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"Die Monarchie ist besser und billiger, kann aber nur vom Volk kommen"

Von René Laglstorfer   10.August 2018

Norbert van Handel

 

 

"Monarchie ist besser und billiger"

Hinter den meterdicken Mauern von Schloss Almegg (Bez. Wels-Land) knarrt und knirscht der Holzfußboden am Weg in die stilvollen Empfangsräume. Dort warten bereits drei Generationen der Familie van Handel. „Bitte kommen Sie nur weiter“, sagt das 1942 geborene Familienoberhaupt Norbert van Handel und steckt sich eine Pfeife an. In seinem Arbeitszimmer hängen Waffen und Helme, die seine Vorfahren in Kriegen verwendeten.

Seine Frau Elisabeth, geborene Freiin von Gagern, hat van Handel bei einem Ball in seiner Geburtsstadt München kennengelernt. 1971 übernahmen sie das Schloss Almegg. „Wir waren jung genug, um die ganze Mühsal mit Begeisterung auf uns zu nehmen, ein heruntergekommenes Schloss zu renovieren“, sagt sie. Vor kurzem feierte das Paar Goldene Hochzeit.

Parteiaustritt nach Jahrzehnten

Der älteste ihrer beiden Söhne, Paul-Anton van Handel (49), verwaltet den Familienbesitz, zu dem rund 70 Hektar, eine Firma, Wohnungen sowie der verpachtete Grund für den Familienpark Agrarium gehören, der aber nicht von der Familie betrieben wird. „Wir haben einen richtigen Bauchladen, von dem die Familie lebt“, sagt Paul-Anton. Er ist mit Anita aus Fischlham, einem Nachbarort von Steinerkirchen, verheiratet. Die drei Kinder besuchen das Stiftsgymnasium Kremsmünster: Flora (14) und Pius (11) sitzen mit am Tisch, Emma (16) macht gerade eine Übungsfahrt für den Führerschein mit ihrer Mutter.

„Ich geh in Wien gern in ‘Proleten-Beiseln’ und hör’ mir an, was die Arbeiter sagen. ‘Wir bräuchten wieder einen Kaiser’, ist das Grundgefühl, das aber politisch nicht wirksam ist“, sagt Norbert van Handel. 2008 gründete er den St. Georgs-Orden neu, der den „multinationalen alt-österreichischen Staatsgedanken“ und eine „ritterliche Lebensauffassung“ bezweckt. Erst vor drei Monaten hat „Großmeister“ Karl Habsburg Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) in einer Zeremonie in Wien in den elitären Ritterorden aufgenommen. Weitere Mitglieder sind Verkehrsminister Norbert Hofer, Ex-Vizekanzler Herbert Haupt (beide FP) sowie die beiden Alt-Landeshauptmänner Josef Pühringer und Erwin Pröll (beide VP).

„Die Monarchie ist die bessere Staatsform und billiger, weil man sich eine Wahl spart. Aber sie kann nur vom Volk kommen“, sagt van Handel. Erst vor wenigen Monaten trat er nach Jahrzehnten der Mitgliedschaft aus der ÖVP aus. „Ich habe der Partei nicht verziehen, dass sie bei der Bundespräsidentenwahl Alexander van der Bellen statt Norbert Hofer unterstützt hat. Außerdem fühle ich mich den freiheitlichen Werten näher.“

 

 Aus der Familiengeschichte

Der erste bekannte Namensträger der ursprünglich holländischen Familie hieß Everart van Handel. Der Bürgerliche wuchs in der südlichsten Provinz Hollands, Nordbrabant, in Gemert, rund 20 Kilometer von Eindhoven entfernt, auf und war um 1365 Schöffe. In den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten kamen viele Familienmitglieder in öffentliche Stellungen.

1541 adelte Kaiser Karl V. die drei Brüder Sebastian, Sebold und Gotthard Handel mit einem Wappenbrief. 1776 kam der Stammvater der drei Linien Handel-Mazetti, Hagenau und Almegg im baden-württembergischen Mergentheim zur Welt. Paul Anton von Handel war drei Mal verheiratet und verstand es, durch kluge Heiratspolitik seine Nachkommen im Kaisertum Österreich geschickt zu positionieren.

 Aus der Familiengeschichte "Welch lebhaftes, scharfes und richtiges Urteil sich der Kaiser bewahrte"
Paul Anton von Handel (1776–1847)

Enges Verhältnis zum Kaiser

Als 24-Jähriger nahmen ihn die Franzosen 1798 in Heilbronn als Geisel. Ein Jahr später wird er Hofrat und 1808 in den österreichisch-erbländischen Adel aufgenommen. 18 Jahre vertrat Paul Anton das Kaiserhaus Österreich als eine Art Botschafter am großherzoglich-hessischen und herzoglich-nassauischen Hof sowie bei der freien Reichsstadt Frankfurt. Für seine Verdienste um die Monarchie erhob ihn Kaiser Franz I. im Jahr 1819 steuerfrei in den österreichischen Freiherrenstand. 1827 erwarb er die Herrschaft Hagenau im Innviertel und wurde Mitglied des „ob der ennsischen Ritterstandes“ sowie in die Ständeversammlung in Linz aufgenommen.

Sein Enkel Erasmus Freiherr von Handel war von 1905 bis 1916 Statthalter im Erzherzogtum Oberösterreich. Im Ersten Weltkrieg avancierte er zum Innenminister und schlug Kaiser Franz Josef die Umwandlung des Vielvölkerstaats in einen demokratischen Bundesstaat vor. „Die Idee ist gut, aber das kann man nicht mitten im Krieg machen“, soll der Kaiser gesagt haben. „Welch lebhaftes, scharfes und richtiges Urteil sich der Kaiser damals noch, zweieinhalb Monate vor seinem Hingang, bewahrt hatte“, so Erasmus.

Er wurde erneut Statthalter in Oberösterreich und übergab mit dem Zerfall der Monarchie die Geschäfte an die provisorische Landesversammlung, der er angehörte.

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