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Pflegeheime an der Belastungsgrenze

Von (hip/tst/fell)   06.November 2018

"Bei uns im Bezirk sind alle Heimplätze belegt und wir haben eine Warteliste", sagt Braunaus Bezirkshauptmann Georg Wojak. Das war in Braunau nicht immer so: "Vor der Abschaffung des Pflegeregresses hatten wir zwischen 40 und 50 freie Betten", sagt Wojak.

Beim Sozialhilfeverband (SHV) Braunau stehen 15 Menschen derzeit auf der Warteliste. Für die Betroffenen ist das Warten auf einen freien Platz eine große Belastung, sagt Karin Altmüller, Geschäftsführerin des SHV Braunau: "Die Leute zeigen Verständnis, aber jeder, der schon einmal eine demente Person betreuen musste, weiß, wie groß diese Herausforderung ist."

Landesweit sind die Pflegeheime an ihren Belastungsgrenzen angelangt. 97 Prozent der rund 12.500 Betten sind durchschnittlich belegt. Wartelisten sind bei vielen Sozialhilfeverbänden bittere Realität. "In dringenden Fällen müsste ein Platz binnen einer Woche zur Verfügung stehen. Das schaffen wir derzeit nicht. Die Reserven sind weg", sagt Gemeindebundpräsident Johann Hingsamer.

Verstärkter Personalmangel

In manchen Heimen fehlt schlicht das Personal, um sie mit voller Auslastung betreiben zu können.

In Eggelsberg wurde im April 2018 ein neues Heim für 80 Bewohner eröffnet. Von den 80 Betten sind derzeit aber lediglich 30 belegt – nicht, weil es an Nachfrage mangelt: "Wir suchen nicht nur Pflegekräfte, sondern auch Mitarbeiter für die Küche und Reinigung", sagt Altmüller. Es fehlt an Personal, bestätigt auch Bezirkshauptmann Wojak. Bis vor einigen Jahren seien die Ausbildungskurse für Pflegeberufe noch sehr gut besucht gewesen, das habe sich geändert: "Bei uns im Bezirk gibt es viele erfolgreiche Privatwirtschaftsbetriebe, die auch mehr zahlen können. Das macht es noch schwieriger, gutes Personal für die Pflege zu bekommen."

Mehr mobile Betreuung

Klar ist aber, dass der Personalbedarf in der Pflege steigt. "Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2025 1600 Arbeitsplätze im Pflegebereich zu vergeben sein werden", sagt Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP). Mit einem Maßnahmenpaket möchte sie dieser Entwicklung entgegenwirken. Mit dem neuen Lehrgang "junge Pflege" können sich Jugendliche bereits nach der Pflichtschule zum "Fachsozialbetreuer Altenarbeit" ausbilden lassen. Bisher lag die Altersgrenze bei 17 Jahren. Gleichzeitig möchte das Sozialressort alternative Wohnformen und mobile Betreuungsdienste ausbauen, um die Pflegeheime zu entlasten.

In der Landeshauptstadt gibt es so gut wie überhaupt keine freien Pflegebetten mehr. "Wir sind zu 99,5 Prozent ausgelastet", sagt Vizebürgermeisterin Karin Hörzing (SP). Auch sie bestätigt, dass die Suche nach geeignetem Personal immer schwieriger werde. "Der Pflegeberuf müsste wieder auf der Liste der Mangelberufe stehen", fordert Hörzing von der Bundesregierung. Wartezeiten für einen Heimplatz stehen in Linz auf der Tagesordnung: "Im Schnitt dauert es einen Monat." In Ausnahmefällen kann es auch deutlich länger sein.

Auch der Wegfall des Pflegeregresses mit Anfang des heurigen Jahres (wir haben mehrmals berichtet) hat Auswirkungen für Oberösterreichs Pflegeheime, bestätigt Andrea Außerweger, Bezirkshauptfrau in Freistadt.

Die Anmeldungszahlen seien in den Heimen in Freistadt, Pregarten und Lasberg seit Jahresbeginn stark gestiegen: "Die Angehörigen haben da zum Teil sehr offen gesagt, dass der Entfall des Pflegeregresses ein Grund für die Bewerbung um einen Heimplatz ist", sagt die Bezirkshauptfrau. Wartelisten gibt es inzwischen in allen Heimen in Außerwegers Bezirk.

 

Dem Land entgehen Millionen

Durch die Abschaffung des Pflegeregresses sind laut dem Gemeindebund alleine in Oberösterreich Mehrkosten von rund 65 Millionen Euro entstanden. Dieser Verlust wird zum Großteil vom Bund ersetzt. "Wir werden heuer für Oberösterreich 58 Millionen aus dem Topf bekommen", sagt Gemeindebundpräsident Hingsamer. Er hat aber noch die Hoffnung, auch die restlichen Millionen aus Wien zu bekommen: "Es gibt bereits Anzeichen, dass andere Bundesländer nicht das veranschlagte Geld brauchen werden." Oberösterreich würde in diesem Fall das fehlende Geld im kommenden Jahr doch noch bekommen. 

 

Pflege in Oberösterreich

97 Prozent Auslastung: Nur drei Prozent der 12.500 Pflegebetten in Oberösterreich sind derzeit nicht belegt.

1600 Pfleger: Das Sozialressort des Landes rechnet damit, dass bis zum Jahr 2025 1600 zusätzliche Pfleger gebraucht werden.

65 Millionen Euro: Diese Mehrkosten sind laut dem Gemeindebund durch den Wegfall des Pflegregresses alleine in Oberösterreich entstanden.

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08. Mai 2024