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Die Leiden der schönen Donau

Von Gabriel Egger   11.August 2021

Blau war sie nie, schön ist sie immer noch. Als Johann Strauß junior 1867 den Walzer "An der schönen blauen Donau" komponiert hatte, war der Zustand des 2857 Kilometer langen Stroms aber mit Sicherheit noch deutlich besser, als es vor sechs Jahren der Fall war.

Denn hätte die Internationale Kommission zum Schutz der Donau (IKSD) ihre dritte umfangreiche Flussuntersuchung im Jahr 2015 benennen müssen, sie hätte wohl "An der braunen, trüben Donau" heißen müssen.

Verbesserung und neue Probleme

Forscher aus 14 Donauländern untersuchten damals rund 2375 Kilometer des Flusses penibel. Die Ergebnisse zeigten gleich mehrere große Probleme auf: Fischarmut, exzessive Flussverbauung und antibiotikaresistente Keime.

Bei Klosterneuburg entdeckten die Wissenschafter sogar die mit Abstand höchste Konzentration von Medikamenten und illegalen Drogen in der gesamten Donau. Forscher vermuteten damals, dass die Probe wenige Tage zuvor in Linz "belastet" wurde.

Heute erscheint der Endbericht der vierten umfangreichen Flussuntersuchung, der sogenannte "Joint Danube Survey 4". An der Untersuchung waren erneut alle 14 Donauländer, mehr als 1000 Experten, 140 Labors und die Europäische Kommission beteiligt. Kostenpunkt: 800.000 Euro.

Von 51 Messstellen liegen fünf in Österreich, darunter mit Jochenstein (Bezirk Schärding) und Enghagen (Bezirk Linz-Land) auch zwei in Oberösterreich. Bis ins kleinste Detail sind die Daten noch nicht bekannt, eines steht aber fest: Der Donau scheint es, zumindest in Österreich, besser zu gehen. Der Zustand des Flusses hat sich im Vergleich zur vergangenen Untersuchung verbessert.

Die Befürchtung der Wissenschafter, dass es durch die Donauschifffahrt auch in Österreich zu hohen Fäkalbelastungen kommt, bewahrheitete sich nicht. Mit 1050 Escherichia-coli-Bakterien pro 100 Milliliter Wasser lag lediglich eine heimische Probe über dem Höchstwert für moderate Belastung (1000). Die fäkalen Belastungen nahmen im Vergleich zum Bericht von 2013 deutlich ab. Auch die Konzentration an illegalen Drogen war diesmal gering.

In der gesamten Donau wurde mit 72 Fischarten das fast vollständige natürliche Artenspektrum festgestellt, in Österreich davon 40 Arten. Der Gesamtbestand ist jedoch weiterhin stark reduziert. Dafür sind vor allem eingeschleppte Fremdarten, die Parasiten mitbringen, mit denen die heimischen Spezies nicht zurechtkommen, und Effekte des Klimawandels verantwortlich.

Mikroplastik in jeder Probe

Die Analyse antibiotikaresistenter Bakterien in der Donau zeigte eine signifikante Zunahme der Multiresistenz im Vergleich zur letzten Untersuchung. Leider wurde auch eine Resistenz gegen Reserveantibiotika festgestellt– Antibiotika, die nur eingesetzt werden, wenn alle anderen keine Wirkung gezeigt haben.

Zum ersten Mal untersuchten die Forscher auch das Vorkommen von Mikroplastik im Donausediment und in Muscheln: Die Konzentration ist zwar gering, doch Mikroplastik war in allen Proben vorhanden. "Für einen derart großen Fluss mit vielen Nutzungen ist die Donau in einem guten Zustand. Dass überall Mikroplastik im Sediment nachgewiesen wurde, ist ein klarer Auftrag, in allen Ländern dagegen aktiv zu werden", sagt die für Wasserwirtschaft zuständige Bundesministerin Elisabeth Köstinger (VP).

Die Donau

  • 350 Kilometer ist die Donau in Österreich lang. Ihre Gesamtlänge beträgt 2857 Kilometer.
  • 72 Fischarten wurden im aktuellen Bericht in der Donau nachgewiesen, 40 Arten davon in Österreich. Bei den wirbellosen Tieren wurden 484 verschiedene Arten festgestellt.
  • 50tausend Tassen Donauwasser müsste man trinken, um denselben Wert an Koffein zu konsumieren, den eine herkömmliche Tasse Kaffee beinhaltet. Koffein ist zwar in der Donau vorhanden, aber in unbedenklichen Mengen. Auch der Wert an illegalen Substanzen ist nicht besorgniserregend – obwohl in allen elf Proben aus Kläranlagen Spuren von Kokain entdeckt wurden.
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