht viel älter waren als ich. Einige waren vorher pumperlg’sund und sind wirklich mitten im Leben gestanden – bis Corona kam. Wer die wirklich schlimmen Seiten dieser Erkrankung hautnah mitbekommen hat, für den ist die Impfung, die ich in der vergangenen Woche bekommen habe, ein historischer Moment. Es war erhebend. Und die Freude über den Stich in den Oberarm konnte kaum jemand verbergen. Ich wurde von Dr. Elisabeth Bräutigam, der Krankenhaus-Chefin, persönlich geimpft. Sie war ebenfalls sehr begeistert, uns zu immunisieren. Das Lächeln konnte man durch die Maske sehen. In wenigen Wochen werden wir das zweite Mal geimpft. Und dann haben wir berechtigte Hoffnung, dass bald Normalität einkehren wird und wir uns nicht bei jedem einzelnen Patienten „verkleiden“ müssen, sondern einfach wieder so arbeiten können wie vorher.

Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit

Primar Martin Genger, 40, Leiter der Inneren Medizin I am Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum Steyr

Ich sehe es als Geschenk an, geimpft zu sein, und empfinde eine tiefe Dankbarkeit. Seit Monaten habe ich auf diesen Moment gewartet und ich kann sagen: Die von vielen befürchteten Nebenwirkungen sind nicht oder kaum eingetreten. Der eine oder andere hat ein Ziehen an der Einstichstelle gespürt, das war es auch schon. Der Zuspruch zur Impfung war in unserer Abteilung, zu der auch die Intensivstation in Steyr gehört, enorm hoch. 100 Prozent der Ärztinnen und Ärzte und 92 Prozent aller Intensivpflegekräfte haben sich impfen lassen.

Der Hauptgrund für die breite Zustimmung war sicherlich, dass wir alle hautnah gesehen haben, was diese Krankheit alles anstellen kann. Viele Patienten sind gestorben, viele Überlebende haben Langzeitschäden. Das haben wir in dieser Form noch nicht erlebt.

Die Impfung ist der einzig möglich Weg, um diesen Ausnahmezustand verlassen zu können. Am dritten Februar werden wir zum zweiten Mal geimpft. Sieben bis zehn Tage nach der zweiten Impfung tritt dann – so besagen es alle Studien – der Vollschutz ein. Dass jemand diese Impfung verweigert, ist mir übrigens völlig unbegreiflich: Ein kleiner Stich ebnet den Ausweg aus einer Situation, die wir alle nicht wollen.

Ich bin Vater einer kleinen Tochter und möchte nicht, dass sie ihre Kindheit in einer Welt erlebt, in der alle auf Abstand gehen und Maske tragen. Ich wünsche mir wirklich von Herzen, dass sich möglichst viele Menschen dazu entschließen, es zu tun. Es tut nicht weh, es schützt einen selbst und auch die Mitmenschen. Impfen ist ein solidarischer Akt. Jene, die es nicht tun, verlassen sich darauf, dass es die anderen machen. Das ist reinstes Nutznießertum!

Morgen ist der große Augenblick

Primaria Silvia Dobler, 40, Leiterin Anästhesiologie und Intensivmedizin am Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum in Kirchdorf

Ich bin morgen dran, gleich um 8.30 Uhr nach meinem Nachtdienst. Und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick freue, der eine ungemeine Last von meinen Schultern nehmen wird:

Ein kleiner Stich und man hat wieder viel mehr Sicherheit, vor allem in der Arbeit, aber natürlich auch privat. Eigentlich wäre ich ja schon in der vergangenen Woche dran gewesen, hab die Impfung aber verschoben, da ich leicht erkältet war.

Die Hälfte meiner Abteilung ist schon geimpft, und ich kann sagen, alle waren voller Vorfreude auf diesen wirklich großen Tag nach den vielen Wochen und Monaten, in denen Corona den Klinikalltag und unser Leben bestimmt hat.

Die oftmals beschriebenen Nebenwirkungen wie leichtes Fieber, Kopfschmerzen oder Muskelziehen sind bei keinem Einzigen aufgetreten. Einer meiner Mitarbeiter, der wirklich sehr viele Allergien hat, hatte Bedenken und hat es dann trotzdem getan – und es ist gar nichts passiert. Kein Schwindel, nichts. Er war sehr erleichtert, und wir auch.

Nur so kriegen wir unser Leben zurück

Rupert Heigl, 44, leitender Pfleger Notfallaufnahme im Kepler Uniklinikum Linz

Genau eine Woche ist es jetzt her, dass ich die Impfung bekommen habe – und es ist alles problemlos gelaufen. Am ersten Tag hat mit zwar der Arm ein bisschen wehgetan, aber das war überhaupt nicht tragisch. Im Gegenteil, ich hab mich so über die Impfung gefreut, denn damit kriegen wir hoffentlich wieder ein bissl Normalität zurück. Außerdem hab ich in meiner Arbeit viele Patienten, auch in meinem Alter, gesehen, die schwer an Covid erkrankt sind. Auch meinem Vater ging es nicht gut. Der ist erst 66 und sportlich und mobil, und trotzdem hat ihm die Corona-Erkrankung ziemlich zugesetzt. Jetzt warte ich auf die zweite Impfung am 3. Februar, und dann sind es noch etwa zehn Tage, bis ich zu 95 Prozent vor dem Virus geschützt bin. Das Erste, was ich dann tun möchte? Mich, so bald es geht, wieder mit meinen Freunden treffen – wenn die dann hoffentlich auch in Kürze geimpft werden.

Dass ich mich impfen lasse, hab ich übrigens nie infrage gestellt. Ich finde, das ist Teil der sozialen Verantwortung. Das hab ich für mich gemacht – aber auch für die ganze Gesellschaft, denn nur so kriegen wir unser altes Leben zurück.

Glücklich und richtig euphorisch

Gabriele Breitschuh, 62, aus Laakirchen. Die Diplomkrankenschwester ist Stationsleiterin der

Akutgeriatrie 1 und der Covid-Station im Salzkammergut-Klinikum Gmunden.

Ich glaube, ich war Nummer fünf bei uns im Spital, als wir geimpft wurden. Und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich unter den Ersten sein durfte. Die Impfung war am 8. Jänner und bis auf ein leichtes Ziehen in der Einstichstelle gab es überhaupt keine Neben- oder Nachwirkungen – auch nicht bei meinen Kolleginnen und Kollegen. Allein der Gedanke, dass ich in wenigen Wochen vor Covid-19 geschützt bin, macht mich glücklich und euphorisch. Dann kommt hoffentlich wieder ein normales Leben auf mich zu und ich kann im Frühjahr vielleicht schon wieder ein Theaterstück oder ein Konzert besuchen.

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26. April 2024